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Der Müll im Weltraum

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Obwohl führende Wissenschaftler und ihre Gremien, darunter NASA und Pentagon, das Problem ausführlich beschrieben und vor ihm gewarnt haben, wird nichts dagegen getan - im Gegenteil: Die Schutt- und Müllhalde Weltraum wird immer bedrohlicher.

Nach der letzten Bestandsaufnahme der amerikanischen Weltraumaufklärung NORAD (North American Defense Command Center) schwirrten auf verhältnismäßig niedrigen Erdumlaufbahnen 7.150 Teile Raummüll umher. Es handelt sich dabei um Objekte von wenigstens zehn Zentimetern Durchmesser, denn nur ab dieser

Größe können die weltweiten NORAD-Systeme Stücke, Bruchstücke und Geräte, Satelliten etwa oder Raketenstufen, ausmachen.

Diese 7.150 Objekte, darunter auch große wie Saljut Sieben, haben ein geschätztes Gesamtgewicht von rund zwei Millionen Kilogramm. Zu diesen Stücken, die jährlich um 300 wachsen, kommen noch 30.000 kleinere Bruchstücke, die von NO-RAD-Kameras und -Radargeräten nicht erfaßt werden können — Schrauben etwa, Uberreste zersplitterter oder explodierter Satelliten und Raketen, und weiter hinzu kommen wahrscheinlich Millionen „Flocken“ von abgerissenen Farben und Aluminiumüberresten. Doch auch sie, quasi Weltraum-Spurenelemente, können tödlich sein: Trifft ein Farb-„Klecks“ von nur 0,5 Millimetern Durchmesser mit einer (dort „oben“ üblichen) Geschwindigkeit von zehn Kilometern pro Sekunde auf einen Astronauten, entspricht die Wirkung einer Maschinengewehrsalve auf der Erde.

Seit einiger Zeit schon gibt es unzweideutige Hinweise auf die Gefährlichkeit dieses Weltraummülls:

• Als die Astronauten der „Challenger“ während der STS-Sieben-Missiön 1983 eines Morgens aufwachten, sahen sie zu ihrem Staunen und Entsetzen eine Delle oder Einkerbung in einem der Cockpit-Fenster. Analyse dann nach der Landung: Ein winziges Stück Farbe hatte im Spezialglas einen „Krater“ hinterlassen.

• Im gleichen Jahr meldeten die Kosmonauten Lya-kow und Alexandrow, daß ein Fenster ihrer Saljut-Sta-tion von einem Objekt getroffen und „angekratzt“ worden sei.

Amerikanische Raum-Techniker sind der Meinung, daß es für ein internationales Abkommen höchste Zeit ist. Es sollte festlegen, daß Raumfahrtgeräte so konstruiert sind, daß sie weniger Bruchteile ergeben.

Man überlegt auch die Schaffung automatischer Großsammler, Satelliten-Müllschlucker sozusagen, die auf Erdumlaufbahnen wie Staubsauger arbeiten. Sie könnten dann auf eine tiefere Umlaufbahn befördert werden und beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen: Müllverbrennung im Weltraum.

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