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Der neue Bischof von St. Pölten
Kommenden Sonntag wird der bisherige Wiener Auxiliarbischof Kurt Krenn als Bischof der Diözese St. Pölten installiert werden. Der Großteil des Diözesanvolkes wird ihm, obwohl verstört über die äußere Form der Bestellung, einen Vertrauensvorschuß entgegenbringen, wie es kirchlicher Tradition entspricht. Eine Minderheit wird ihren Mißmut auch öffentlich zum Ausdruck bringen, wie es unvermeidlicherweise immer mehr in der römisch-katholischen Kirche üblich wird: Die Zeiten des blinden, unkritischen Gehorsams sind ein für allemal vorbei.
Viele aber werden wieder einmal auf die zunächst einmal recht anheimelnde Feststellung hereinfallen: Laßt doch den letztlich unwichtigen Streit um Bischofemennungen und andere „Formalitäten" sein! Kirchliche „Nabelbeschau" interessiert die meisten Menschen nicht; wer davon redet, lenkt vom Wesentlichen ab und drängt Kirchendistanzierte in noch größere Ferne. Das ist leider insofern ein Irrtum, als ein Bischof halt doch wesentliche Entscheidungen trifft: personalpolitische und sachpolitische. Wenn alle Schaltstellen mit kleingläubigen Bekämpfern von Öffnung, Weite und Zukunft besetzt werden, bekommt die Kirche einer Diözese ein runzeliges Gesicht.
Das ist der Grund, warum ein Diözesanbischof wie Kurt Krenn Besorgnis auslöst. Er verkörpert nicht das Gesicht einer vorwärtsdrängenden, neue Herausforderungen frohen Mutes annehmenden Kirche, die weiß, daß sie das Wichtige und Notwendige nur erhalten kann, indem sie sich vom Unwichtigen und Unwesentlichen immer wieder trennt. Bei den Krenns scheint es, sie hielten alles je in Rom Gesagte für wesentlich und unabänderlich. Wären alle Bischöfe so, müßte die Kirche ersticken.
Daß die Kirche nie am eigenen Hochmut erstickt ist, verdankt sie dem heiligen (Heiligen) Geist des gläubigen Widerstands, der in keiner Epoche in ihren eigenen Reihen versiegt ist. Das darf man auch dem neuen Diözeanbischof in Erinnerung rufen, den man privat als aufgeschlossenen, fröhlichen, unbefangenen Menschen kennt und achtet. Der Fußballfreund Krenn weiß: Der Papst ist unser unverzichtbarer Mittelstürmer. Aber Schiedsrichter ist nicht er, sondern Gott.
Und noch eines: Daß durch die Form der Bestellung Krenns dessen Amtsvorgänger und mit diesem in gewisser Weise das ganze Diöze-sanvolk schwer gekränkt worden sind, bestreitet niemand. In der Kirche aber gibt es für die Gutmachung von Schuld ein Ritual: Bekenntnis, Reue, Besserungsgelöbnis. Kein Verantwortlicher der Kirchenleitung hat sich bisher zu dieser Vorgangsweise bekannt. Es geht aber nicht an, daß eine Kirche, die das einer Milliarde Mitgliedern predigt, im eigenen Bereich ohne Namen, ohne Gesicht und ohne Herz in Erscheinung tritt.
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