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Der ÖVP-Krieg
Jetzt also fliegen in der ÖVP die Fetzen. A her das hat man ja gewußt, daß der von Bruno Kreisky in der SPÖ ausgerufene Atomkrieg ein spiegelbildliches Echo finden würde. Es ist schon ein Wunder, daß es in dieser Reihenfolge geschah.
Erhard Busek kontra Michael Graff: So sieht es auf den ersten Blick aus. In Wirklichkeit geht es um mehr, auch nicht nur um Grüne kontra Technokraten. Es geht wirklich, wie Busek es formuliert hat, um die Zukunftsperspektiven der Partei.
Es ist klar, daß eine solche Diskussion nach einer Wahlniederlage unvermeidlich und mit Einigkeitsappellen nur kurzfristig aussetzbar ist. Besser ist es, daß darüber nun offen geredet und nicht, wie seit langem schon, nur unter der Hand gemauschelt wird.
Weniger gut ist, daß zur Sachfrage die spezielle Personenfrage Busek kommt. Dieser Teil des Problems muß endlich ehrlich und offen ausgestritten werden.
Erhard Busek ist intelligent, gebildet, phantasie-und gespürbegabt, flexibel. Daß er für die ÖVP unverzichtbar ist, sollte man nicht extra dazusagen müssen.
Muß man aber, weil viele in der Partei ihn ablehnen, manche geradezu hassen. Das hat ein bißchen mit Un-terlegenheitsgefühlen zu tun, mehr schon damit, daß er seine Überlegenheit anderen auch zu spüren gibt, und sehr viel mit dem, was seine Gegner Illoyalität nennen. Sie meinen damit, daß er seiner Partei Predigten hausintern und nicht über die Medien halten sollte.
Hier haben sie mit ihrer Kritik zumindest tendenziell recht. Daß der stellvertretende Bundesparteiobmann Busek in Parteigremien schweigt und tags darauf rhetorische Besserwisserei (inhaltlich meist ohne Präzisierung) betreibt, ist ein Ärgernis, das sein Urheber als solches verstehen müßte.
Könnte Busek sich dazu entschließen, diesem
Wunsch nach Fairneß Rechnung zu tragen, dürfte es für seine Kritiker keinen Grund mehr geben, sich nicht mit ihm argumentativ auseinanderzusetzen. Dann könnte man ihn einmal widerlegen (zum Beispiel beim Heruntermachen der Großen Koalition zugunsten illusionärer Utopien) und ein andermal sich seinen Argumenten beugen.
Es war sicher falsch, ihn nicht in die neue politische Konstellation einzubinden. Das könnte auf kluge Weise noch immer nachgeholt werden. Noch mehr falsch wäre es, ihn aus der Reform- und Zukunftsdebatte hinauszuekeln. Das würde Busek selbst gar nicht gut, der ÖVP aber todsicher schlecht bekommen.
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