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Der Papst der dreiunddreißig Tage

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Eine Leuchtrakete steigt auf, verlöscht wieder. Aber die wenigen Momente, in denen sie ihr helles Licht über die Nacht wirft, genügen, um den Weg erkennen zu lassen.

„Der Papst, der lächelte“, hat in den wenigen Tagen seines Wirkens an der Spitze der katholischen Kirche den Menschen ein Aufleuchten von Hoffnung und Freude geschenkt, das nun weiterwirken muß, auch wenn sein Lachen verlöscht ist

Als Johannes Paul I. am Abend des 26. August zum ersten Mal von der Loggia herunter den päpstlichen Segen erteilte, mit brüchiger Stimme noch, die die innere Bewegung erkennen ließ, als dann sein befreites und befreiendes Lachen aus ihm herausbrach, da fühlten die hunderttausend auf dem Petersplatz, daß sie Zeugen eines Neubeginns waren.

Nicht nur eines neuen Pontifikats, einer neuen Regierungszeit, sondern einer Ära, die bemüht sein sollte, ihre Probleme im Zeichen der Hoffnung, der Freude, der Liebe zu lösen.

Dieser Neubeginn kann nicht schon nach 33 Tagen wieder beendet sein. Die 33 Tage des Johannes Paul können nicht nur eine Episode ohne Folgen in der zweitausendjährigen Geschichte des Papsttums gewesen sein. Sonst wäre unser Glaube nichtig, daß schon bei der Wahl des Albino Luciani der Heilige Geist die Wahlmänner geführt hat und daß auch hinter dem raschen Ende ein Sinn steht, auch wenn wir ihn nicht erkennen können. Auch die Apostel erkannten einst nicht, warum auf den triumphalen Einzug Christi in Jerusalem so schnell der Karfreitag folgen mußte.

Papst Luciani verband die Namen seiner beiden Vorgänger mit der Kennziffer I. Er wollte fortsetzen, was sie ihm hinterlassen hatten und doch selbst einen Neubeginn markieren, eine neue Richtung weisen.

Alles, was in diesem Zusammenhang von den konkreten Aufgaben gesprochen wurde, die einem Papst zu erfüllen obliegen, ob Verstärkung der Seelsorge oder der ökumenischen Bemühungen, ob Reform des Kirchenrechts und Wiederbetonung alter Traditionen, kurz ob „progressiv“ oder „konservativ“, hat damit nichts zu tun (Hat es überhaupt mit der Grundfrage des Papsttums zu tun, mit der Frage Christi an Petrus: Liebst du mich?).

Johannes Paul brannte aus in der Liebe zu Christus. Er brannte aus in seinem Lächeln, sagte ein Prediger am Sonntag. Wie eine Leuchtrakete, die ihr Licht über die Nacht verstrahlt. 33 Tage lang.

Albino Luciani lächelte noch im Tode, über dje „Nachfolge Christi“ des Thomas von Kempen gebeugt. Christus lebte 33 Jahre auf Erden. Sein Stellvertreter wurde nach nur 33 Tagen zu Ihm einberufen. Nur eine Zahlenspielerei? Wie schließt die Weisung des niederrheinischen Augustinermönches, die Johannes Paul als letzte Lektüre diente? „Wären die Werke Gottes also, daß sie leicht von menschlicher Vernunft könnten begriffen werden, so wären sie nicht wunderbar noch unerforschbar zu nennen.“

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