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Der Pionier stirbt aus

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Nixons Handelsminister nur eine einzige schwerstens gefährdete Branche, nämlich die Luftfahrtindustrie, der er einen Umsatzrückgang von 23 Prozent prophezeit, und drei weitere Wirtschaftszweige, die Rückgänge von neun (Eiisenbahnwaggon- bau), acht (Lenkgeschoße und Raumfahrzeuge) und fünf Prozent (Aufzüge) zu erwarten hätten. Das Einkommen in der Baubranche soll, laut Handelsministerium, jedoch um 21 Prozent auf 109 Milliarden Dollar steigen.

Nixons Hoffnungsgebiet Nummer eins ist die Autoproduktion, die, wenn ihr Erfolg dem Zukunftsblick der Wirtschaftsoffiziellen entspricht, ihren Umsatz um 30 Prozent auf 23 Milliarden steigern müßte. Der Aufschwung in dieser Branche war in den letzten Monaten tatsächlich eindrucksvoll, ging freilich auf einen bedeutenden Nachholbedarf aus dem vergangenen schlechten Jahr zurück, wie die wirtschaftliche Lage ja überhaupt auch durch eine enorme Kaufzurückhaltung breiter Schichten gekennzeichnet ist. Die auf Sparkonten gehorteten Arbeitseinkommen erreichten schwindelnde Höhen. Was wiederum schlechtere Sparzinsen und billigeres Geld für Investitionen bedeutete.

Für 1971 werden etwa 8,2 Millionen produzierte Personenwagen erwartet, in den nächsten Jahren soll ihre Zahl, etwa im Ausmaß von drei Prozent pro Jahr (wie in den sechziger Jahren), auf 9,2 Millionen Einheiten 1975 und 10,6 Millionen 1980 steigen, wenn das Konsumentenverhalten die Propheten nicht enttäuscht.

In der 1970 durch langanhaltende Streiks lahmgelegten Lastwagen- und Autobusproduktaon erwartet die Regierung eine jährliche Zunahme von etwas mehr als fünf Prozent. Weitere Konjunkturspritzen auf die

Seit es den Staat Israel gibt, ist er in der Entwicklungshilfe für die jungen Staaten Schwarzafrikas vorbildlich tätig, aber nun weht ein Wind der Ernüchterung durch die israelische Presse: Man drückt die Meinung aus, daß sich die Entwicklungshilfe für Schwarzafrika auf dem internationalen Forum nicht bezahlt mache. In der breiten Öffentlichkeit Israels ist die Malaise über die Haltung der Negerstaaten gegenüber Israel deutlich bemerkbar. Gerade in seiner ge- gegenwärtigen politischen Isolation schaut Israel sehr genau auf diese Staaten, für deren Entwicklung große Opfer gebracht worden sind.

Im israelischen Außenministerium weist man allerdings darauf hin, daß der Ärger schon rein materiell ohne Grundlage sei, da Israel 1970 Waren für 45 Millionen Dollar nach den Republiken Schwarzafrikas exportiert, dagegen nur für 12 bis 15 Mil lionen Dollar importiert habe, außerdem seien in diesem Jahr etwa 40 Millionen Dollar aus Profiten von in Afrika getätigten Investitionen nach Israel geflossen.

Der stellvertretende. Generaldirektor des Jerusalemer Außenministeriums, Jakob Schimoni, und der Leiter der Afrikaabteilung des Außenministeriums, Chanan Incxr, haben überdies kürzlich 14 afrikanische Hauptstädte besucht Aus ihrem Bericht geht hervor, daß es nicht richtig sei, daß sich Schwarzafrika von Israel abgewandt habe. Es sei vielmehr zu unterscheiden zwischen wirtschaftlichen Beziehungen und politischen Abstimmungen in der UNO. Auch an sich anglophile afrikanische Republiken stimmen in der UNO z. B. gegen Waffenlieferungen Großbritanniens an Südafrika; frankophile, selbst solche, die von Paris wirtschaftlich sehr abhängig sind, stimmen oft gegen Frankreich. Meinungsverschiedenheiten unter Freunden seien nichts Illegitimes. Die meisten afrikanischen Staaten sehen sich einem starken arabischen und sowjetischen Druck ausgesetzt: sie möchten es sich mit keinem der beiden Lager verderben, so daß sie sich der Stimme enthalten. Die Araber waren früher bei den Schwarzafrikanenn verhaßt — sie wurden von ihnen mit Sklavenhändlern identifiziert; doch haben es die Araber verstanden, durch großanigelegte Staatsbesuche ihrer Präsidenten, durch Millionenbestechungen seitens der arabischen Ölländer usw. sich antiisraelische Erklärungen dieses oder jenes afrikanischen Staatsoberhauptes zu erkaufen.

Von 41 Staaten, die der Organisation für die Einheit Afrikas (OEA) angehören, unterhalten nur neun keine diplomatischen Beziehungen mit Israel. Sechs davon sind arabische Länder (einschließlich der Maghreb-Staaten), die anderen drei Spanisch-Marokko, Mauretanien und Guinea, das die diplomatischen Beziehungen nach dem Sechstagekrieg abgebrochen hat. In den übrigen

32 Ländern sind 24 israelische diplomatische Vertreter akkreditiert. In den afrikanischen Ländern betätigen sich gegenwärtig 250 israelische Experten. Die bilateralen Beziehungen mit diesen Ländern sind gut und werden dauernd besser. Das Außenministerium in Jerusalem hat Gutachten über die Beziehungen zu einigen der bedeutendsten afrikanischen Staaten abgefaßt, die durchaus positiv für Israel zu werten sind.

Trotz politischer Zurückhaltung — weil Äthiöpien von arabischen Staaten umgeben ist — haben die Äthiopier eine starke emotionelle Beziehung zu Israel. Das Hadassa- Spital in Jerusalem wird im Volksmund als äthiopisches Krankenhaus bezeichnet, weil sich so viele Äthiopier dort behandeln lassen. In Äthiopien leben 150 israelische Familien. Durch die historische Liebe König Salomons zur Königin von Saba halten sich die Äthiopier für Blutsverwandte der Israelis; auch ihre Sprache ist semitisch. Israel hat in Äthiopien eine Medikamenten- fabrik errichtet und eine große Bauimwollnrusterfarm angelegt; wie in vielen anderen Ländern bauen Israelis auch in Äthiopien Großhotels.

So entfaltet Soleh Boneh, die Baufirma der israelischen Gewerkschaftsorganisation Hidastruth, in

Kenia eine große Bautätigkeit. Das Keniaplateau ist mit seinem Ganz- jahresfrühling ein Paradies auch für israelische Touristen, denen der Flug von Israel billiger kommt als nach Europa. Das liberal-kapitalistische Regime-Kenias macht es israelischen Investoren möglich, nutzbringende Anlagen in Entwicklungsprojekten durchzuführen.

Auf Grund eines UNO-Beschlusses (1952/53) wird die kongolesische Armee von Israel ausgebildet, wofür Kongo Israel dankbar ist. In der zweiten Märzhälfte sind der kongolesische Generalstabschef und der stellvertretende Verteidigungsminister zu einem Besuch in Israel eingetroffen. Kongo importiert auch Waffen und verschiedene Geräte von Israel — und zahlt in Devisen.

Als bedauerlich erklärt man im israelischen Außenministerium, daß der israelische Pioniertyp, der noch vor einem Jahrzehnt in Afrika große Begeisterung und Bewunderung ausgelöst hat, heute so gut wie nicht mehr existiert: Die heute in Afrika tätigen Israelis „fraternisieren“ weniger — und gerade das hat den Afrikanern, wenn sie es mit der Überheblichkeit ihrer einstigen Kolonialherren verglichen, gut gefallen. Dennoch ist Israels Prestige in Schwarzafrika ein wichtiges Faktum geblieben.

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