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Der „Prälat von Osterreich“

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Am Heiligen Abend wird der . Propst von Klosterneuburg -als Gralshüter der Babenberger-Stiftung und des (unvollendeten) Habsburger-Escorials auch als „Prälat von Österreich“ tituliert -sein (nach wie vor höchst aktives) achtzigstes Lebensjahr vollenden. Der Abt-Primas der weltweiten Augustiner-Chorherren-Konföderation und langjährige Generalabt der Österreichischen Augustiner-Chorherren-Kongregation Gebhard Koberger zählt zu jenen großen Österreichern, die wie Franz König und Karl Rahner nicht nur vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt worden sind, sondern dieses auch selbst mitgeprägt haben. Sein Mitbruder Floridus Röhrig hat ihm mit seiner eben erschienenen Würdigung ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt.

Nach dem Jubilar wurde auch das „Propst Gebhard Koberger Institut zur Erforschung der Chorherrengeschichte“ benannt, das im kommenden Frühjahr den ersten Band eines „Österreichischen Chorherrenbuches“ herausbringen wird. Und für Koberger ist es das schönste Geschenk, wenn Freunde diese Arbeit unterstützen (Bankverbindung: Schelhammer & Schattera Kto. Nr. 200212).

In einer im neuen Aufbruch befindlichen Kirche, in welcher der Umgang mit Sozial- und Wirtschaftsfragen weithin von einem bewundernswerten pastoralen Engagement, häufig aber gepaart mit ökonomischer Desorientierung gekennzeichnet ist, bietet dieser Propst eine eindrucksvolle Symbiose von seelsorglichem Anliegen und nüchterner Sachkompetenz in allen Fragen der optimalen Nutzung der dazu bestimmten Ressourcen.

Sein Verständnis des Umgangs mit den wirtschaftlichen Vermögenswerten als Tätigkeitsbereich positiver christlicher Verantwortung folgt dem großen österreichischen Sozialethiker Johannes Messner, der lang vor dem Konzil, das sich nun auch lehramtlich voll zur (relativen) Autonomie der Wirtschaft bekannte und „das ihr eigene Gute“ anerkannte, feststellte: „Wenn Wirtschaften nichts anderes bedeutet als einen der vernünftigen Menschennatur entsprechenden Umgang mit knappen Gütern, dann ist das ökonomische Prinzip ein ethisches Postulat!“

Heute erfahren wir aus allen Lernprozessen von der Unterversorgung der Dritten Welt bis zum Versorgungsdesaster in den kommunistischen Ländern die Verpflichtung aller zu einer optimalen

Nutzung der knappen Ressourcen.

Das Nachdenken über soziale und wirtschaftliche Probleme in der Kirche macht heute von den rei-chen Erfahrungen der erfolgreichen Verwalter großer kirchlicher Vermögenswerte kaum Gebrauch. Wenn auch die Verantwortung für das geistige Leben der Kommunität die wichtigste Aufgabe eines Oberen ist, so hängt sie doch sehr eng mit den wirtschaftlichen Belangen zusammen. Die Ordensgemeinschaft braucht eine entsprechende finanziell gesunde materielle Basis, auch die zahlreichen Stiftspfarren brauchen finanzielle Unterstützung und schließlich ist das Stift auch Brotgeber für eine große Zahl von Beschäftigten und ihre Familien. Dank der Großzügigkeit des Heiligen Leopold war das Stift von Anfang an mit reichlichem Besitz ausgestattet, umso größer aber ist die Verantwortung eines Oberen im Umgang damit.

Gebhard Koberger hat auch auf dem wirtschaftlichen Gebiet neue Wege beschritten. Er hat nicht nur einen weltlichen Wirtschaftsdirektor angestellt, der angesichts der immer komplizierter werdenden Vorgänge dem geistlichen Zentraldirektor zur Seite steht, sondern unternahm auch einen Schritt, der für andere Ordenshäuser vorbildlich werden könnte. Das Stift Klosterneuburg gründete zwei Gesellschaften: Die Stiftsbetriebe Ges.mb.H., die Weinbau- und Kellerwirtschaft und gastronomische Betriebe umfaßt (mit zwei Tochtergesellschaften in Passau und London), und die Gesellschaft Mayer & Comp., in der Druckerei, Buchhandlung und Souvenirgeschäft zusammengefaßt sind.

Auf diese Weise kann das Stift seine Mittel am rationellsten einsetzen und alle Vorteile ausnützen, die heute neuen innovativen Unternehmungen zur Verfügung stehen. Das Stift Klosterneuburg ist seit Propst Gebhard nicht mehr ein traditioneller Land- und Forstwirtschaftsbetrieb, sondern ein modernes vielgestaltiges Unternehmen.

Der Großbetrieb Klosterneuburg umfaßt auch eine rege Bautätigkeit, in den Pfarren, für Jugend-und Behindertenheime, vor allem aber die Gesamtrenovierung anläßlich des Jubiläums der Heiligsprechung des Stifters.

Die ökonomische Begabung Gebhard Kobergers kam und kommt auch der gesamten Kirche zugute, wie zum Beispiel der kirchlichen Aufbauanleihe, für die die Vermögenswerte der österreichischen Klostergemeinschaften hafteten.

Allen Grund zum Dank hat vor allem auch die FURCHE: Die reiche Erfahrung und das aktive Engagement Kobergers, der seit 1976 als Vorsitzender des Auf sichtsrates der „DIE FURCHE“-Zeitschriftenbetriebsges.m.b.H. und Co. KG. fungiert, ist für die Neugestaltung der FURCHE entscheidend gewesen. Er war es, der den Herausgebern im Jahre 1976 den Weg zur Bischofskonferenz geöffnet hat. Damit waren die Weichen gestellt für die neue Aufwärtsentwicklung der FURCHE als gesamtösterreichisches Organ namhafter katholischer Verlage und Preßvereine und als Organ zur selbstbewußten Mitgestaltung der Meinungsbildung in Kirche und Welt.

PROPST GEBHARD KOBERGER. Von Klosterneuburg zur Weltkirche. Von Floridus Röhrig. Herausgegeben von der Stadtgemeinde Klosterneuburg, Klosterneuburg 1989. 112 Seiten, reich illustriert, öS 110,-.

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