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Der Schilling rollt nach Maß und Ziel

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Österreichs Kreditinstitute sind zu Universalbanken geworden. Alle werben mit ähnlichen Angeboten um die Kundschaft. Trotzdem sind spezifische Ausrichtungen der einzelnen Institute zu erkennen.

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Österreichs Kreditinstitute sind zu Universalbanken geworden. Alle werben mit ähnlichen Angeboten um die Kundschaft. Trotzdem sind spezifische Ausrichtungen der einzelnen Institute zu erkennen.

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Die Anfangszeiten des vorerst noch ungeregelten und eher chaotischen Bankwesens waren bis in den Vormärz hinein von den Privatbankiers geprägt. Es waren das die Geymüllers und Rothschilds, aber auch viele heute noch bekannte Namen wie Spängier, Schoeller, Schelhammer & Schattera und andere. Diese widmeten sich fast ausschließlich der Finanzierung der aufkommenden Industrie, des Transportwesens und des Handels, aber auch der Staatsfinanzierung.

Für den städtischen Mittelstand hielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Sparkassenidee ihren Einzug. Nach Gemeinschaftsprinzipien sollten dabei sichere Notgroschen für härtere Zeiten geschaffen und den Mitgliedern in der Folge auch mit Krediten über Probleme hinweggeholfen werden.

Die Privatbankiers waren allerdings überfordert, als nach 1848 infolge von Bauernbefreiung und Grundentlastung die Kreditnachfrage stark anstieg. Dem Genossenschaftsgedanken folgend wurden daher sogenannte Vorschußkassen für den landwirtschaftlichen Bereich gegründet. Das Genossenschaftsgesetz von 1873 erleichterte dann die Umwandlung derselben zu Spar- und Darlehenskassen. Aus diesen landwirtschaftlichen Kassen entwickelte sich in der Folge der Raif f eisensektor. Aus einer anderen Gruppe derartiger Kassen, die sich vorwiegend der Kreditversorgung des kleingewerblichen Bereichs gewidmet hatten, entstand der Volksbankensektor.

Gleichzeitig stiegen auch die Anforderungen des sich rasch entwik-kelnden wirtschaftlichen Systems. Die Mittel dafür mußten durch neue Organisationsformen aufgebracht werden, nämlich durch sogenannte Gründungsbanken, die kleine Kapitalien aufsammeln und in größeren Beträgen und langfristig wieder verleihen sollten. So wurde 1855 die Creditanstalt gegründet, die sich nun neben den Privatbankiers der Finanzierung der Industrie und des Eisenbahnbaus widmete.

Schließlich entstanden ab 1889 die Hypothekaranstalten, die prinzipiell gemeinwirtschaftlich orientiert waren und sich mit der Vergabe von Hypothekardarlehen an die Kommunen und in kleinerem Ausmaß auch an private Bauherrn beschäftigten.

Daneben machen das heutige Bankensystem noch die später hinzugekommenen Bausparkassen, die bekanntlich Kredite ausschließlich für die Wohnraumerzeugung und -beschaffung vergeben, und die sogenannten Sonderbanken oder Sonderkreditinstitute aus. Diese sind mit speziellen Aufgaben betraut, wie etwa die Österreichische Kontrollbank mit der Abwicklung der Exportfinanzierung und -för-derung und mit Schlüsselfunktionen im Anleihenbereich, oder die

Österreichische Investitionskredit AG, welche sich mit der langfristigen Projektfinanaierung in der Industrie befassen soll.

Diese historisch gewachsene Aufgabenteilung hat sich überraschend gut erhalten. Wie die Tabelle zeigt, haben die Aktienbanken und Bankiers (das sind CA, Länderbank und die noch aktiven Privatbankiers) ihre Geschäftsschwerpunkte nach wie vor im Bereich der Finanzierung von Industrie und Handel sowie der öffentlichen Hand (Bund, Länder und Gemeinden). Nicht unbeträchtlich ist dabei das Kreditvolumen, das in die verstaatlichte Industrie investiert wurde. Bedeutend ist heute allerdings auch der Anteil der Kredite an die Unselbständigen und Privaten.

Mittelpunkt des Geschäftsinteresses der Sparkassen ist hingegen immer noch der Privatkredit überwiegend kleineren Umfangs. Fast gleich hoch ist aber bereits das an die öffentlichen Hände vergebene Kreditvolumen, bedingt durch das hohe kommunale Engagement einzelner Institute. Recht große Volumina sind aber auch an Industrie, Handel und Gewerbe ausgeliehen. Den größten Beitrag von allen Institutsgruppen leisten die Sparkassen bei den Krediten an Wohnbauträger. Der Sparkassensektor erscheint so als der Sektor mit dem breitest gestreuten Spektrum seiner Interessen.

Abkehr von der Tradition

Ganz im Gegenteil dazu sind die Landes-Hypothekenanstalten auch heute noch stark auf die Kommunalfinanzierung und in geringerem Ausmaß auf die Wohnbaufinanzierung konzentriert.

Der Raiffeisensektor hat seine Schwerpunkte nun allerdings nicht mehr eindeutig im landwirtschaftlichen Bereich, sondern im Bereich der. Privatkredite, und auch die Ausleihungen an das Gewerbe rangieren noch vor denjenigen an den Agrarbereich, gefolgt von den Krediten an die öffentliche Hand.

Auch der Volksbankensektor liegt nicht mehr voll auf Traditionskurs. In diesem Sektor machen gleichfalls die Privatkredite den größten Teil aus, vor der öffentlichen Hand und erst dann folgen Gewerbe, Handel und Fremdenverkehr (obwohl diese drei letztgenannten Bereiche zusammengenommen das eindeutige Schwergewicht auf den mittelständischen Bereich dokumentieren).

Die Bausparkassen geben ihr Geld zum größten Teil an Unselbständige und Private sowie auch an Freiberufler und Selbständige -alles zweckgewidmet für Wohnraumzwecke - und auch an die Wohnbauträger direkt. Die Sonderkreditinstitute agieren schwerpunktmäßig im öffentlichen Bereich und in der Industrie.

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