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Der Sieger: Makarios

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Mitten in der Auseinandersetzung mit dem Erzbischof auf Zypern hat sich Griechenlands Juntachef zum Vizekönig aufgeschwungen — und sein Christenregime damit im Ausland restlos abgewertet. Papadopoulos als Ersatzkönig und Regierungschef — Makarios als Erzbischof und Chefminister. Mittlerweile freilich hat Makarios seine Position weiter gefestigt und steuert einen Kurs auf weitere Internationalisierung.

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Mitten in der Auseinandersetzung mit dem Erzbischof auf Zypern hat sich Griechenlands Juntachef zum Vizekönig aufgeschwungen — und sein Christenregime damit im Ausland restlos abgewertet. Papadopoulos als Ersatzkönig und Regierungschef — Makarios als Erzbischof und Chefminister. Mittlerweile freilich hat Makarios seine Position weiter gefestigt und steuert einen Kurs auf weitere Internationalisierung.

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Und genau das Gegenteil, den Anschluß der Insel an Griechenland auf dem Umweg über eine von Athen gelenkte Regierung in Nikosia, hatten die griechischen Machthaber bei ihren Manövern im Auge gehabt. Die innere Attacke gegen Makarios, die Rücktrittsforderung von Seiten seiner eigenen Bischöfe, ist diesen ins Auge gegangen. Wegen der Empörung ihrer Gläubigen können sie die Ordinariatskanzleien ohne Lebensgefahr nicht mehr verlassen und müssen damit rechnen, selbst über kurz oder lang in die Klosterhaft einer zypriotischen Bergabtei zu wandern. Die von Athen ausgestreute Parole vom „Roten Erzbischof“ hat Makarios geschickt durch massive Parteinahme für den exilierten griechischen König Konstantin abzubiegen gewußt, und Partisanen haben, militärisch gesehen, kaum mehr Aussichten, seit der Erz-bischof-Präsident seine Polizisten und Gendarmen mit neuesten tschechoslowakischen Waffen ausstatten konnte.

Inzwischen wahrt der Erzbischof weiter Schweigen zu der Forderung der zypriotischen Bischofskonferenz nach seinem Rücktritt als Staatsoberhaupt. Angesichts seiner Verzögerungstaktik haben ihm mit Athen liierte orthodoxe Kreise außerhalb Zyperns die Demission durch Aussichten auf den Istanbuler Patriarchenthron, den höchsten aller

Ostkirchen, schmackhaft zu machen gesucht. Aber erstens läßt die Regierung in Ankara nur Kandidaten türkischer Staatsbürgerschaft zu, und zweitens ist gerade Makarios der in der Türkei bestgehaßte orthodoxe Kirchenfürst.

Inzwischen hat der Erzbischof-Präsident selbst eingesehen, auf welch fruchtbaren Boden die antikommunistische Anschlußpropaganda Athens beim zypriotischen Bürger- und Bauerntum gefallen war. Sogar die Forderung der griechischen Regierung nach der Bildung eines ihren Wünschen genehmen Rechtskabinetts in Nikosia hatte in diesen Kreisen wachsende Unterstützung gefunden. Nachdem Makarios die sonst seine Politik deckenden zypriotischen Kommunisten schon zu Anfang der Krise veranlaßt hatte, sich vorläufig völlig zurückzuhalten und die parlamentarischen Aktionen gegen Athen der „Einheitspartei“ des Präsidenten zusammen mit den Linksliberalen seines Leibarztes Lyssaridis zu überlassen, spielte der Erzbischof dann einen weiteren Trumpf aus: Er drohte der Junta in Athen mit einer Einladung des von ihr vertriebenen Königs Konstantin nach Zypern und der Bildung einer griechischen Exilregierung unter dessen Führung in Nikosia. Mit diesem royalistischen Schachzug konnte sich Makarios in der zypriotischen Öffentlichkeit wieder als Mann über den politischen Lagern, und nicht nur der Linken, ausweisen. Den griechischen Machthabern hat diese Entwicklung neue Schwierigkeiten gebracht, was ihre Pressepolemik gegen den König beweist, die parallel zu den Angriffen auf Makarios eingesetzt hat, desgleichen die Absetzung des widerspenstigen Regenten Zoitakis.

Demokratische Optimisten in Athen geben sich bereits der Hoffnung hin, daß das Militärregime über seine Mißerfolge im Streit mit Makarios zu Fall kommen könnte. Vorher wird Papadopoulos aber sicher seine stärkste Karte, den türkischen Druck auf Nikosia, ausspielen. Das sonst so um die kleinste Entwicklung auf Zypern besorgte Ankara verfolgt die Dinge diesmal mit völliger Ruhe und Zurückhaltung. Beobachter in Nikosia befürchten, daß Griechen und Türken insgeheim zu einer Einigung über die Aufteilung der Insel gelangt sind und daß militärische Pressionen der Türkei sehr wohl noch das erreichen können, was den Ultimaten aus Athen versagt blieb.

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