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Der Start für ein neues Image

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Nur Lob für Österreich und seinen Bundespräsidenten Kurt Waldheim. Der Staatsbesuch in Amman war jedenfalls Balsam für unsere gekränkte Seele. Aber, das war nicht alles.

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Nur Lob für Österreich und seinen Bundespräsidenten Kurt Waldheim. Der Staatsbesuch in Amman war jedenfalls Balsam für unsere gekränkte Seele. Aber, das war nicht alles.

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Wie der Start einer neuen Kampagne — diesmal für Kurt Waldheim — nahm sich der zweite Staatsbesuch des österreichischen Bundespräsidenten, im ha- schemitischen Königreich Jordanien, aus. König Hussein II. ließ nichts unversucht, um den Gast aus Österreich in einem günstigen Licht erscheinen zu lassen. Die „Jordan Times“ betonte in ihrer Ausgabe vom 2./3. Juli, daß Kurt Waldheim in Jordanien besonders willkommen sei —, „und zwar sowohl persönlich als auch als Staatsoberhaupt eines befreundeten Landes“.

Die Regenbogenpresse wird ebenfalls von diesem Besuch nur freundliche Bilder liefern. Kurt Waldheim - umstrahlt vom Glanz eines Königs und einer charmanten Königin. Dazu kamen die jordanischen Soldaten in ihren traditionellen Trachten, die mit Bundeshymne, Walzern und Dudelsackmelodien den österreichischen Bundespräsidenten von Amman nach Umm Quais an den Golanhöhen, ins römische Theater im biblischen Gerasa (Jerash), ans Tote Meer nach Petra und schließlich an den Golf von Akaba begleiteten.

Die Reise wäre wie geschaffen dafür gewesen, Österreichs gutes Weltimage zu verfestigen, wenn da nicht jene andere unselige „Kampagne“ liefe.

Auch in Jordanien wurde Kurt Waldheim auf Schritt und Tritt von Schatten verfolgt Nicht nur in der Person der „Nazi-Jägerin“ Beate Klarsfeld, die gegenüber der FURCHE erklärte, daß sie von ihrem „permanenten Protest, wie versprochen, nicht ablassen“

werde. Auch die jordanische Presse berichtete von den Vorwürfen gegenüber Waldheim. Und die begleitenden österreichischen Journalisten quälten sich immer wieder mit der gleichen Frage: „Herr Bundespräsident sind Sie isoliert?“ Um ständig die gleiche Antwort zu bekommen, daß dies nicht der Fall sei. Und tatsächlich, die vier Tage in Jor danien erweckten den Eindruck, daß dies stimmen könnte.

Auf Transparenten in den Straßen Ammans wurde er überschwenglich begrüßt, österreichische und jordanische Fahnen zierten Straßen, öffentliche Gebäude, Fahrzeuge und Hotels. Auch die Bevölkerung — größtenteils Palästinenser — schien froh, den Bundespräsidenten im Land zu haben, wenngleich aus unterschiedlichen Motiven.

„Waldheim ist ein Mann des Friedens, der viel für unsere Sache getan hat“, sagt ein etwa fünfzigjähriger Palästinenser, der in Akaba zwei Souvenirläden führt, zur FURCHE. Der anti-jüdische Affekt, der aber aus manchen seiner Worte spricht, macht aber ebenso deutlich, daß die Nahostfrage weit mehr beinhal-

tet, als eine Friedenskonferenz zu lösen vermag.

Diese umstrittene Friedenskonferenz, für die König Hussein jetzt viel Propaganda macht, um sie unter der lockeren Aufsicht des Weltsicherheitsrates mit direkter Beteiligung aller Betroffenen durchzuführen (siehe dazu auch FURCHE Nummern 21 und 23/ 1987), kann nur auf einer bestimmten Ebene die Vorąusset- zung und den Rahmen dafür schaffen, daß die Völker des Nahen Ostens zueinander finden.

Bundespräsident Waldheim sagte König Hussein die Unterstützung Österreichs für seinen Nahost-Friedensplan zu. Dabei kehrte er immer wieder seine frühere Rolle als UNO-Generalse- kretär hervor. In diesem Zusammenhang befürwortete Waldheim ehrliche Verhandlungen unter Anerkennung der legitimen In teressen aller Parteien: „Jede faire Regelung“— so Waldheim wörtlich — „muß auch die legitimen Rechte des palästinensischen Volkes berücksichtigen.“ Aussagen des österreichischen Staatsoberhauptes, die Österreichs seit Jahren unveränderte Haltung zum israelisch-palästinensischen Konflikt verdeutliche, wie das auch der „Außenpolitische Bericht 1986“ konstatiert.

Zeitweilig hatte man in Jordanien dbn Eindruck, daß sich Kurt Waldheim gerne in der Rolle des Vermittlers auf dem Hintergrund der UNO-Erfahrungen sieht. Bei einem Empfang in der österreichischen Botschaft in Amman durch Botschafter Arnold Möbius war der Bundespräsident vom UNO-Generalsekretär kaum zu unterscheiden.

Was bleibt aber für Österreich von diesem Staatsbesuch unterm Strich? Zweifellos wird er Waldheim persönlich helfen, mit der gegen ihn laufenden Kampagne leichter fertig zu werden. Der äu-

ßerst herzliche Empfang durch Hussein bedeutet für den Bundespräsidenten eine persönliche Unterstützung. Das macht sich schon in einem lockeren Umgang Waldheims mit den Journalisten bemerkbar und in der Großzügigkeit, mit der er die Klars- feld’schen Angriffe behandelte. Österreichs Amman-Botschafter Möbius lobte sogar die jordanischen Behörden für deren Mut, Beate Klarsfeld einreisen zu lassen.

Hinsichtlich einer Lösung der Nahostfrage konnte Waldheim sicher Erfahrungen vermitteln. Daß er als österreichischer Bundespräsident in irgendeiner Hinsicht initiativ werden kann, kann aber ausgeschlossen werden.

Die bilateralen freundschaftlichen Beziehungen zwischen zwei kleinen, wenn auch kulturell ziemlich verschiedenen Ländern konnten vertieft werden. Nicht nur auf höchster Ebene, Österreich wurde während des Staatsbesuches den 2,5 Millionen Jordaniern (davon 1,4 Millionen im Raum Amman) ausführlich vorgestellt.

Jordanien bleibt für Österreich auch ein wirtschaftliches Hoffnungsgebiet. Die 1982 am Südende des Toten Meeres von der VÖEST-Alpine Finalindustrie fertiggestellte Pottasche-Raffinerie (Auftragswert rund 1,4 Milliarden Schilling) ist ein Zeichen guter Geschäftsbeziehungen mit Jordanien. Im Gefolge des Staatsbesuches erhofft sich Österreich weitere Geschäfte mit Jordanien: Steyr-Daimler Puch hat Chancen auf Abschluß eines LKW-Vertra- ges mit dem jordanischen Militär.

Schließlich — Vizekanzler und Außenminister Alois Mock, der zur Österreich-Delegation gehörte, betonte das gegenüber der FURCHE - sei der Waldheim-Besuch in Jordanien auch auf dem Hintergrund des europäisch-arabischen Dialogs zu sehen. Den Einwand, daß Österreich in diesem Raum jede Einladung als willkommenen Strohhalm ergreife, um aus der Isolierung zu kommen, ließ Mock nicht gelten. Er als Außenminister setze nur fort, was in den letzten Jahrzehnten begonnen worden sei.

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