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Der Student, das unbekannte Wesen

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Über Burschen und Mädchen, die an Österreichs Universitäten studieren, haben sich viele längst ihr Urteil gebildet: Studenten und Studentinnen liegen der Allgemeinheit auf der Tasche und führen ein recht bequemes Leben. Stimmt dieses Vorurteil?

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Über Burschen und Mädchen, die an Österreichs Universitäten studieren, haben sich viele längst ihr Urteil gebildet: Studenten und Studentinnen liegen der Allgemeinheit auf der Tasche und führen ein recht bequemes Leben. Stimmt dieses Vorurteil?

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„Die sollen einmal etwas arbeiten!" ist ein gängiger Ausspruch, der meist dann fällt, wenn Studierende in irgendeiner Weise auffallen. Zum Beispiel, wenn sie sich auf die Straße setzen, we.il für viele die Wohnsituation katastrophal schlecht ist. Eine Befragung von 525 der insgesamt etwa 12.000 Studenten und Studentinnen der Universität Salzburg brachte jetzt etwas Licht in die Lebenssituation einer Gruppe, von der ein großer Teil der Österreicher nicht allzuviel weiß.

Die Antworten ergaben beispielsweise, daß das nun nicht mehr ganz so unbekannte Wesen Student, seine Aufgabe, nämlich Studieren, in der Mehrzahl durchaus emst nimmt. Jedenfalls sieht der Salzburger „Durchschnittsstudent" die Universität fünfmal pro Woche von innen. Naturwissenschafter und Geisteswissenschafter kommen öfter als Juristen und Theologen.

Ein Drittel der Studenten und Studentinnen in der Mozartstadt wohnt allein, der gleiche Anteil bei den Eltern. Juristen tun das besonders häufig. Der Rest verteilt sich auf kleinere oder größere Wohngemeinschaften, Heime, Verwandte. Auf alle Fälle ist das Wohnungfinden und -bezahlen für viele Studierende ein großes Problem.

Erst kürzlich wurde erhoben, daß in der Mozartstadt rund 1.500 Studen-tenwohnplätze fehlen und von jenen Studenten und Studentinnen, die fündig geworden sind, vielfach horrende Mieten bezahlt werden.

Damit wären wir bei jener Seite im Studentendasein, die die bis 1989/90 in Salzburg durchgeführte Befragung am deutlichsten ins Licht gerückt hat, den Finanzen. Immerhin wurde die Studie von Mitarbeitern des Instituts für Wirtschaftswissenschaften der Juridischen Fakultät (Vorstand Professor Alfred Kyrer) gemacht.

Kyrer, derzeit auch Rektor, antwortete auf die Frage, was ihm an den Ergebnissen besonders aufgefallen sei, spontan, daß „so viele Studierende mit so wenig Geld auskommen müssen". Tatsächlich hat der Durchschnitt der Befragten nicht mehr als 4.826 Schilling pro Monat verfügbar. Jeder Fünfte gibt sogar an, daß er mit 3.000 Schilling auskommen müsse. Aber einer von zehn kann mit 8.000 Schilling und mehr rechnen. In die Studentenbörsen fließt das Geld in erster Linie von elterlichen Konten -für acht von zehn Befragten ist das die wichtigste finanzielle Quelle. Zwei von drei bessern das Budget mit Hilfe von Ferial- und Nebenjobs auf. Für einen von vieren bilden Stipendien, Familienbeihilfe und Erspartes die finanzielle Basis.

Wofür wird das Geld ausgegeben? Da zeigen sich gewisse Unterschiede. Juristen wenden zwölf Prozent ihres Etats für Kleidung auf, Theologen sechs, liegen aber mit ihren Bildungsausgaben auf Platz eins (8,3 Prozent). Für „Freizeit" geben die Studierenden 15 Schilling pro Hunderter aus, für „Ernährung" 30 Schilling, für „Verkehrsmittel" 7,50.

Alles zusammengenommen sind die Summen, die die Studenten und Studentinnen der Universität Salzburg im Jahr ausgeben, doch recht beträchtlich. Jährlich sind es rund 500 Millionen Schilling, die da in der Mozartstadt und näheren Umgebung bleiben. Daß auch das Geld aus Studententaschen der Wirtschaft der Region kräftige Impulse gibt, wurde bisher nur von wenigen bedacht. Kyrer und seine Mitarbeiter haben nach jener der Salzburger Festspiele und anderer Großbetriebe jetzt auch die „Umwegrentabilität" von Salzburgs Hoher Schule errechnet. Ihr Ergebnis: ein Jahr,.normaler Universitätsbetrieb" bringt der Region eine Wertschöpfung von rund einer Milliarde Schilling.

Auch die im Einzelfall kleinen Ausgaben der Studierenden tragen insgesamt kräftig zu diesem wirtschaftlichen Effekt bei. Laut Kyrer sind es gut ein Dutzend Branchen, die davon profitieren, daß es in Salzburg eine Universität und einige tausend Studenten gibt. Jetzt einmal abgesehen von anderen nützlichen Wirkungen dieses Faktums!

Immerhin ist gerade auch der positive ökonomische Effekt einer Hohen Schule für das Umfeld eine Facette, die beachtenswert ist, wenn es wieder einmal um die der Allgemeinheit stets auf der Tasche liegende akademische Jugend geht.

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