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Der Tradition und dem Fortschritt auch in der Zukunft verpflichtet

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Vor 70 Jahren wurden die Preß- vereine in Brixen und Bozen zur Verlagsanstalt Tyrolia Gesellschaft m. b. H. mit Sitz in der alten Südtiroler Bischofsstadt Brixen vereinigt. Ziel war die Verbreitung und Durchsetzung christlichen Gedankengutes durch Presse und Buch. Die Wurzeln der Tyroha reichen aber noch weiter zurück: In diesem Herbst jährt sich zum 90. Mal das Erscheinen der „Brixner Chronik“. Mit ihr begann jene Pressearbeit, für die sich die Tyroha auch heute noch initiativ einsetzt. 1892 wurde der „Tiroler Volksbote“ gegründet, der in direkter Linie bis herauf zu „präsent“ führt. Diese Wochenzeitung hat, in veränderter und erweiterter Form, auch die gesell- schafts- und kulturpolitischen Aufgaben der anderen Presseerzeugnisse der Tyroha fortgeführt, die im Laufe der Jahrzehnte ins Leben gerufen und nach ihrer Sinnerfühung oder infolge unabwendbarer äußerer Zwänge eingestellt wurden.

Die politische Geschichte Österreichs spiegelt sich in der Geschichte der Verlagsanstalt Tyroha wider. Vor- ausbhckende Männer, wie die Theologieprofessoren Dr. Aemihan Schoep- fer und der spätere Erzbischof von Salzburg, Dr. Sigmund Waitz, sowie Msgr. Sebastian Rieger, später unter dem Schriftstehemamen Reimmichl volksberühmt, prägten Beginn und Aufwärtsentwicklung in einer Zeit, die mit Spannungen und Konflikten im pohtischen, sozialen und kirchlichen Bereich erfüllt war. Die Tyroha wuchs zu einem geistig ebenso starken und sozial wirlkungsvollen wie kommerziell durch eigene Druckereien und Buchhandlungen gefestigten Unternehmen heran. Ein großes Verdienst daran hatte der 1909 in die Tyroha eingetretene Albert Schiemer, der mit Wagemut und unternehmerischem Weitbhck, aber auch mit klarer ideeller Zielsetzung durch viele Jahre die Geschicke der Firma leitete.

Kriegsbedingt wurde 1915 der Sitz der Gesellschaft nach Innsbruck verlegt. Niederlassungen in Wien und

München erweiterten die Tiroler Basis und haben beigetragen, dem Unternehmen Ansehen und Geltung über die Grenzen der engeren Heimat hinaus zu verschaffen.

Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte die erste harte und bittere Zäsur in der Entwicklung. Die staathche Zerreißung Tirols riß auch die Tyrolia mitten entzwei. Die in Südtirol verbliebenen Unternehmungen waren während der faschistischen Ära schweren Schikanen ausgesetzt, der Name Tyrolia wurde nicht mehr geduldet. Der Südtiroler Unternehmenszweig wurde schließlich als selbständige Gesellschaft unter dem Namen Athesia weitergeführt. Unter Kanonikus Michael Gamper ist die Athesia zu einem Hort im Kampf um die Erhaltung deutschsprachiger Kultur südlich des Brenners geworden.

In.Nordtirol erfreute sich die Tyrolia trotz der schmerzlichen Trennung und der schwierigen allgemeinen wirtschaftlichen Lage der Nachkriegszeit eines weiteren raschen Aufstieges. Die Ausgestaltung der Druckereibetriebe, die Gründung mehrerer Buchhandlungen und neuer Zeitungen und Zeitschriften sowie der Ausbau des Buchverlages kennzeichnen diesen Weg. Bedeutende literarische und wissenschaftliche, vor allem theologische Werke kamen heraus und trugen zur Schaffung des geistigen Profils der Zeit bei. Aus der Vielzahl namhafter Autoren seien hier nur Messner, Pfliegler, Hantsch, Weingartner, Oberkofler genannt.

Aber die erfreuliche Entwicklung währte nicht allzulange. Die politischen Wirren der dreißiger Jahre warfen bereits ihre Schatten voraus und brachten schwere Zeiten für die Tyro-, lia. Mutig und entschlossen trat diese mit ihrer Presse für Österreich und gegen nationalsozialistische Ideologien ein. Auch Gewalt- und Terrorakte, wie ein schwerer Sprengstoffanschlag auf das Druckereigebäude, konnten die Tyrolia in ihrer Haltung nicht beugen. So kam das dunkle Jahr 1938 mit der gewaltsamen Liquidierung der Gesellschaft. Die Nationalsozialisten hatten die Tyrolia zum Schweigen gebracht. Ihre Gründungsziele und Aufgaben schienen für immer ausgelöscht Zu sein.

Aber auch diese leidvollen Jahre gingen vorüber. Nach Kriegsende fanden sich 1945 altbewährte Firmenmitglieder wieder zusammen, neue, gleichgesinnte stießen dazu, um das Aufbauwerk unter Generaldirektor Albert Schiemer erneut zu beginnen. In langwierigen Rückstellungsverfahren wurde die Tyrolia wieder in ihre Rechte eingesetzt. Der Wiederaufbau und die Erneuerung wurden mit Kraft und Zuversicht vorangetrieben. Als 1961 Albert Schiemer in den Ruhestand trat, legte er das schwierige Amt des Generaldirektors in die Hände seines jahrzehntelangen Mitarbeiters, Verlagsleiter Dr. Karl Weingartner, der das Unternehmen umsichtig und getreu der Zielsetzung seiner Gründer weiterführte. Ihm folgte 1969 Dr. Georg Schiemer. Inzwischen war bereits der Umzug in das großzügig und zweckmäßig gestaltete, moderne Verlags- und Betriebsgebäude erfolgt, das in zweijähriger Bauzeit von 1966 bis 1968 im Westen von Innsbruck entstanden war, als festes Fundament für die Zukunft des Unternehmens.

Zielbewußte Rationalisierung und Schritthalten mit den sich ständig weiterentwickelnden neuen Drucktechniken schufen einen leistungsfähigen graphischen Großbetrieb. Die bestehenden Buchhandlungen wurden umgebaut, neue Filialen gegründet. Heute unterhält die Tyrolia außer in Innsbruck Buchhandlungen in Ehrwald, Fulpmes, Imst, Landeck, Lienz, Mayrhofen, St. Johann i. T., Schwaz, Wattens und Wien. So ist die Tyrolia auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu einem angesehenen Unternehmen emporgewachsen, das für mehrere hundert Mitarbeiter und ihre Familien soziale Verantwortung trägt. Damit ist aber auch eine kommerzielle Erfolgsverpflichtung gegeben, die die Grenzen der Belastungen bestimmt. Der wirtschaftliche Erfolg war dem Unternehmen aber nie Selbstzweck und letzter Sinn des Schaffens, sondern nur Grundlage und Voraussetzung für sein programmatisches Wirken. Immer blieb die Gründungsaufgabe als zentrale Idee und Antriebskraft vorrangig: die Herausgabe und Verbreitung des guten Schrifttums.

Die Tyrolia war stets auch ein geistig-kultureller Faktor in unserem Lande. Durch Presse und Buch leistet sie aus christlicher Verantwortung heraus ihren Beitrag zur Meinungsbildung und zur Mitgestaltung des öffentlichen Lebens, bestärkt durch die Impulse, die das Zweite Vatikanische Konzil auch im Medienbereich gegeben hat.

Das betrifft zunächst den Buchverlag, der in der Verlagsgruppe „Engagement“ mitwirkt und zum größten katholischen Verlagshaus in Westösterreich wurde. Er profilierte sich neben den Österreich gewidmeten Bildbänden und landeskundlichen Werken, neben der Jugendliteratur und den Schulbüchern vor allem im theologischen Bereich. Ihre ideelle Aufgabe nimmt die Verlagsanstalt Tyrolia aber auch durch ihr wesentliches Presseorgan wahr, die für breite Leserschichten und vielfältige Leserinteressen bestimmte Wochenzeitung „präsent“, die dem Unternehmen erhebliche finanzielle Opfer abverlangt.

Schon nach Wiedererscheinen des „Volksboten“ im Jahre 1946 griff das Blatt über den Tiroler Raum hinaus und fand in allen Bundesländern seine Leser. Seine Aufgabe veränderte sich damit auch dem allgemeinen Zeitwandel entsprechend. Die Umstrukturierung und die Änderung des Titels in „präsent“ im Herbst 1973 sind Zeichen dieser notwendigen Neubesinnung und Erneuerung. Kommunikationsprobleme und kritisches Selbstbewußtsein in allen Lebensbereichen, die Öffnung der Kirche zur Welt hin, die großen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen veränderten Form und Inhalt, unverändert geblieben sind aber die festen christlichen Grundsätze. Geistig offene Dialogbereitschaft und demokratische Toleranz werden stets am Auftrag der christlichen Wertordnung gemessen, der „präsent“ durch Orientierung, Wegweisung, Entscheidungshilfen und mit allem zu Gebote stehenden Medieneinfluß dienen will. Dieser klaren Zielsetzung, mit der die Tyrolia vor Jahrzehnten angetreten ist, weiß sie sich auch in Zukunft verpflichtet.

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