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Digital In Arbeit

Der Triumph der Bits und Bytes

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Auch heuer werden die Aussteller der ifabo '86 einander an künstlicher Intelligenz übertreffen. Was tut sich abseits davon auf dem heimischen Computermarkt?

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Auch heuer werden die Aussteller der ifabo '86 einander an künstlicher Intelligenz übertreffen. Was tut sich abseits davon auf dem heimischen Computermarkt?

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Vor zehn Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika erfunden, hat der Personal Computer (PC) einen Markt geschaffen, den man heute bereits als gigantisch bezeichnen kann und dessen Größe im Jahr 2000 aus heutiger Sicht kaum zu prognostizieren ist.

Die Marktsituation Österreichs kann man durchaus mit einiger Euphorie betrachten. Nach Angaben des internationalen Marktforschungsunternehmens DIE-BOLD wurden im Jahr 1985115.000 Heim- und Personal-Computer verkauft. Damit erreichte man in Österreich per Ende 1985 einen Stand von insgesamt 350.000 Stück, wovon zirka 280.000 auf billige Heimcomputer entfallen. Die übrigbleibenden 70.000 Geräte sind meist Personal - Computer und werden durchaus im professionellen Raum eingesetzt.

Stellt man einen Vergleich dieser Daten mit denen anderer Länder Westeuropas an, kann man feststellen, daß Österreich eine sehr geringe Computerdichte hat. Ausgelöst durch einen großen Nachholbedarf und durch ein recht gutes wirtschaftliches Klima, rechnen Marktforscher mit jährlichen Wachstumssteigerungen zwischen 50 und 75 Prozent. Der im Vorjahr in den USA eingetretene Markteinbruch ist in Europa kaum und in Österreich schon gar nicht zu erwarten. Die Stagnation dort ist hauptsächlich auf Fehlprognosen und daraus resultierende falsche Produktionspläne und Umsatzerwartungen zurückzuführen. Die europäischen Wachstumsraten sind geringer, und der Markt wächst kontinuierlich.

Mit einer noch stärkeren Steigung des Wachstums kann man im Bereich der Software und der Serviceleistungen rechnen. Das Verhältnis liegt derzeit in Österreich bei zirka 60 zu 40 für die Hardware. Auch Training und Schulung sind ein Bereich, der stark expandieren wird.

Die Preissituation hat sich nach einigen Talfahrten der letzten Jahre ziemlich stabilisiert. Insgesamt tendieren die Hardware-Preise noch etwas nach unten, die Leistungsfähigkeit der Geräte nimmt aber zu, sodaß sich das Ergebnis einigermaßen ausgleicht.

Gleichzeitig muß man jedoch davon ausgehen, daß Software und Programmierung sowie Wartung, Versicherung, Schulung, Training, Planung und Beratung teurer werden bzw. in Zukunft nicht mehr wie bisher kostenlos dazugegeben werden.

Probleme für den Anwender können entstehen, wenn aus falsch verstandenen Kostengründen ein billiger Computer angeschafft wurde. Natürlich gibt es Möglichkeiten, aus dem Dilemma herauszufinden: Man kann den vorhandenen Rechner ausbauen, in verschiedene Dienstleistungen investieren und wird so nach einigem Aufwand auch zu einer funktionierenden EDV-Lösung kommen.

Der zweite Weg ist der des Selbststudiums. Hiezu gibt es Fachbücher, SpezialZeitschriften, Kurse und verschiedenes mehr. Diese Form des Lernens „Lear-ning by doing“ („Selbst ist der Mann“) ist sehr zeitintensiv und daher nur für die wenigsten zu empfehlen.

Der Nutzen einer Personal-Computeranlage kann aber sehr groß, die Einsatzgebiete eines PC's können sehr vielfältig sein. Zur Veranschaulichung der sich ergebenden Möglichkeiten soll untenstehende Aufzählung beitragen. Die Daten wurden anläßlich einer Umfrage erhoben und geben Auskunft darüber, in welchem Bereich österreichische Unternehmen den Einsatz eines PC's planen:

Textverarbeitung 22 Prozent, Fakturierung 17,7 Prozent, Lagerverwaltung 15,6 Prozent, Grafik, Kalkulation, Statistik 12,9 Prozent, Buchhaltung elf Prozent, Finanzbuchhaltung acht Prozent, Lohnverrechnung 6,8 Prozent, Auftragsbearbeitung sechs Prozent.

Diese Aufstellung zeigt, welche Anwendungsgebiete ein PC abdecken kann und wie groß die Nachfrage in den Hauptbereichen ist. (Übrigens planen für 1986 noch 15 Prozent aller österreichischen Unternehmen die Anschaffung einer EDV-Anlage.) Wenn ein potentieller Anwender nun nicht den Kauf eines Computers, sondern die Anschaffung einer kompletten EDV-Anlage plant, könnte er folgendermaßen vorgehen:

• Aneignung von Basiswissen im Bereich der EDV (Kurs, Buch);

• Festlegung der Planung der zukünftigen Aufgabengebiete des Computers (Möglichkeiten, Zeitaufwand, Genauigkeit, Effizienz);

• welche Mitarbeiter sollen mit dem PC arbeiten (Gemeinsame Planung)?

• ist eine Organisationsänderung notwendig?

• Suche der geeigneten Software und Programme (Präsentationen, Vorführungen);

• Suche nach der passenden Hardware (Leistung, Vertrauen);

• Besuch von Kursen, Schulungen, Seminaren nach Aufstellung der Anlage;

• nicht mit allen Anwendungen gleichzeitig beginnen;

• am Beginn alle Abläufe zweigleisig laufen lassen (so wie bisher und so wie geplant).

Die ifabo '86 wird wieder einmal das Großereignis der Branche sein. Hunderte Aussteller werden auch dieses Jahr wieder Hunderttausenden von Besuchern gegenüberstehen, und Betriebssysteme werden Programmiersprachen gegenüberstehen, und Betriebssysteme werden von Druckgeschwindigkeiten eingeholt. Wer von der größten österreichischen Fachmesse aber eine Antwort auf die simple Frage, welches Gerät denn nun für die Lösung seines individuellen Problems am geeignetsten sei, erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Die Aussteller übertrumpfen einander auch diesjährig mit Megabytes (Speicherkapazität), künstlicher Intelligenz oder Netzwerken, was zur Folge hat, daß der nicht mit technischem Wissen ausgestattete Besucher eher verwirrt als informiert wird.

Der Autor ist Leiter der Firma DATAinfo Computer GmbH in Wien.

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