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Der Wirtschaftsfaktor Weltraumfahrt

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Von der ersten Mondumkreisung im Dezember 1968 dauerte es nur knapp ein halbes Jahr, bis der erste Mensch seinen Fuß auf einen fremden Himmelskörper setzte. 25 Milliarden US-Dollar kostete die Verwirklichung dieses amerikanischen Traums. Eine gigantische Summe, jedoch nur ein Bruchteil dessen, was die USA im gleichen Zeitraum für Rüstung ausgaben oder jvas heutige Raumfahrtprojekte verschlingen.

Amerikas Raumstation,.Freedom”, geplanterBaubeginn 1995,wurde ursprünglich mit acht Milliarden US-Dollar veranschlagt. Mittlerweile explodierten die Kosten. Heutiger Stand der Kalkulation: 25 bis 30 Milliarden. Während die einen die Verschwendung von Steuermitteln anprangern, drängen die internationalen Partner der NASA - die Europäische Weltraumagentur (European Space Agency), Kanada und Japan - auf eine Pro-Freedom-Entscheidung, wegen der hohen Ausgaben, die sie bereits aufgewendet haben. Die Entscheidung für den Bau fiel kürzlich. Präsident Bill Clinton gab der NASA „grünes Licht” zum Baubeginn unter Mitarbeit der internationalen Partner (New Scientist Juli 1993).

Hohe Kosten und sicherlich auch die Angst, zukunftsweisende Technologien zu verschlafen, führen zu immer mehr Kooperationen in der Raumfahrt. Doch es werden immer mehr kritische Stimmen laut, die Sinn-haftigkeit und Notwendigkeit der Beteiligung an diesen Mammutprogrammen in Frage stellen.

Dazu Professor Johannes Ortner, Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für Weltraumfragen (Au-strian Space Agency): „Ohne die Herausforderungen des Apollo-Programms wäre der heutige Stand der Mikroelektronik, der so sehr die industrialisierte Welt verändert hat und noch immer verändert, nicht oder zumindest nicht so schnell erreicht worden.” Harte, hitzebeständige Baustoffe, Leichtmetall-Legierungen, spezielle Kunststoffe - etwa für die Schierzeugung - sind genauso „Abfallprodukte” der Raumfahrt, wie Solarzellen, Übertragungssysteme und Kameras für Umweltbeobachtungen.

Problem Schwerelosigkeit

Die Raumstationen, so Professor Ortner weiter, haben das primäre Ziel der Forschungsarbeit unter Schwerelosigkeit. Dabei werden wichtige Erkenntnisse für den Aufenthalt der Menschen im All gewonnen. Auch Medikamente, Impfstoffe, Metalle und neue Werkstoffe können in der schwerelosen Umgebung des Weltraumlabors perfekter und reiner hergestellt werden als auf der Erde. Ob dies die hohen Kosten dieser „Fabriken im All” rechtfertigen, bleibt offen.

Ein Produkt der Weltraumforschung ist dagegen unbestritten - die Satelliten. Ohne sie wäre unsere Welt nicht mehr vorstellbar. TV-Programme rund um den Erdball, Telefon-, Telex-,

Telefax- und Daten Verbindungen, Wetterbeobachtung, Erntevorhersagen , Rohstoffsuche, militärische Aufklärung und Umweltforschung - die Anwendungsmöglichkeiten für die Antennen im All scheinen unbegrenzt.

Im Satellitengeschäft mischt Europa kräftig mit. Arianspace, kommerzielle Tochterfirma der ESA, sicherte sich mehr als die Hälfte des einträglichen Geschäftes. Grundlage dieses Erfolges ist Ariane, Europas modernste, vielseitigste Trägerrakete.

Derzeit ist Ariane 5 in Bau. Sie wird ab 1995 Nutzlasten zwischen 6,8 und 23 Tonnen in den Weltraum befördern. Ariane 5 ist für schwere Nutzlasten bestimmt. Möglichkeiten eines Transportes bemannter Raumfluggeräte - als Alternative zum vorerst zurückgestellten Raumgleiter Hermes -werden von der europäischen Weltraumagentur ESA derzeit untersucht.

Österreich ist seit 1988 Mitglied der ESA. Am Ariane-Programm ist unser Land mit 0,4 Prozent beteiligt. Wie wichtig jedoch die Teilnahme an den europaweiten Kooperationsprogrammen ist, unterstreicht Georg Se-rentschy, Vorsitzender der österreichischen Raumfahrtindustrie-Vereinigung Austrospace: „Für Österreich geht es industriepolitisch darum, beim Aufbau der neuen weltweiten Kommunikationsstrukturen den Fuß in der Tür zu haben. Nur so kann unsere Industrie an diesem weltweiten Milliardengeschäft der kommenden Jahre partizipieren.”

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