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Desinformationskampagne

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Vertreter der sogenannten Geheimkirche der Tschecho-Slowakei haben gegenüber der FURCHE ihren vSchmerz" bezüglich der jüngsten Äußerungen des neuen Prager Erzbi-j schofs Miroslav Vlk in der österreichischen Tageszeitung „Die Presse" vom 24. Juli 1991 ausgedrückt. „Was Erzbischof Vlk dort über die seinerzeitige Untergrundkirche sagt" - so ein Geheimbischof zur FURCHE -,vist geeignet, der Ge amtkirche in der CSFR großen Schaden zuzufügen."

Die Kirchengegner, die alten Nutznießer des realen Sozialismus, Kommunisten und ihre Sympathisanten, würden über diesen innerkirchlichen Streit ihre Freude haben, sind jene Bischöfe und Priester aus dem Kreis des bereits verstorbenen Brünner Geheimbischofs Felix Davidek überzeugt, die seit Ende der sechziger Jahre - wie sie sagen mit Wissen Papst Pauls VI. - ihren Dienst an der Kirche im Untergrund geleistet und so zum Überleben der Kirche beigetragen haben. Besonders stören die geheim geweihten Geistlichen „unwahre Aussagen" Erzbischof Vlks, die auf Desinformation zurückzuführen seien.

„Wenn Erzbischof Vlk von Parallelstrukturen der Kirche im Untergrund berichtet, dann möge er doch bitte genau erklären, zu welcher offiziellen Kirche wir diese errichtet haben: Doch nur zu der im Würgegriff des kommunistischen Regimes befindlichen, von diesem völlig kontrollierten Staatskirche mit ihren Friedenspriestern", so heißt es aus dem Kreis der Davidek-Schüler. Vlk, der in dem „Presse"-Interview von einer „Fehleinschätzung" der früheren politischen Situation seitens „etwas exaltierter Personen" spricht, wird von den Untergrundpriestern vorgehalten, er habe sich damals nicht getraut, sein staatliches Berufsverbot als Priester zu umgehen und im Untergrund als Priester zu wirken. „Und uns wirft ausgerechnet er vor, daß wir in den Untergrund gegangen sind, weil wir die .Gefahren überschätzt' hätten."

Zur leidigen Frage, ob es im Untergrund Frauenweihen gegeben habe, bemerken die Leute aus der Davidek-Gruppe, daß dies in ihrem Kreis nicht vorgekommen sei. Wenn Erzbischof Vlk von „einigen" Priesterinnen spricht, dann möge er doch genau sagen, wer diese seien und von wem sie geweiht wurden. Die Untergrundpriester deuten diese Aussagen als „Kampagne", mit der sie im Vatikan verleumdet werden sollen. „Was jetzt gesagt wurde, ist zuviel, deswegen sprechen wir. Wir können nicht mehr alles hinnehmen und schweigen, wozu man uns verpflichten wollte."

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