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Deutschkurse sind sehr willkommen

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In der Begegnung mit den Nachbarn im Osten setzt das Niederösterreichi-sche Bildungs- und Heimatwerk neue Akzente in der Erwachsenenbildung. Tschechische und niederösterreichische Familien trafen einanderfürneun Tage, um gemeinsam zu tanzen, zu singen, zu diskutieren. Und Deutsch wurde gelernt. Auch wenn man in manchen Ansichten keinen gemeinsamen Nenner fand, kamen die Teilnehmer des Projekts in den Gesprächsrunden über den Frieden einander näher.

So teilte der Großteil der tschechischen Familien die positive Einstellung der CSFR-Regierung zur Atomenergie. „Trotzdem war die Bereitschaft zu Kompromissen immer spürbar", meinte als Projektleiter der Vizebürgermeister von Sigmundsherberg, Postl. Auch die existentiellen Sorgen der tschecho-slowakischen Familien was Arbeitsplätze, Lebenshaltungskosten, Wirtschaftsentwicklung, Privatisierungsbestrebungen oder Jugend- und Wertordnung betrifft, kamen zur Sprache. Beide Seiten werden die Schülerkontakte verstärken, Seminare für tschecho-slo-wakische Unternehmer sollen angeboten werden.

Unbedingt weitergeführt werden sollen die Deutschkurse, die für die tschechischen Nachbarn eine große Hilfestellung bieten. Die meisten Anmeldungen waren aufgrund von Mundpropaganda erfolgt. Fast alle Kursteilnehmer machten sich mit Auto oder Fahrrad zweimal wöchentlich drei Monate hindurch auf den Weg nach Österreich, um den Kurs auch abzuschließen.

Die vor drei Jahren begonnenen Beziehungen zwischen Niederösterreich und Südmähren haben auch kulturelle Initiativen gesetzt. Großer Beliebtheit erfreuen sich Volkstanzgruppen, so zum Beispiel die der Musiker aus Polana. Zahlreiche Ausstellungen werden von beiden Ländern organisiert: das Regionalmuseum Mikuloco (= Nikolsburg) präsentierte ab 16. August die Ausstellung „Königsgruft von Musov", 1992 wird diese in Traismauer gezeigt, die Keltenausstellung des Stadtmuseums Bratislava kommt 1992 nach Asparn und in Groß Schweinbarth, im Museum für Volkskultur, wird „Altfes Schützenleben in Znaim" vom Jihomorovs-ke Muzeum Znojmo zu sehen sein. Wie aus der N. Ö. Kulturabteilung zu hören ist, seien nach der Grenzöffnung kurzfristig einige Initiativen eingeschlafen, aber man habe weiterhin Ansprechpartner für neue Projekte gesucht.

Das Landesstudio Niederösterreich des ORF-Höfunks hat schon viele Jahre vor dem Fall des Eisemen Vorhangs die kulturelle Zusammenarbeit mit dem Nachbarn begonnen, eine erste gemeinsame Sendung wurde im September 1979 ausgestrahlt. Mittlerweile erstreckt sich das Programm von den Böhmisch/Slowakischen-Niederösterreichischen Schloßkonzerten (das letzte fand im Schloß Atzenbrugg statt) über Frühschoppen und Radioshows bis zu gemeinsamen Literaturabenden. Mit Radio Brünn findet seit einigen Monaten ein Austausch von Kulturinformationen statt, die Hörer von Radio Moldau werden in der Sendung „Kulturrevue" über Veranstaltungen in Niederösterreich am laufenden gehalten.

Das gemeinsame Festkonzert am 25. Juni anläßlich des 250. Jahrestages der Krönung von Maria Theresia wurde aus dem Martinsdom von Preßburg von Radio Bratislava und 02 übertragen. Am 26. September musiziert das Oculus-Quartett auf Schloß Jeromice, die Marchfelder Musikanten werden am 22. September für gute Stimmung bei einem Frühschoppen in Lanzhot sorgen. Ein Silvester-Magazin mit Radio Prag ist in Vorbereitung. Auch im Fernsehen wird einiges getan: in der TV-Produktion „Spuren" wurden jene Österreicher vorgestellt, deren gemeinsame Heimat diese Region war. 1990 wurden in der ersten Sendung im Nachbarland Adolf Loos, Josef Hoff mann und Leopold Bauer präsentiert. In der zweiten Sendung verfolgte man die Spuren von Ferdinand Porsche, Viktor Kaplan und Josef Ressel. Außerdem sollen auch im aktuellen Bereich die Kontakte verbessert werden, „Niederösterreich heute", „Österreich heute" sowie „Zeit im Bild" werden dann auch über kulturelle Ereignisse im Nachbarland informieren.

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