7223460-1993_37_14.jpg
Digital In Arbeit

Die Absolution

Werbung
Werbung
Werbung

Ein ehrlicher Berufsrevolutionär: „Armer Adolf, Kommunist", von Herbert Berger erzählt mit herber Ironie das Schicksal des Adolf Tro-yer. „Von den 73 Jahren seines Lebens war er über 50 bewußt Kommunist gewesen." Spanien, Sowjetunion, nachher Geheimagent für die Partei, alles aus Überzeugung, ohne sozialen oder gar finanziellen Profit.

1990 versucht er, seine Memoiren zu formulieren, muß ständig streichen und korrigieren, weil er keinen belasten will. Anton, Sohn eines verstorbenen Genossen, wird in aller beamteten Stille Korruptionsmillionär. Dann kommt „Fips", auf der Flucht aus der zusammengebrochenen DDR, und braucht dringend falsche Papiere und weiß, daß Troyer sie beschaffen kann. Der beschafft sie, aber sie kosten viel Geld; doch der arme Flüchtling ist nicht arm: Rechtzeitig hat er 25 Millionen Franken transferiert, defraudiert im Staat des realen Sozialismus. Der ehrliche Troyer sieht endlich alles ein und sagt: „Das ist die Absolution." Er hat gekämpft, die anderen haben kassiert; er hat sich also verkalkuliert. Die Tochter geht mit dem Betrüger in die Neue Welt, er bleibt in der alten, die nicht mehr die Seine ist. Exitus.

Der Roman bedeutet ein Pamphlet auf die Majorität und eine ergreifende Ehrenbezeugung für den idealistischen Einzelgänger.

ARMER ADOLF, KOMMUNIST. Von Herbert Berger. Edition Atelier, Wien 1993. 146 Seiten, öS 178,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung