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Die Affäre Speer

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Ja, da kommt also ein junger deutscher Historiker, und entblättert den Speer-Mythos, den dieser hervorragend begabte Mann um sich gewoben hatte.

Speer schrieb seine Erinnerungen unter Federführung des bekannten Publizisten Joachim C. Fest. Er war fest entschlossen, Speer zu einem Helden aufzu-

bauen — ja, doch zu einem sehr deutschen nationalen Helden.

Nun: Speer wurde das Alibi für viele, viele Prominente, „Technokraten" vor allem, die hier eine sehr eindrucksvolle Rechtfertigung ihres eigenen tief politischen Engagements fanden. Speers Original-Chronik, die sein treuer Freund Wolters aufbewahrt hatte, wurde umgeschrieben, besser, von allen schwer kompromittierenden Aussagen befreit.

Albert Speer wußte sehr gut Bescheid über die KZ, er fälschte seine eigene Originaldarstellung, um sich als unpolitischen Fachmann aus der tristen Affäre zu ziehen, was ihm ja bereits in Nürnberg glänzend gelang. Er wollte 1980 eine Veröffentlichung der Originalfassung seiner im Gefängnis geschriebenen, zu Wolters geschmuggelten Berichte verhindern. Dann starb er, plötzlich, 1981.

Wie brisant diese ganze Sache „Speer" noch heute ist, bezeugt der Autor Schmidt: Zeugen, die den Verfasser baten, von ihren Mitteilungen nur teilweise Gebrauch zu machen. Sehr prominente Herren der deutschen Industrie waren ja doch engste Mitarbeiter Speers, gerade bei den scheußlichsten Aktivitäten... Für Österreicher: 1943 besuchte Speer das KZ Mauthausen.

Vielschichtigkeit eines Menschen: Albert Speer war im persönlichen Umgang ein sehr charmanter, angenehmer Gesprächspartner. Wie ich aus eigener Begegnung mit ihm gerne bestätigen kann.

Albert Speer hat seine Genossen in der Führung des Dritten Reiches in unersetzlicher Weise decouvriert: eine bleibende Leistung, die auch nicht aufgehoben wird durch seine listige Verfälschung seiner eigenen Mitschuld, die er durch sein partielles Schuldbekenntnis meisterhaft tarnte.

ALBERT SPEER - DAS ENDE EINES MYTHOS. Die Aufdeckung einer Geschichtsfälschung. Von Matthias Schmidt. Scherz Ver-lag Bem-München 1982. 304 Seiten, Ln., öS

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