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Die Altlastensanierung ist sehr aufwendig

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In Niederösterreich gibt es schätzungsweise rund 2.000 Altablagerungen. Wie kann man ihre Gefährlichkeit abschätzen und was läßt sich zu ihrer Sanierung tun?

Entdeckt werden diese „Umwelt-zeitbomben"auf unterschiedliche Weise. Oft gibt es Hinweise aus der Bevölkerung, es habe früher in der Gegend eine Deponie gegeben. Oder es werden Schadstoffe in einem Brunnen nachgewiesen. Oder aber es wird im Zuge eines Grundstückverkaufs nach einer früheren Deponie gesucht, da ja der Eigentümer für Schädigungen, die von seinem Grundstück ausgehen, haftet.

In einer ersten Phase wird zunächst nach der möglichen Schadstoffquelle gesucht. Fehlen präzise Angaben, können Luftbilder aus den letzten Jahrzehnten Aufschluß darüber geben, ob an einer Stelle deponiert worden ist. Auf diese Weise kann auch die Lage einer Deponie örtlich ziemlich genau eingegrenzt werden. Im Wiener Becken wurden beispielsweise oft Schottergruben aufgefüllt.

Sobald die Lage grob eingegrenzt ist, werden Wasseruntersuchungen durchgeführt: Rund um die vermutete Deponie werden Brunnen geschlagen und die Qualität des Wassers an den einzelnen Entnahmestellen verglichen. Zeigt sich in der Strömungsrichtimg des Grundwassers eine deutliche Verschlechterung seiner Qualität, so ist klar, daß zwischen den Brunnen eine Schadstoffquelle liegen muß. Dann wird meist an der verdächtigen Stelle gegraben und der Inhalt der Deponie unmittelbar untersucht. Mit Leitfähigkeitsmessungen (Wasser ist je nach seiner Belastung mit Mineralien mehr oder weniger elektrisch leitfähig) läßt sich dann feststellen, wie weit die Verunreinigung fortwirkt.

Die Landeshauptleute haben dem Umweltministerium solche Verdachtsflächen zu melden. Im Ministerium wird diese Information für das gesamte Bundesgebiet erfaßt und eine Bewertung der Verdachtsflächen durchgeführt. Dem Umweltbundesamt obliegt es, einen Verdachtsflächenkataster zu führen.

Gefahrenabschätzung

In einer zweiten Phase geht es nun um die Abschätzung der Gefährdung durch die aufgelassene Deponie. Dabei ist insbesondere das Maß der Verunreinigung der Schad-stoffausbreitung und die Lage von Wasserentnahmestellen zu berücksichtigen (Brunnen oder Wasserwerken). Aus dieser Beurteilung wird abgeleitet, ob Handlungsbedarf besteht oder nicht.

Geht nun aufgrund der Erhebungen von einer Verdachtsfläche eine Gefährdung für Mensch und Umwelt aus, so ist die Fläche in den Altlastenatlas aufzunehmen. Dieser ist öffentlich zugänglich. Erst durch die Eintragung in diesen Atlas wird die Verdachtsfläche zur Altlast. Die Einstufung als Altlast ist insofern auch von Bedeutung, als der Wasserwirtschaftsfonds Siche-rungs- und Sanierungsmaßnahmen nur bei Altlasten fördern darf.

Fällt nun die Entscheidung, Maßnahmen seien notwendig, so ergibt sich folgende Alternative: Sanierung oder Sicherung. Bei der Sanierung wird der Kontaminationsherd ausgeräumt, die Grube also ausgebaggert und die Schadstoffquelle beseitigt. Das ist eine aufwendige Vorgangsweise, stellt sich doch auch die Frage, wohin mit dem Material.

Bei der Sicherung wird mit technischen Mitteln die Deponie so eingekapselt, daß von ihr keine Auswaschung von Schadstoffen mehr erfolgen kann. Die einfachste Form ist die Aufbringung einer wasserundurchlässigen Abdichtung. Diese verhindert, daß Regenwasser in die Deponie dringt und Schadstoffe auswäscht. Das ist zwar billig aber auch die unsicherste Methode.

Die Deponie einkapseln

Besser, aber aufwendiger ist da s Einkapseln der Deponie. Rund um sie werden dabei dichte Wände bis in die wasserundurchlässige Schicht unter dem Grundwasserstrom getrieben. Diese Abdichtung zwingt das Grundwasser, die Deponie zu umgehen. Eine zusätzliche Sicherung wird dadurch erreicht, daß der Wasserspiegel unterhalb der Deponie durch Abpumpen künstlich abgesenkt wird. Dann schadet auch geringfügiges Undichtwerden der Abdichtung nicht.

Ragt die Deponie bis ins Grundwasser, so gibt es eine andere Methode der Sicherung: Durch gezieltes Abpumpen rund um die Altlast kann man den Grundwasserspiegel an dieser Stelle so weit absenken, daß die Schadstoffe nicht mehr umspült und ausgewaschen werden.

All das sind natürlich sehr aufwendige Maßnahmen. Daher ist auch die Altlastensanierung eine insgesamt so unabsehbar teure Aufgabe.

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