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Die Austreibung des Provinz-Geistes
Heinz Fischer beschreibt, wie Österreich unter Bruno Kreisky den Anschluß an Westeuropa gefunden und jenen an Nazi-Deutschland überwunden hat.
Heinz Fischer beschreibt, wie Österreich unter Bruno Kreisky den Anschluß an Westeuropa gefunden und jenen an Nazi-Deutschland überwunden hat.
Einer Generation angehörend, deren politisches Interesse durch Bruno Kreisky geweckt und geprägt worden ist, widmet man sich der „Biogra- Jhie“ der von ihm beherrschten ahre durch, Nationalratspräsident Heinz Fischer mit hohen Erwartungen. Es ist der Souveränität des zweiten Mannes im Staate zuzuschreiben, daß diese nicht enttäuscht werden.
Fischers Resümee, daß die Ära Kreisky gute Jahre für Österreich waren, wird sicher von der Mehrheit der Bevölkerung geteilt. Deshalb interessiert mehr, wo der frühere Klubobmann die Schwächen der Person und Politik Kreiskys sieht. Entscheidend ist hierbei wohl die Personalpolitik, bei der er keine glückliche Hand bewiesen hat. Sogar Fischer nennt etwa die Bestellung Lütgendorfs zum Verteidigungsminister „eine der nicht ganz unproblematischen Entscheidungen Kreiskys“. Auch der Konflikt mit seinem Vize Hannes Androsch und seine angeschlagene Gesundheit schwächten Kreisky in seiner letzten Amtsperiode, wie Fischer schreibt.
So verdienstvoll die von Kreisky
gezielt betriebene und von einem kongenialen Partner wie Kardinal Franz König mitgeschaffene Aussöhnung zwischen Sozialdemokratie und Kirche ist, so sehr hat sich Kreisky in der Abtreibungsfrage von einigen in seiner Partei überrumpeln lassen. Auch in der Frage der Nutzung der Kernenergie ist Kreisky zu spät initiativ geworden. Das entsprach allerdings seiner liberalen Grundeinstellung, die immer auch die Schattenseite des Zügel-schießen-Lassens in sich trägt. So gesehen ist auch die Gründung des Liberalen Forums ein spätes Erbe Kreiskys, weil viele Sozialliberale, die ein Stück des Weges mit ihm gegangen waren, nach seinem Abgang politisch heimatlos waren.
Fischer gibt auch ein Motiv dafür an, warum Kreisky nach seinem Abgang immer grantiger wurde. Er hatte ein fast mystisches Verhältnis zur Partei und warnte nachdrücklich davor, wie Fischer ihn zitiert, „die Partei so zu reformieren, daß sie wird wie jede andere“.
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