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DIE BAHN STICHT DAS FLUGZEUG AUS
(cg)-Seit Einführung des TG V, der die 430 Kilometer zwischen Paris und Lyon in nur zwei Stunden zurücklegt, ist der Fahrkartenverkauf um 150 Prozent gestiegen, während das Flugpassagieraufkommen auf dieser Strecke auf 50 Prozent gesunken ist.
Ähnliches beobachtet man in Deutschland seit der Einführung des Hochgeschwindigkeitszuges ICE. Innerhalb des ersten halben Jahres nach seiner Indienststellung kam es zu einer Umschichtung von fünf Prozent der Passagiere, vor allem auf den Strecken Stuttgart-Frankfurt und Frankfurt-Hannover. Da sind es sogar zehn Prozent. Weitere zehn Prozent der Passagiere haben auf ihr Auto verzichtet. Je schlechter die Flughafen an die Stadtzentren angebunden sind, umso größer der Umschichtungseffekt (Ges. f. Verk. Pol Info 43, 45/92).
Als Alternative zum Flugverkehr auf Kurzstrecken ist die Bahn nur dann interessant, wenn sie internationale Schnellstrecken anbietet. Die EG hat zu diesem Zwecke 1990 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, an der auch Vertreter von Österreich, der Schweiz und Jugoslawiens teilgenommen haben. Das Ergebnis: Bis 2010 soll es in Europa 9.000 Kilometer Höchstgeschwindigkeitsstrecken geben (mit 250 km/h und darüber). Weitere 15.000 km sollen mit 200 km/h befahrbar sein. Das ganze soll mit einem Kostenaufwand von 1,5 Billionen Schilling errichtet werden. Noch einmal die Hälfte dieses Betrags wird für das entsprechende rollende Material erforderlich sein. Aufbringen sollen diese Mittel die Bahnverwaltungen. Eine gewisse Chance auf Rentabilität rechnet man sich aus, denn auch der TGV erlöst 300 Prozent seiner Betriebskosten. Steht allerdings zu befürchten, daß die Konzentration auf die Super-Fern-Verbindungen dazu führt, daß die lokalen Verbindungen weiter ins Hintertreffen geraten.
Österreichs Strecken werden voraussichtlich nur für 200 km/h ausgelegt sein, was den Vorteil hat, daß auf ihnen auch der Gütertransport abgewickelt werden könnte. Die schnelleren Trassen sind dem Personenverkehr vorbehalten.
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