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DIE BANKEN SIND EG-REIF

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Die Frage „Ist die Steiermark EG-reif" ist nicht weit entfernt von der Frage: „Was halten sie von der Weltlage".

Als Verantwortlicher auf dem Bankensektor fühle ich mich nicht in der Lage zu beurteilen, wie EG-reif die Steiermark in anderen Bereichen ist. Im Geld-, Kredit- und Versicherungswesen wird jedenfalls viel Informationsarbeit geleistet, mit dem Ziel, gerüstet auf den Europäischen Wirtschaftsraum und die Europäische Gemeinschaft zuzugehen. Jeder Verantwortliche muß seine geschäftspolitischen Überlegungen auch in diese Richtung abtesten.

Der Entwurf des neuen Bankwesengesetzes rezipiert das Bankrecht der EG. Die Bestimmungen zum Eigenkapital und zum Haftkapital unterscheiden sich vom geltenden Kreditwesengesetz. Die Niederlassung und Dienstleistungsfreiheit in der EG wird eine neue Herausforderung für die österreichischen Banken darstellen: Die Dienstleistungsfreiheit bedeutet, daß Dienstleistungen, die in einem Land innerhalb der EG genehmigt wurden, in jedem EG-Staat zulässig sein werden.

Der Konkurrenzkampf zwischen den Banken wird dadurch sicher härter werden, das würde er aber auch ohne EG-Beitritt.

Im Know-how und der Leistungsfähigkeit haben die österreichischen Banken keine Mängel. Durch die neue Konkurrenz in der EG mußte sie sich im Dienstleistungsbereich stärker engagieren. In der EG kommen die Erträge zu einem höheren Prozentsatz aus dem Dienstleistungs- als aus dem zinsabhängigen Geschäft.

Es herrscht die allgemeine Meinung, daß Österreichs Industrie die EG-Reife hat, ich gehe davon aus, daß das auch für die Steiermark gilt. Das Problem der verstaatlichten Betriebe in der Steiermark liegt nicht an der Organisation, sondern an der Branche. Es handelt sich um Grundstoffindustrie, die stark von den Konjunkturschwankungen ihrer Rohstoff-Märkte abhängt. Verkehrsverbindungen nach Zentraleuropa fehlen. Es ist ein Nachteil, daß die Steiermark keine durchgehend zweigleisige Bahnverbindung mit Salzburg hat, daß die Phyr-nautobahn noch nicht fertiggestellt ist. Es ist zu hoffen, daß die Wichtigkeit dieser Verbindungen erkannt wird.

Ich nehme an, daß die Steiermark sich mit wechselndem Erfolg sehr um Betriebsan Siedlungen bemüht.

Ich finde, wenn man von den Verkehrsverbindungen absieht, weist die Steiermark viele hervorragende wirtschaftliche Bedingungen auf. Der Ausbildungsstand ist ausgezeichnet. Wir haben eine hohe Konzentration an universitären Einrichtungen, einen großen Anteil an Facharbeitern und eine Reihe anderer Aspekte machen die Steiermark zu einer sehr interessanten Region für ganz Europa.

Föderale Strukturen im Sinne einer wahren Subsidiarität sind einem Zentralismus vorzuziehen. Es ist positiv, daß in der EG die Fragen der Regionen in den Vordergrund gerückt werden, und daß die Regionen als Begriff immer mehr Gewicht bekommen.

Dazu gibt es sehr unterschiedliche Kommentare. Die einen meinen, die Volksabstimmung der Dänen wäre nicht sehr emst zu nehmen, andere finden, sie wäre es. Ich bin der Ansicht, daß so ein Ereignis die Frage des Souveränitätstransfers wieder in den Vordergrund bringt, und damit die Verbürokratisierung und die Gleichmacherei in der EG zurückgedrängt werden.

Der Autor ist Generaldirektor der Steiermärkischen Sparkasse-Bank AG.

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