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DIE BAUERIN: HÄUFIG UBERLASTET

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Es wird unterschätzt, welche Rolle die Frauen im ländlichen Raum einnehmen. Durch aktive Betreuung verbleiben auch alle Menschen im Familienkreis, so daß weniger Altersheime und Altenpflegean-stalten erforderlich sind. Darüber hinaus haben Qualifikationen, Erfahrungen und Verhalten der Bäuerinnen dazu geführt, teilweise oder ganz Aufgaben im landwirtschaftlichen Betrieb zu übernehmen, die lange Zeit für Bäuerinnen als atypisch (zum Beispiel maschinelle Heuarbeit) galten.

Trotz der hohen Belastung besteht bei den meisten Bäuerinnen eine positive Einstellung zum Beruf. Eigenständigkeit, Naturbezug und Familiennähe werden als Vorteile täglich erlebt. Die Probleme mit der Hofnachfolge zeigen aber, daß Bäuerinnenfragen zunehmend Bedeutung bei der Beurteilung betrieblicher Zukunftschancen bekommen.

Als besonders belastend erleben die Bäuerinnen die (körperliche) Schwere ihrer Arbeit und die ständige Bindung an den Hof. Soziale Errungenschaften, die in weiten Bereichen der Arbeitswelt selbstverständlich sind (zum Beispiel Urlaub), werden von Bäuerinnen aus verschiedenen Gründen eher selten genutzt.

Die Freizeitsituation ist im Vergleich zu anderen Berufsgruppen vor allem in (milch-)viehhaltenden Betrieben sowohl quantitativ als auch qualitativ unbefriedigend.

Eine repräsentative Stichprobenbefragung über die gesundheitlichen Verhältnisse von Bäuerinnen in Deutschland... 1990 in mittelbäuerlichen Betrieben bestätigte die teilweise bereits in Österreich gewonnen Erkenntnisee...

Es bestehen weiterhin klassische Frauenarbeiten, die traditionell Teil der Innenwirtschaft sind (zum Beispiel Melkgeschirr säubern und melken), wobei in größeren viehhaltenden Betrieben dieser Arbeitsanteil zunahm. 90 Prozent der Frauen helfen bei mindestens einer Arbeit im Stall mit....

Alle Stallarbeiten sind (zumindest bei Großviehhaltung) schwere kör-

perliche Arbeiten. Die Fütterungsund Entmistungsarbeiten werden - soweit Frauen diese Arbeiten bei Rindern durchführen - immernoch zur Hälfte händisch verrichtet; beim Misten der Schweineställe liegt der Anteil der Handarbeit bei 80 Prozent. Durchschnittlich verbringen die Frauen drei bis vier Stunden täglich mit Stallarbeit....

Überwiegend fühlen sich die Frauen körperlich stark beansprucht. Die Modernisierung der Betriebe ging mit einer Ausweitung der Arbeitsbereiche der Frauen einher, insbesondere die Hausarbeit ist durch höhere Standards umfangreicher geworden, anspruchsvolle Maschinenarbeit kam dazu. Die Frauen fühlen sich in Vollerwerbsbetrieben sowohl körperlich als auch seelisch häufiger überlastet als in Nebenerwerbsbetrieben. Dieser Anteil steigt mit der Betriebsgröße, einem geringeren Anerkennungsgrad und mit der Häufigkeit von Unterbrechungen einzelner Arbeiten.

Auszug aus „Bericht über die Lage der österreichfschen Landwirtschaft IWO".

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