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Die Beauftragung durch die Weihe

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Die Lehrtätigkeit von Professoren an katholisch-theologischen Fakultäten stelle eine „sehr qualifizierte Form der Verkündigung“ dar und müsse deshalb an das Amt in der Kirche rückgebunden bleiben, betonte der Wiener Weihbischof, Dr. Helmut Krätzl, bei einem Gespräch mit Laientheologen in der Katholischen Hochschulgemeinde in Wien. Zu einer qualifizierten Art der Verkündigung bedürfe es nicht nur einer wissenschaftlichen Qualifikation. Die Beauftragung dazu werde in der Kirche sakramental durch die Weihe erteilt. Die Theologie dürfe nicht von der Kirche, ihrem Amt und ihrem Leben getrennt werden, es wäre „bedenklich“, wenn Theologie nur noch von Laien betrieben würde. „Die Verkündigung darf dem Amt der Kirche nicht entgleiten“, sagte Krätzl.

Von Seiten der Laientheologen wurde vorgebracht, der Ausschluß von Laien vom Amt des theologischen Hochschullehrers entspreche nicht dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils, das die Laien ausdrücklich zum Studium der Theolgie aufgerufen habe; es sei nicht vorstellbar, daß das Konzil diesen Aufruf nur bis zu einer gewissen Grenze -etwa zum akademischen Mittelbau -verstanden habe. Es sei auch zu fragen, ob denn ein Laie nicht - wie das vom Priester verlangt werde - Erzieher und Vorbild im Glauben und Seelsorger sein könne. Außerdem verwiesen die Laientheologen darauf, daß der akademische Nachwuchs - etwa die Assistenten an den theologischen Fakultäten - sich zum weitaus größten Teil aus dem Laienstand rekrutierten. Die Laientheologen verwiesen auf die Regelung in der Bundesrepublik Deutschland, wo grundsätzlich auch Laien Professoren werden könnten, wenn es in

den einschlägigen Bestimmungen auch heiße, „in der Regel“ sollten es Priester sein.

Weihbischof Krätzl wandte sich gegen eine taxative Aufzählung von Fächern, die Priestern vorbehalten bleiben, und anderen, die Laien zugänglich sein sollten und plädierte dafür, daß die Laien ihre eigenen Werte - ihre „Welterfahrung“ - einbringen und nicht unbedingt versuchen sollten, Priester zu ersetzen. „Es geht ja nicht um einen Konkurrenzkampf, sondern um Ergänzung von Priestern und Laien; jeder soll an seinem Platz wirken“, sagte Krätzl in diesem Zusammenhang. Das gelte für die Laientheologen ganz allgemein, nicht allein für jene, die Interesse an einer universitären Laufbahn hätten. Die Kirche sei in sich strukturiert, nicht alles sei „austauschbar“.

Der Wiener Dogmatiker Prof. Raphael Schulte wies in einer Wortmeldung darauf hin, daß es sich bei der

Frage der Laienprofessoren um eine spezielle Problematik des deutschen Sprachraumes handle, wo kirchliche Ausbildung in staatlichen Universitäten integriert sei. In der Bundesrepublik Deutschland habe die Diskussion dahin geführt, daß verschiedentlich die Streichung der theologischen Fakultät gefordert worden sei. Es wäre überlegenswert, ob nicht auch (wie in Deutschland) in Österreich eine Trennung von Habilitation und Dozentur durchgeführt werden sollte.

Weihbischof Krätzl appellierte abschließend an die Teilnehmer des Gespräches, die anstehenden Fragen „nicht im Geist der Konkurrenz anzugehen“, sondern gemeinsam einen Weg zu suchen. Die österreichischen Bischöfe hätten die Frage nicht zuletzt deswegen noch nicht entschieden, weil es gelte, Rücksichten nicht nur auf Österreich, sondern auch auf den deutschen Sprachraum und darüber hinaus auf die Weltkirche zu nehmen. Außerdem sei für die nächste Zukunft die Veröffentlichung eines römischen Dokumentes zu erwarten. Krätzl sicherte den Laientheologen zu, er werde ihre Wünsche deponieren, daß sie auch von der Kommission angehört würden, in der die Frage der Laienprofessoren beraten werde.

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