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„Die Bedingungen schreien nach mutigen Reformen"

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Auszüge aus der Stellungnahme von Rev. J. Bryan Hehir für die Katholische Konferenz der USA vor dem Unterausschuß für Auslands-Angelegenheiten des Budget-Komitees im Repräsentantenhaus:

Die salvadorianische Kirche und amerikanische Missionare, die dort arbeiten, haben uns darauf hingewiesen, den Kampf der letzten drei Jahre als einen Kampf der Mehrheit der Bevölkerung um mehr soziale Gerechtigkeit zu sehen - einer Mehrheit, der zu lange die Früchte ihrer Arbeit vorenthalten wurden; zu sehen, daß der Konflikt in historischen Mustern der Ungerechtigkeit wurzelt, in der Konzentration von politischer, wirtschaftlicher und sozialer Macht in den Händen einiger weniger, während die Mehrheit unter Bedingungen leben muß, die von Armut und Gewalt geprägt sind.

In der jetzigen Sprachregelung wurde El Salvador in einen „Ost-West-Konflikt" umgewandelt genauso wie in eine Frage der „Nord-Süd"-Bezie-hungen der US-Politik. Die In-ternationalisierung des Konfliktes konzentriert die Aufmerksamkeit — sowohl der Politik wie der öffentlichen Meinung - nicht auf das Schicksal und die Zukunft der Bevölkerung von El Salvador, sondern auf die Rolle der Sowjetunion in der Karibik und unsere Antwort darauf.

Zum zweiten scheint El Salvador nicht nur zu einem Testfall für die amerikanisch-sowjetischen Beziehungen in der Hemisphäre geworden zu sein, sondern zudem die Funktion eines Modells angenommen zu haben, wie sich nämlich die USA dem sowjetischen Abenteurertum in der Dritten Welt widersetzen

wollen. Zwei Kommentare dazu: Erstens ist die Einmischung der Sowjetunion (und anderer Ostblockstaaten) direkt oder durch Zusammenarbeit mit Kuba in die internen Auseinandersetzungen Zentralamerikas ungerechtfertigt, nutzlos und ein völlig unakzeptables Verhalten einer Supermacht... Das Problem, das unserer Meinung nach die USA-Politik darstellt ist nicht die Opposition gegen die sowjetische Einmischung, aber die Priorität, die man diesem Punkt einräumt — zürn Schaden viel fundamentalerer Fragen.

Wenn die US-Politik das Risiko der Veränderung in Lateinamerika als so bedrohlich sieht, daß sie beinahe alle eingesessenen Regierungen unterstützt, die mit antikommunistischen Leumundszeugnissen winken, stellen wir uns gegen die besten Einsichten der Kirche in Lateinamerika. In El Salvador und im ganzen Kontinent schreien die Bedingungen nach tiefgreifenden und mutigen Reformen. •

Auszüge aus der Stellungnahme des Erzbischofs von Washington, James A. Hickey, vor dem Unterausschuß für Interamerikanische Angelegenheiten des außenpolitischen Komitees im Repräsentantenhaus.

Unsere Position wendet sich gegen militärische Hilfe und Intervention von allen außenstehenden Mächten. Wir begrüßen und unterstützen politischen Druck und andere diplomatische Maßnahmen von lateinamerikanischen Staaten, von uns selbst und unseren Verbündeten, um den Waffennachschub von Kuba über Nikaragua nach El Salvador zu unterbin-

den. Aber als Teil dieser Auffassung wenden wir uns auch nachdrücklich und konsequent gegen die amerikanische Militärhilfe an El Salvador.

Das Problem in El Salvador wurzelt in der Notwendigkeit politischer und wirtschaftlicher Reformen im Land. Die Diplomatie der USA sollte darauf gerichtet sein, solche Reformen herbeizuführen; militärische Hilfe belastet meiner Meinung nach die Möglichkeit, dies zu tun.

Auszüge aus einem Hirtenbrief der guatemaltekischen Bischöfe:

Die Wurzeln der Gewalt können nicht nur in der Indoktrina-tion und Subversion des Marxismus gesucht werden. Denn dieser würde im guatemaltekischen Volk keine Erwiderung finden, wenn es nicht aus Hunger, Armut, Krankheit und Unwissenheit zur Verzweiflung gebracht worden wäre. Die Kirche steht im Leiden auf der Seite des Volkes und sehnt ein Ende des Alptraums vom Tod herbei. •

Besorgt stellen wir eine Zunahme der Gewalt fest, während sich die ideologischen Radikalismen verstärkt haben und übersteigerter Haß in Form eines irrationalen Terrorismus explodiert ist. Wir müssen einsehen, daß der Grund für diesen Konflikt in der Mißachtung der Menschenwürde liegt und in der Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnissen des Volkes. Wir erinnern daran, daß wir seit zwanzig Jahren die staatlichen Autoritäten dazu auffordern, Ungerechtigkeiten auszugleichen und keine gewalttätigen Reaktionen des Volkes herauszufordern.

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