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Die Bosnien-Krise

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Die Monarchie hatte aus diesen verwilderten Ländereien, Schauplätzen eines von den Türken nie ausgerotteten Räuberunwesens und höchst zweifelhafter Rechtszustände, Kulturland gemacht, ein ausgezeichnetes Straßen-und Eisenbahnwesen hatte dem Handel und Verkehr ein bisher unbekanntes Leben eröffnet. Es waren nicht nur bedeutende Summen in diesem Land investiert, sondern die hergestellte Ordnung war gegen den bewaffneten Widerstand mit blutigen Opfern österreichisch-ungarischer Truppen erkämpft worden."

So schildert Friedrich Funder in seinen Memoiren die Lage in Bosnien-Herzegowina nach 30 Jahren österreichischer Besetzung und am Vorabend der Annexion. Seit 1878 stand das formell noch osmanische Gebiet unter Wiens Militärverwal-

tung. Als 1908 in Konstantinopel die Jungtürken an die Macht kamen, wollten sie die Wahlen ins Zentralparlament auch in Bosnien und der Herzegowina durchführen lassen.

Aber nur die Moslems wollten eine Rückkehr unter die Herrschaft des Sultans, „Serben und Kroaten widersprachen leidenschaftlich". Die 800.000 Serben forderten die Vereinigung mit Belgrad. „Westliche Kultur und Geistesrichtung standen in den Kroaten der byzantinisch-östlichen Welt und ihrer Lebensart gegenüber" (Funder). Am 5. Oktober 1908 - vor 85 Jahren - wurde Österreich-Ungarns Entschluß, Bosnien und die Herzegowina der Monarchie einzuverleiben, verkündet.

In Rußland und Serbien gab es Kriegsalarm, die Türkei protestierte, England war verschnupft. Mit der Rückendeckung Deutschlands aber konnte der Frieden noch einmal bewahrt werden.

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