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Die Diskussion über das Modell weiterfuhren

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Der vieldiskutierte Vorschlag, ein Nationalkomitee österreichischer Katholiken einzurichten, signalisiert einen kaum bestreitbarem Notstand. Während Konzentrationstendenzen in Massenmedien, Wirtschaft und Parteien Österreichs und darüber hinaus deutlich zunehmen, ist der innerkatholische Pluralismus entwickelter denn je: Spiritualität reicht hier vom Rosenkranzgebet bis zur Rezeption Zen-buddhistischer Meditation; Theologie von Anhängern Erzbischof Lefebvres bis (vielleicht) zu Adolf Holl; und drei Parteien empfangen ihren Auftrag zum guten, wenn auch unterschiedlich großen Teil von katholischen Wählern.

Solcher Pluralismus, der allerdings zu einer starken Mitte konvergiert, erscheint manchen als erfreuliche Buntheit. Andere begreifen ihn als Ursache und Wirkung ermüdeten Glaubens, in dessen Vakuum sich ein Vulgärhedo-nismus breitmacht auf Kosten von Ehe, Familie, ungeborenem Leben und anderen Grundwerten. Über Legitimität und Grenzen des Pluralismus kann hier weiter nicht die Rede sein. Der Widerstand gegen die genannten Ausprägungen von Zeit-„Geist“ und Alternativen dazu sind den Katholiken zweifellos aufgegeben, und kaum jemand wird bestreiten, daß solcher Widerstand im bloßeh Alleingang nicht zu leisten ist.

Dieser Widerstand wird sich vor Etilem im gelebten Beispiel zum Ausdruck bringen. Ein Resolutionskatholizismus allein hätte zu Recht wenig Resonanz. Dennoch müssen Katholiken in dieser medienreichen Epoche auch reden: Möglichst rechtzeitig, deutlich, auf Argumente gestützt, mutig und ohne Arroganz. Sie müssen protestieren, aber mehr noch fragen und Vorschläge machen beziehungsweise Alternativen anbieten. Katholiken müssen und dürfen auch andere für sich reden lassen. Wem aber ist dann das Wort gegeben? Klar ist die Kompetenz der Bischöfe in Fragen der Glaubenslehre, Moral und Kirchenordnung. In Fragen dessen aber, was die Pastoralkonstitution des II. Vatikanischen Konzils „Welt“ nennt, ist die Sachkompetenz aller Christen angerufen.

Ein Idealmodell für die diesbezügliche Praxis ist in Österreich noch nicht gefunden, ja kaum gesucht worden. Sehr ungleiche Größen wären in einem solchen Modell zueinander zu vermitteln: Die Bischofskonferenz, der österreichische Laienrat, ein periodisch wiederkehrender „Synodaler Vorgang“, ein gesellschaftspolitisches Beratungsgremium für die Bischofskonferenz und vielleicht auch eine gesamtösterreichische Arbeitsgemeinschaft der diözesanen Pastoralräte. Besonders zu fragen wäre nach der Si-tuierung von Katholischer Aktion, katholischen Verbänden und laienapostolischen Gruppen beziehungsweise Bewegungen in einem solchen katholischen „Forum“ Österreichs.

Als erste positive Konsequenz hat der Ruf nach einem „Nationalkomitee österreichischer Katholiken“ eine lebhafte Diskussion ausgelöst. Noch ist aber das Wort „Nationalkomitee“ nur die Uberschrift für eine Problemstellung, man nähme denn das „Zentralkomitee deutscher Katholiken“ zum einfach kopierbaren Vorbild, wogegen aber einiges spricht. Die Diskussion über ein praktikables Modell für ein katholisches Forum zu Meinungs- und Willensbildung mit einem geeigneten Sprachrohr sollte daher fortgesetzt werden.

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