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Digital In Arbeit

Die Elektronik in der Zeitungsredaktion

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Mikrocomputergesteuerte Systeme finden immer weitere Verbreitung auf dem europäischen Markt. Diese haben bewiesen, daß mit ihnen effektive Lösungen auch in kleineren Anwendungsbereichen möglich sind. Damit werden neue Technologien auch für kleinere Verlage einsetzbar.

Von den Großcomputer- und Minicomputer-Systemen werden Fortschritte der Bedienungsfreundlichkeit, Software und Leistungsfähigkeit erwartet. Die Zahl der Bildschirmterminals wird weiter steigen, nicht zuletzt, weil mehr und mehr Funktionen vom System übernommen werden.

Die Redakteure werden bessere statistische Ubersichten fordern, Informationen aus dem Archiv besorgen wollen, das System gleichzeitig zur Erledigung der Korrespondenz heranziehen und auch für die Nachrichtenvermittlung benutzen wollen. Die Forderung nach mehr Leistung wird auch die Hersteller, die heute noch alles mit einem Computer erledigen wollen, veranlassen, zusätzliche Rechner in das System einzubauen.

Gute Redaktionssysteme, an denen der Redakteur kreativ arbeitet, können kaum noch verbessert werden. Hier sind die meisten Entwicklungen, wenn auch nur von einzelnen Firmen, bereits vollzogen. Die anderen versuchen aufzuschließen.

Softwareverbesserungen werden auf dem Gebiet der Anzeigenverarbeitung erfolgen. Vorausgesagt wird auch ein verstärkter Gebrauch von „Terminals mit mittleren Fähigkeiten" für umfangreiche Umbruch- und Gestaltungsarbeiten.

Archivsysteme für Zeitungen werden Mitte der achtziger Jahre von der Umstellungswelle erfaßt werden. Es wird angenommen, daß dann vom „Standardsystem" das digital gespeicherte Archivmaterial abgerufen werden kann. Die für die digitale Datenspeicherung erforderlichen Plattenspeichersy-steme (der Bedarf geht in die Milliarden byte) werden schon angeboten.

Ganzseitenumbruch ohne Bilder wird heute erst bei einigen wenigen europäischen Zeitungen praktiziert. Das wird sich ändern, wenn bessere Softwarepakete vorhanden sind, die mehr Flexibilität und mehr Funktionen bieten. Die Einbeziehung von Schwarzweißbildern und Strichzeichnungen wird in einigen Betrieben getestet.

Organisatorisch wird der Ganzseiten-Umbruch wahrscheinlich in der Redaktion durchgeführt. Dadurch würde der. Austausch von Informationen, die den Seitenumbruch betreffen, zwischen Redaktion und Technik überflüssig. Damit würden auch zahlreiche Mißverständnisse eliminiert und die Zeitungen könnten noch aktueller werden.

Ganzseiten-Plattenaufzeichnungsgeräte wurden schon auf Fachmessen ausgestellt. Was diesen Systemen noch fehlt, sind vor allem verbesserte Verbindung mit der Datenbank der Text ver-arbeitungssysteme, verbesserte Scanner für Bilder, verbesserte Software zur Bearbeitung dieser Bilder.

Alle Bausteine eines solchen Systems existieren bereits. Es wird erwartet, daß die ersten funktionierenden Systeme um 1982 eingesetzt werden. Alte und neue Systeme werden höchstwahrscheinlich eine normale Fotosetzmaschine mit Papierausgabe ansteuern können, oder die Ausgabe erfolgt über ein Laser-Plattenaufzeichnungsgerät. Die Ausgabe über die Fotosetzmaschine zur Korrektur wird dann entfallen, wenn Ganzseiten-Bildschirmterminals ein Lesen des Textes ermöglichen. Ein Hauptfaktor, derdiese Entwicklung vorantreibt, ist der Wunsch, von Film, Fotopapier und Chemikalien unabhängig zu werden.

Das Personal, das an der Herstellung einer Zeitung beteiligt ist, wird sich nicht nur neuen Maschinen gegenübersehen, sondern auch neuen geistigen Anforderungen. Wesentlich weniger Menschen werden für die reine Zeitungsherstellung benötigt, mehr und mehr Arbeiten automatisiert, die Verbleibenden werden mit Aufgaben konfrontiert, die größere Anforderungen an die geistige Beweglichkeit stellen.

Die Arbeitsumgebung wird verbessert. Die verbleibenden Produktionsstätten werden besser ausgestattet, je mehr die neuen Arbeitsmethoden die alten ersetzen. Es wird mehr Wert gelegt werden auf die richtige ergonomische Ausstattung der Arbeitsplätze in allen Bereichen der Zeitungsproduktion. Ende der siebziger Jahre wurde die Zeitung mit alten Methoden, aber mit neuem Gerät hergestellt. In den achtziger Jahren wird man neue Wege finden, um mit neuen Systemen neue Produkte zu produzieren.

Der Autor ist im IFRA-Bcritungsdienst für Redaktion und Organisation zuständig. Die 1FRA ist eine von den Zeitungsverlegerverbänden gegründete internationale ForschungsstcNe für Medientechnik in Darmstadt, geleitet von Dr. Friedrich Burkhardt.

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