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Die Emotion macht Grüne stark

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Die erste Auseinandersetzung mit Bürgerlisten, Grünen und Alternativen Gruppierungen haben die etablierten Parteien jedenfalls schon vor dem Wahltag am 24. April verloren: die Strategie, die neuen Bewegungen mit Lais- serfaire oder mit Integrationsbemühungen oder mit Repression zu lähmen, ist nicht nur bei den Kommunalwahlen in Salzburg und Graz fehlgeschlagen.

Die Alternativen leben, auch wenn sie sich, wie zuletzt beim Bundeskongreß in Linz, zerstritten und zersplittert präsentieren.

Sie leben von und durch die Unglaubwürdigkeit der alten Parteien was den Kampf gegen Korruption und Privilegienwirtschaft, die Beseitigung von Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft, das Defizit an unmittelbaren Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger, den Umweltschutz und das Problem der Nutzung der Kernenergie anbelangt.

Wahrscheinlich können sie es sich daher sogar leisten, auf einheitliche und klare Programmaussagen, über die man sich aufgrund der unterschiedlichen weltanschaulichen Standpunkte ohnehin schwerlich einigen dürfte, ebenso wie auch auf prominente gemeinsame „Wahllokomotiven“, dazu ist die Eifersüchtelei zu groß, zu verzichten: Die Grünen und Alternativen Listen werden bei den Nationalratswahlen von dem profitieren, was SPÖ, ÖVP und FPÖ an Antworten schuldig bleiben. Ihr Reservoir sind die parteiverdrossenen Wähler.

Ob das bei einer Kandidatur für ein Grundmandat und weitere Sitze reicht, ist eine Frage. Keine Frage ist hingegen, daß die Stimmenanteile, die Alternative Li- ste(n), Vereinte Grüne, aber auch die Grüppchen von Stephan Tüll bis Elisabeth Schmitz & Co. insgesamt erreichen können, in der Endabrechnung die Parlamentsparteien empfindlich treffen dürften.

Die bisher eher noch tolpatschigen politischen Gehversuche der neuen Bewegungen auf Bundesebene mögen zwar von den Parteizentralen belächelt werden: trotzdem werden hier mehr Emotionen bei der Wahlentscheidung mobilisiert als dies Werbemillionen in einem traditionellen Wahlkampf vermögen.

Das macht die Politik lebendiger. Und das sollte sich auch auf den weiteren Verlauf des Wahlkampfes positiv auswirken: durch eine klare Sprache im Wettbewerb mit Argumenten.

In Schlagworten — Einkommensgerechtigkeit, Arbeitszeitverkürzung, Mitbestimmung, umweltschonende Wirtschaft, Subsidiarität, Gewaltfreiheit — sind nämlich die Grünen und Alternativen den etablierten Konkurrenten noch immer ähnlicher als sie selbst wahrhaben wollen. Im Streiten auch.

Die alternative Szene ist deshalb weiter unberechenbar. Diese Stärke ist aber eigentlich eine Schwäche.

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