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Die Fertigmacher

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Damit das klar ist: Michael Craff hat als OVP-General-sekretär gehen müssen. Sein Verbleib wäre eine Provokation gewesen. Das Gehen war die gute Nachricht der letzten Tage.

Die schlechten waren aber auch nicht übel. Etwa die Reaktion auf die Distanzierung Kurt Waldheims von Graffs „erwürgten Juden“. Einige von denen, die dem Bundespräsidenten hinterher „Undank“ vorwarfen, hätten sich ihr Maul wundgerissen, wenn Waldheim stumm geblieben wäre. Und damit ja alles, was Waldheim tun konnte, falsch gewesen wäre, sagte SP ö-Klubobmann Heinz Fischer, er habe sich „zu spät“ distanziert.

Anerkennung für Gedankenakrobatik gebührt auch jenen, die Waldheim vorwerfen, „im nachhinein auf Graff herumzutrampeln“, selber aber auf Graff drauf-sprangen, daß die Knochen knirschten.

Dabei hat Graff immerhin jene, die er gekränkt hatte, um Verzeihung gebeten. Wann hat solches je ein Politiker getan? Journalisten wissen meist überhaupt nicht, was Verzeihen ist. Jedenfalls nicht jene, die sich schon tags darauf in neue Posituren des Fertigmachens warfen.

Es geht, lasen wir alsbald, gar nicht um Graff, sondern gleich um die ganze ÖVP, die unter ihm und Mock und natürlich mit Kurt Krenns Bischofshilfe „eine antisemitische Partei geworden ist“. Klar, ist ja auch viel einfacher so, als einem christlichen und einem maroristi-schen, einem deutschnationalen, einem ländlichen, einem proletarischen und einem bürgerlichen Antisemitismus nachzuspüren. Und alle diese Spielarten zu bekämpfen!

Nein, jetzt wissen wir es wieder: Die Engel sind rot, die Teufel sind braun, schwarz und blau. Und der arme Jude Peter Landesmann, der eine „Liga der Freunde des Judentums“ unterstützt, die radikalen Linken nicht paßt, ist ein hundsgemeiner Verräter, den man als .Sleischhändler“ und „Viehhändler“ niedermacht.

Und wenn sich in der nächsten Zeit alle in der Wortwahl beherrschen, um die Erregung zu dämpfen?Dann erfahren wir schon im voraus aus einer angesehenen deutschen Zeitung, daß solches nur Lüge und Täuschung ist: ,Manches wird in den nächsten Monaten halt wieder ein bißchen vorsichtiger und heuchlerischer formuliert werden...“

Wie schrieb da eben einer aus der Gilde der Selbstge-* rechten? ,JDen neuen Nazi erkennt man... an der Er-barmungslosigkeit seiner Sprache.“Da hat er recht, der Herr Journalist.

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