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Die Finger verbrannt

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Am 27. Juni veröffentlichtedie in Paris erscheinende amerikanische Tageszeitung „International Herald Tribüne” einen „Offenen Brief an Kanzler Bruno Kreisky von Österreich” - eine Anzeige des „Iranischen Komitees für demokratische Aktion und Menschenrechte”, Chicago. Kreisky halte sich bekanntlich mit seinen Genossen Olof Palme und Filipe Gonzalez vor wenigen Wochen zu einem Kurzbesuch in Teheran aufgehalten, um „Informationen über die islamische Revolution zu sammeln”.

In diesem „Offenen Brief wird dem österreichischen Bundeskanzler in Erinnerung gerufen, daß in Khomeinis tyrannischer Theokratie bisher 1200 Menschen hingerichtet wurden. 50.000 Iraner als politische Häftlinge in den Gefängnissen schmachten, 160.000 auf offiziellen „Schwarzen Listen” stehen und mehr als 1,5 Millionen Perser gezwungen sind, im Exil zu leben.

Ubers vergangene Wochenende sind einige dieser Zahlen noch grö-

ßer geworden: 21 weitere Hinrichtungen und 485 weitere Entlassungen aus öffentlichen Institutionen.

Und noch etwas ist passiert: Der oberste islamische Revolutionsstratege in Iran, Ayatollah Khomeini, hat Präsident Bani-Sadr und dem Revolutionsrat „Tatenlosigkeit” vorgeworfen, worauf sich der Staatschef bereit erklärte, zurückzutreten.

Perfekt funktioniert in diesem Land revolutionär-islamischer Unrast anscheinend nur noch die Hin-richtungs- und Repressionsmaschinerie, alles andere löst sich im Chaos auf - selbst die Position eines gewählten Präsidenten.

Revolutionen fressen ihre Kinder schnell. Da macht die iranische keine Ausnahme. Deshalb können sich auch Außenstehende leicht die Finger verbrennen, wenn sie in einem revolutionären Prozeß allzu schnell „starke demokratische Ambitionen” entdecken, wie das SI-Vertreter getan haben.

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