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Die Forschung muß Schulden machen

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Das Doppelte von heuer!" Das ist, kurz gefaßt, die FVrmel, die das neue Präsidium des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung für die bevorstehenden Budgetverhandlungen für 1983 anpeilt.

Ohne noch abzuwarten, was dann wirklich herausschauen wird, hat die Delegiertenversammlung der Führung Vollmacht gegeben, schon heuer um „100 Prozent" zu überziehen, also in diesem Jahr noch um 176 Mil-

lionen Projektförderungen zu genehmigen, für die erst im nächsten Jahr das Geld bereitgestellt würde.

Andernfalls sei es nicht möglich, alle jene als gut und förderungswürdig begutachteten Forschungsprojekte durchzuziehen, die bereits vorliegen, betonte der neue Präsident, UniV.-Prof. Kurt Komarek, als er sich erstmals in neuer Funktion der Öffentlichkeit präsentierte.

Gerade „ in Zeiten wie diesen"

bedeutet Forschungsförderung unmittelbar Arbeitsplatzsicherung. Generalsekretär Raoul Kneucker erläuterte: Die Förderungsmittel, die der Fonds vergibt, wirken zu mehr als 50 Prozent personalintensiv. Sie bedeuten 700 Vollarbeitsplätze für junge Wissenschaftler, für die ohne sie an den Universitäten keine Arbeitsmöglichkeiten bestünden.

Mit dem für 1983 vorgesehenen Programm könnten weitere 200 Arbeitsplätze geschaffen werden, durch strukturpolitische Innovationsprojekte, die der Fonds fördert, in der Folge sogar noch mehr.

So möchte der Fonds für 1983 über ein ordentliches Budget von 255 Millionen verfügen können (heuer sind es 176 Millionen, die zur Hälfte schon durch Vorgriffe von 1980 vergeben sind).

Diese Summe bezeichnete Komarek als absolute Untergrenze, da Österreichs Forschung immer noch in der Nachholphase stehe. Zusätzlich wünscht man sich 28 Millionen im außerordentlichen Ansatz, um die Kostensteigerungen aufzufangen, und 40 Millionen für zusätzlich innovationsför-dernde Projekte aus den Sondermitteln des Finanzministers zur Arbeitsplatzsicherung.

Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung war 1968 - unter der ÖVP-Alleinregierung — im einstimmig verabschiedeten Forschungsförde-rungsgesetz gegründet worden, nachdem Univ.-Prof. Hubert Rohracher zwanzig Jahre lang einen scheinbar hoffnungslosen Kampf für eine bessere Forschungsförderung gekämpft hatte.

Nach Rohrachers Tod übernahm Univ.-Prof. Hans Tuppy die Führung, der sie nun nach zehn Jahren an Kurt Komarek abgab. In diesem Jahrzehnt wurde Österreichs Forschungsförde-

rungsinstitution zu einer international als mustergültig anerkannten Einrichtung.

Das Forschungsorganisations-gesetz 1981 hat nun dem gesamten Forschungswesen in Österreich eine neue gesetzliche Basis gegeben, die auch eine Verbreiterung der Entscheidungsgremien des Fonds brachte. Wie sich dies auswirken wird, muß abgewartet werden.

Die neue Führung - neben Komarek die Professoren Wolfgang Kummer (TU Wien) und Walter Weiss (Salzburg) als Vizepräsidenten, ferner Richard Plaschka als Vorsitzender der Rektorenkonferenz und Herbert Hunger als Präsident der Akademie der Wissenschaften — sieht ihre wichtigsten Aufgaben wie bisher in der scharfen Prüfung der eingereichten Projekte und im Kampf um die Finanzierung. Daneben sollen die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der „wissenschaftliche Transfer" forciert werden. Die Möglichkeit junger Wissenschaftler, im Ausland weiterzulernen, muß gefördert werden, forderte Plaschka, ohne daß sie dienstrechtliche Nachteile erleiden.

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