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Die Frau in der US-Arbeitswelt
Anläßlich einer UN-Tagung zur „Dekade der Frau" stattete die Amerikanerin Leonora Co-le-Alexander, Direktorin des „Women’s Bureau" der Abteilung für Frauenfragen im Washingtoner Arbeitsministerium Wien einen Besuch ab. Die FURCHE nützte die Gelegenheit zu einem Gespräch.
Gefragt, ob in Zeiten der Rezession nicht besonders Frauen bei der Verteilung der Arbeit benachteiligt würden, antwortete Mrs. Alexander mit einem kurzen und sehr erstaunten Nein. Denn 80 Prozent der Frauen seien in dem von der Krise nicht so betroffenen Dienstleistungssektor und nur die restlichen 20 Prozent im industriellen Produktionsbereich tätig (in Österreich ist das Verhältnis 70 : 30). Und von der Wirtschaftskrise seien eben in erster Linie die „Blue-Colour-Worker", die Fabriksarbeiter, betroffen. In diesem Bereich gibt es in den USA aber kaum Frauen.
Das beeinflußt denn auch die Arbeitslosenstatistik: in den letzten Jahren haben wesentlich mehr Männer ihren Job verloren als Frauen.
In den Vereinigten Staaten sind 43 Prozent der Erwerbstätigen Frauen — in Österreich sind es 40 Prozent. Zwei Drittel davon sind alleinstehend, sei das unverheiratet, geschieden oder verwitwet.
Am stärksten ist bei den arbeitenden Frauen die Altersgruppe zwischen 20 und 24 Jahren vertreten. Ethnische und Rassenunterschiede gibt es kaum: Weiße Frauen sind ebensohäufig berufstätig wie Nichtweiße.
Muß ein sechzehnjähriges Mädchen in Amerika mit 27,7 Arbeitsjahren rechnen, sind es beim Mann gleich um elf Jahre mehr.
Erzogen werden in den USA die Geschlechter gleich. Trotzdem verdienen Frauen mit vier Jahren Hochschulbildung im Durchschnitt nur genausoviel wie Männer mit ein bis drei Jahren Mittelschule. Und: Frauen landen ini-mer noch in schlechter bezahlten, „dead end"-Jobs, also in Berufen ohne besonderen Aufstiegsmöglichkeiten. Das Resultat ist, daß Frauen mit der gleichen Ausbildung wie Männer nur drei Fünftel des Gehaltes bekommen, das ihren männlichen Kollegen bezahlt wird.
Die Aufgabe der Abteilung für Frauenfragen des US-Arbeitsministeriums ist es, gegen diese Ungleichheit anzukämpfen oder besser: Gleichheit zu schaffen. Dieses Ziel soll erreicht werden durch:
• die Durchsetzung von Gesetzen und Regelungen, die die Benachteiligung von Frauen bei der Arbeitsplatzvergabe verhindern sollen.
• die Schulung von Frauen in nicht traditionellen Bereichen, wie technischen Berufen und Management.
• die Schaffung von Möglichkeiten zur Beaufsichtigung von Kindern berufstätiger Eltern (46 Prozent der Kinder unter sechs haben berufstätige Mütter)
• die Schaffung von Teilzeit-Ar beitsplätzen und solchen mit flexibleren Arbeitszeiten. ‘ Wie sieht das alles aber in der Praxis aus? Schon vor einigen Jahren, als die verschlechterte Wirtschaftslage spürbar wurde, haben bekannte Schriftstellerinnen den Weg „Zurück zum Herd" ein- und vorgeschlagen. Antife-ministin Marabel Morgan schrieb ein Buch mit dem Titel „Total Woman" und Phyllis Schlafly gründete eine Bewegung „Für die Familie". Sollten da etwa die Frauen auch dazu bewegt werden, sich von ihren Arbeitsplätzen zurückzuziehen?
Leonora Cole-Alexander wertet das schlicht als die persönlichen Meinungen einzelner Frauen ab, die kaum die Öffentlichkeit beeinflussen würden. Schließlich werde in den USA jede dritte Ehe geschieden, sodaß sich viele Frauen ein „Zurück an den Herd" schon aus ökonomischen Gründen gar nicht leisten könnten.
Das „Women’s Bureau" will sich als Fürsprecher berufstätiger Frauen, als Berater und Stimulator für Ausbildungs- und Be -schäftigungsprogramme vor allem in den Gemeinden, als Förderer, aber auch als Mahner verstanden wissen. Das Büro ist keine Arbeitsvermittlung oder gar ein Hilfsfond. Budgetäre Mittel stehen ihm keine zur Verfügung.
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