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Die Funktion eines Benediktinerstiftes heute

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Der hl. Benedikt hat seine Ordensregel nicht für Einsiedler geschrieben, deren es zu seiner Zeit viele gab, sondern fürMönche, die ein gemeinsames klösterliches Leben führen. Er baut sein Kloster nach dem Vorbild einer christlichen Familie auf: Der Abt ist der Vater des Hauses, die Mönche sind untereinander Brüder. Von diesem Familiengeist soll das ganze Leben des Klosters beherrscht sein: das gemeinsame Gebet, die der Gemeinschaft dienende Arbeit der Mönche, das brüderliche Zusammensein in den Stunden der Erholung, aber auch die klösterliche Askese, die nicht das Ihre sucht, sondern das, was dem anderen dient. Der Mönch soll die Eigenart seiner Mitbrüder, die Verschiedenheit ihres Charakters in gegenseitiger Geduld ertragen; keiner strebe nach seinem eigenen Vorteil, sondern dem, was den anderen nützt. In unserem Stift Admont bemühen wir uns, dieses klösterliche Leben im Geist des hl. Benedikt zu verwirklichen. Es ist ein Leben in Gebet und Arbeit, in täglicher Selbstüberwindung und willigem Dienst an den Mit- menschen.

Das Stift Admont betreut ein weitgestecktes Arbeitsfeld in der Pfarr- seelsorge. 30 Pfarreien mit ungefähr 35.000 Katholiken sind dem Stift inkorporiert; zwei Drittel von ihnen werden durch Patres des Stiftes betreut. Dazu kommt noch die Wallfahrtskirche und das Büdungshaus auf dem Frauenberg bei Admont als Beitrag zur außerordentlichen Seelsorge.

Aus Anlaß des 900jährigen Jubiläums des Stiftes im Jahre 1974 wurde der Neubau des Gymnasiums zu einem Vollgymnasium mit 20 Klassen für etwa 600 Schüler und die Zulassung von Mädchen zum Studium am Stiftsgymnasium beschlossen. Der Bau wurde 1973 begonnen und 1976 vollendet. Er ist modern eingerichtet und umfaßt gegenwärtig 14 Klassen mit 450 Schülern (2/3) und Schülerinnen. Parallel mit dem Ausbau des Gymnasiums erfolgte auch der Ausbau und die Modernisierung des Internates in fünf Abteüungen für 150 interne Schüler. Am Gymnasium unter richten derzeit zehn geistliche Professoren und 25 weltliche; den Erzieherdienst im Internat versehen fünf Patres des Stiftes.

An kulturellen Leistungen des Stiftes wollen wir nicht nur die Kunstwerke nennen, die wir aus vergangenen Zeiten übemomihen haben; dabei denken wir etwa an unsere berühmte Stiftsbibliothek, an unser reichhaltiges Naturhistorisches Museum mit der einzigartigen Fliegensammlung (sie gehört zu den größten der Welt), an unsere kunstvoll gestickten Paramente und an die Wandteppiche im Presbyterium der Kirche, eine echte Kulturleistung bedeutet auch die Erhaltung und Betreuung aller dieser Objekte.

Eine Kulturleistung hohen Ranges ist natürlich auch der schon erwähnte Ausbau des Gymnasiums und des Internates. Dazu kommt die Instandhaltung und Renovierung unserer 30 Pfarrkirchen und Pfarrhöfe, die gerade in der unmittelbaren Nachkriegszeit hohe Summen erforderte und auch heute noch erfordert, weil in der NS-Zeit das Stift enteignet war und für kirchliche Zwecke keine Gelder zur Verfügung standen.

In sozialer Hinsicht bemüht sich das Stift, seine Dienstnehmer im Geiste der christlichen Soziallehre zu betreuen. Die Zielsetzung „Eigentumsbildung in Arbeitnehmerhand” ist bei uns schon weitestgehend verwirklicht Ein großer Prozentsatz unserer Arbeiter und Angestellten konnte sich bereits ein Eigenheim schaffen, wozu auch das Stift einen nennenswerten Beitrag geleistet hat (wesentlich verbilligte Überlassung des Baugrundes, zinsenverbilligte Darlehen u. a. m.).

Für Dienstnehmer, die nicht an die Errichtung eines Eigenheimes denken, wurden moderne Dienstwohnungen gebaut und zur Verfügung gestellt Woher nimmt das Stift die Mittel, alles das leisten zu körinen? Die Grundlage dafür ist die den Erfordernissen unserer Zeit entsprechende Verwaltung des Stiftsvermögens. Das Stiftungsvermögen ist das Betriebskapital, das alle diese Leistungen ermög licht. Es besteht in Grund und Boden, vor allem in Waldbesitz, aber auch in neu geschaffenen modernen Einnahmsquellen, z. B. Skiliften, einem modernen Sägewerk etc. Die nach kaufmännischen Gesichtspunkten geführte Wirtschaft macht es möglich, daß immer wieder namhafte Beträge für das kirchliche Missionswerk, für caritaüve Zwecke und für Notstandshilfen gegeben werden können.

Man hört immer wieder im Ton des Vorwurfs reden über das „reiche Stift”. Sicher, das Stift Admont ist nicht arm und soll es auch nicht sein. Wir Benediktiner geloben auch keine Armut, sondern volle persönliche Besitzlosigkeit - und das ist etwas wesentlich anderes. Der Reichtum unseres Hauses stammt aus der Schenkung der hL Hemma von Gurk aus dem Jahre 1403 und aus dem Ertrag unserer Arbeit. Er soll nach dem Willen unserer heiligen Stifterin dem Zweck dienen, daß das Kloster seine Aufgabe, im Dienst der Kirche erfüllen kann. Und wir Admonter Mönche bemühen uns auch, dieses Stiftungswülens eingedenk zu sein und ihn nach Kräften in unserer täglichen Arbeit zu verwirklichen.

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