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Die Gliickskugel rollt

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Die österreichische Spielbanken AG konnte für die ersten zehn Monate ihres Geschäftsjahres 1973 eine durchaus günstige Bilanz ziehen. Immerhin wurden an den Fiskus um 28 Millionen Schilling mehr Abgaben geliefert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, auch die Besucherzahlen der heimischen Kasinos sind deutlich angestiegen. Dies um 19.000 Gäste, was einem Plus von nicht weniger als 13 Prozent entspricht.

Zweifellos kommt diese Teilbilanz angesichts einer im österreichischen Fremdenverkehr zu registrierenden Stagnation etwas überraschend. Die Kasinos hatten auch verschiedene Gästeabgänge,zu verkraften; so sind, durch währungspolitisahe Gegebenheiten bedingt, vor allem sehr viele Amerikaner ausgeblieben. Aber auch ein Rückgang der italienischen und jugoslawischen Kasinobesucher ist gegeben; von ihm ist vor allem das Kasino Velden in Kärnten betroffen.

Durch strukturelle Umschichtungen und innerbetriebliche Maßnahmen gelang es der österreichischen Spielbanken AG, diesen Besucherabgang weitgehend aufzufangen und, wie bereits gesagt, sogar einen leichten Aufwärtstrend zu erreichen. Durch gezielte Imagepflege ist es gelungen, nicht nur dien in den heimischen Fremdenverkehrsorten weilenden Gast ins Kasino zu lotsen, sondern bereits als Kasino ausländische Besucher nach Österreich zu ziehen. Was besonders für den Westen unseres Landes gilt, wo sich die Einrichtung von Ganzjahresspiel-betrieben in Seefeld in Tirol und in Riezlern im Kleinen Walsertal als erfolgreiche Investition erwies.

Allein das Kasino Riezlern konnte in den ersten zehn Monaten seines Bestandes ein Einspielergebnis von QBhjs.ate.13,, Millionen Schilling erzielen. Die Anzahl der Besucher lag in diesem Zeitraum bei 26.000, sie kamen zu etwa 80 Prozent aus dem benachbarten Ausland, überwiegend aus Württemberg und aus dem Allgäu. Angesichts dieser günstigen Startbilanz gedenkt die österreichische Spielbanken AG für das gegenwärtig in einem Hotel etablierte Kasino Riezlern ein eigenes Gebäude zu errichten. Im Kasino Seefeld war trotz extrem schlechter Lirakurse ein erfreuliches Ansteigen der Anzahl der Gäste aus Italien zu bemerken. Hier ist ein echter Ausgleich zum anfangs erwähnten Abgang von Velden erreicht worden. Im Zuge der Neukonzeptierung des heimischen Spielbankenbetriebes, durch die unter Generaldirektor Diplomkaufmann Dr. Leo Wallner innerhalb von fünf Jahren eine jährliche Umsatzsteigerung von rund 40 Prozent erreicht wurde, wird auch die Einrichtung eines Spielbankbetriebes in Vorarlberg ins Auge gefaßt. Durch dieses Kasino könnten zweifellos Gäste aus der Schweiz und aus Liechtenstein gewonnen und damit eine weitere Stabilisierung des Betriebes erreicht werden.

Von den 1972 registrierten 327.000 Besuchern der acht österreichischen Kasinos waren mehr als 45 Prozent Ausländer. Sie kamen vorwiegend aus der Bundesrepublik Deutschland (44,5 Prozent), weiters waren die Anteile der Italiener (10.8 Prozent), der Amerikaner (9,3 Prozent) und der Jugoslawen (4,8 Prozent) sehr hoch.

Angesichts solcher Zahlen könnte der Eindruck entstehen, daß ein Österreicher im heimischen Betrieb vielleicht weniger willkommen sei als der Gast von jenseits der Grenze. Dem ist absolut nicht so, der Begriff Dienst am Kunden wird in den österreichischen Kasinos für die eigenen Landsiteute ebenso groß geschrieben wie für den Ausländer.

Wovon man sich speziell im Monat Dezember mit besten Aussichten auf doppelten Gewinn überzeugen kann. Bietet doch die österreichische Spielbanken AG bis zum 31. Dezember eine besondere, ja man kann ruhigen Gewissens sagen: eine einmalige Attraktion. Jeder Besucher eines Kasinos erhält eine mit den Roulettnummern 0 bis 36 versehene Glückskarte, die er mit seinem Namen zu beschriften und abzugeben hat. Genau mit dem Glockenschlag zum Jahreswechsel wird dann die Glückskugel zum Rollen gebracht — jene Glückskarten, deren Nummern mit der von der Roulettkugel markierten übereinstimmen, nehmen an einer Verlosung mit mehr als beachtlichen Preisen teil. ' '

Der Hauptgewinn ist ein VW-Winterprofi, ein Volkswagen-Modell K 70 mit Magnetgürtelreifen, UKW-Radio und Schiträgern. Sehen lassen können sich freilich auch die übrigen Preise, so eine komplette Stereoanlage, Kassettenrecorder und tragbare Fernsehgeräte.

Dem Kasinobesucher ist damit eine ganz große Chance gegeben, die es zu nützen gilt. Die österreichischen Spielbankenbetriebe bieten sich überdies auch als stilvoller Rahmen zum Feiern eines Silvesterabends besonderer Art an — wer das Jahr 1974 im Kasino erwartet, ist auch am direktesten über den Ausgang des großen Glückskartenspieles informiert.

Roulett, Bakkarat und Black Jack sind internationale Spiele. Österreichs Spielkasinos freilich sind eine typisch österreichische Sache, jedes von ihnen anders in seinem Stil, alle aber Orte gepflegtester Atmosphäre.

Davon kann sich der Wiener vor allem im Cercle Wien in der Kärntnerstraße 41 überzeugen. Dies wohl am günstigsten an jedem ersten Donnerstag des Monats, ist doch an diesen Tagen für den als Feinschmecker bekannten Bewohner der alten Donaustadt ein freies Büfett vorbereitet, das, wie man in Wien so schön sagt, buchstäblich alle Sprachen spricht.

Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang der Gratisjeton von 50 Schilling bleiben, mit dem jedem Besucher des Cercle Wien mit der Eintrittskarte auch gleich so etwas wie ein „Startkapital“ in die Hand gedrückt wird. In den Kasinos der Bundesländer gibt es diese Aufmerksamkeiten ebenfalls, dies in Form eines Jetons von 20 Schilling. In allen österreichischen Spielbankenbetrieben sehr gefragt sind die Son-derjetons. Die bisher zur Ausgabe gelangten Goldjetonserien ..Fortuna“, „Seefeld“ und „Velden“ sind längst vergriffen und in den Beständen von Souvenirsammlern gelandet. Zur Zeit wird der Silberjeton „Jolly Joker“ mit einem Nominale von 100 Schilling von diesen Kreisen „gejagt“.

Fast vor der Haustür der Wiener, in der Kurstadt Baden, ist der wohl traditionsreichste heimische Kasinobetrieb etabliert. Er war in der Zwischenkriegszeit ein echtes internationales Gesellschaftszentrum, vor allem Gäste aus Ungarn waren hier mehr als zahlreich vertreten.

Dieses Hinterland ging zur Gänze verloren; dank einer cleveren Geschäftspolitik ist es speziell in den letzten Jahren gelungen, den Spielbankenbetrieb Baden bei Wien nahezu auf den mehr als beachtenswert gewesenen geschäftlichen Stand der Vorkriegszeit zu bringen. 1972 lieferte allein das Kasino Baden 50 Millionen Schilling an Bundes- und 10 Millionen Schilling an Gemeindesteuern ab.

Baden unterscheidet sich von den übrigen heimischen Kasinos in vielfacher Hinsicht. Vor allem ist bemerkenswert, daß man sich hier als Österreicher richtig heimisch fühlen kann, ist doch der Anteil der Besucher aus dem Ausland mit 25 Prozent relativ gering. Der Kreis der heimischen Gäste bildet sich vor allem aus Wienern, der Anteil der Niederösterreicher liegt bei etwa 5 Prozent.

Wie in den Spielbankbetrieben Wien, Kitzbühel, Velden, Seefeld. Salzburg und Kleinwalsertal gewinnt auch im Kasino Baden Black Jack augenscheinlich Boden. Stieg doch der Anteil dieses Spieles und des Bakkarat am Gesamtumsatz der heimischen Spielbanken von nur 3,9 Prozent im Jahre 1969 auf nicht weniger als 18,5 Prozent im Berichtsjahr 1972 an. Heuer wird dieser Anteil zweifellos noch höher liegen, dies auch dank der gebotenen Attraktion „Siebenerdrillinge“.

Hier wird jedem Spieler, der in seinen Karten drei Siebener, egal v/elcher Farbe, besitzt, von der Österreichischen Spielbanken AG eine Flasche Champagner „gestiftet“. Mit dieser freundlichen Geste wird zur

Schaffung einer Atmosphäre beigetragen, in der sich der Gast einfach wohl fühlen muß.

Die neuen Räumlichkeiten des Spielkasinos Baden bei Wien wurden im Dezember 1969 eröffnet. Der zu den modernsten Spielbankenbetrieben des Kontinents zählende Betrieb wurde mit dem beachtlichen Kostenaufwand von 14 Millionen Schilling errichtet und hat im mitten im herrlichen Kurpark liegenden Kongreßhaus einen idealen Platz gefunden. Im 800 Quadratmeter großen Spielsaal stehen den Gästen neun Roulett-Tische sowie je zwei Black-Jack- und Bakkarat-Tische zur Verfügung, dazu die Rundbar und ein Gesellschaftsraum in des Wortes bestem Sinn. Baden und sein Kasino sind auf dem besten Wege, den Wiener ganz für sich zu erobern; mit Frau Fortunas Hilfe wird ihm jeder Abstecher in die Kurstadt Gewinn bringen.

Vor fünf Jahren befanden sich Österreichs Spielbankenbetriebe, wie schon vorher angedeutet, in einer ungemein schwierigen finanziellen Gesamtsituation. Seit der Wiedereröffnung der Kasinos im Jahre 195i stagnierten die Umsätze, die Anzahl der Besucher ging laufend zurück. 1966 wies die Bilanz der Kasinogesellschaft sogar rote Zahlen auf. Wenn es seit damals deutlich aufwärts ging, besagt das leider nicht, daß es für den Spielbankenbetrieb heute keine Probleme gäbe.

Die Steuerleistungen der österreieinsehen Spielbanken AG sind enorm. Lag die Höhe der Spielbankabgabe im Jahre 1966 noch bei 32 Millionen Schilling, so erreichte sie im Vorjahr bereits die 106-Millionen-Schilling-Grenze. An Gesamtsteuern — ohne Lohnsteuer der Dienstnehmer — wurden 1972 nicht weniger als 134 Millionen Schilling abgeführt — Vater Staat ist bei Roulett, Black Jack und Bakkarat demnach der größte aller Gewinner.

Freilich muß hier eindeutig festgestellt werden, daß besonders angesichts der ständig ansteigenden Kosten des Kasinobetriebes die gegebene steuerliche Belastung der

Spielbanken auf weitere Sicht kaum noch tragbar erscheint. Mit bereits etwas mehr als 90 Prozent Steueranteil an den Spieleinnahmen liegt man in Österreich weit über den vergleichbaren Werten ausländischer Unternehmungen.

So genießen etwa die Kasinos Jugoslawiens weitgehende Steuerfreiheit, im amerikanischen Spielparadies Las Vegas ist der Fiskus nur mit ganzen 6 Prozent an den Umsätzen beteiligt. In Frankreich und Italien schwanken die entsprechenden Steueranteile zwischen 50 und 60 Prozent, in der Bundesrepublik liegen sie mit 80 Prozent noch immer deutlich niedriger als in Österreich.

Auf Grund des gegenwärtigen Abgabenbedarfes der öffentlichen Hand ist in nächster und fernerer Zukunft zweifellos kaum mit einer an sich längst fälligen Valorisierung des Steuersatzes der Spielbankenabgabe zu rechnen. Wenn es trotz dieser Situation gelang, eine weit über dem internationalen Trend liegende Geschäftserweiterung zu erreichen, spricht dies für die Weitsicht der Leitung der österreichischen Spielbanken AG — das Problem Steuerbelastung bleibt freilich bestehen.

Es soll aber nicht das Problem der Gäste der heimischen Kasinos sein, die gerade zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel die Annehmlichkeiten des Betriebes genießen sollen. Die österreichische Spielbanken AG freut sich auf jeden Besuch und wünscht „Good Luck!“ am grünen Tisch.

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