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Die Größe des Dienens

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Im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum Jubiläum des 150jährigen Bestandes der Wiener Philharmoniker erschien gegen Ende des vergangenen Jahres ein umfangreiches Werk aus der Feder des Vize-Vorstands und Archivars dieses weltberühmten Orchesters, das aus Mitgliedern des Wiener Staatsopernorchesters besteht, Clemens Hellsberg, das die Geschichte und Gegenwart dieses Konzert-Orchesters darstellt und unter dem programmatisch klingenden Titel „Demokratie der Könige” veröffentlicht wurde.

Hier und heute soll aber nicht über dieses Standardwerk geschrieben werden, nicht über die künstlerische Leistung und wissenschaftliche Arbeit von Hellsberg, die Kundigere zu würdigen haben. Es soll vielmehr zur Sprache gebracht werden, daß der Genannte seit fast einem Vierteljahrhundert in der Klosterkirche der Schwestern vom armen Kinde Jesu in der Döblinger Hauptstraße während der Neunuhrmesse die „Königin der Instrumente”, wie die Orgel auch oft genannt wird, spielt, und zwar um Gotteslohn und in aller Stille und Bescheidenheit.

Ich habe an dieser Stelle schon vor zwei Jahren die Gelegenheit wahrgenommen, die besonders intensive Gestaltung und Feier dieser Messe zu rühmen, die vor allem dank des unermüdlichen Einsatzes des dortigen Seelsorgers und Kirchenrektors Monsignore Wolfgang Flasch zu einem Erlebnis für alle Teilnehmer wird und sich daher großen Zulaufs erfreut (siehe Kolumne „Volksversammlung” vom 24. Jänner 1991). Auch Clemens Hellsberg trägt durch sein Orgelspiel wesentlich zur Verlebendigung dieser Meßfeier bei.

Es ist ermutigend zu wissen und Sonntag für Sonntag bestätigt zu erhalten, daß es noch Künstlerpersönlichkeiten von Rang gibt, deren Sinnen und Trachten nicht in erster Linie auf Show und Gage ausgerichtet sind und die sich nicht zu gut sind, auch im kleinen Treue und Hingabe zu praktizieren.

In diesem Falle ist die künstlerische Betätigung nicht nur eine anläßlich eines Gottesdienstes gesetzte Handlung, sie ist selbst Gottesdienst. Diese demütige Haltung und Hingabe eines renommierten Künstlers beschämt nicht nur viele seiner Kollegen, sondern auch andere Zeitgenossen, die es unter ihrer Würde finden, eine Kirche zu besuchen, geschweige denn etwas zum Gelingen eines Gottesdienstes beizutragen.

Dabei hätte nicht nur der mit besonders reichen Gaben bedachte Clemens Hellsberg, sondern jeder von uns Anlaß und Verpflichtung, Gott zu danken und ihm einen Teil dessen, was er uns geschenkt hat, in Form des Dienstes an ihn zurückzugeben.

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