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Die hängenden Gärten der Donaustadt

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Wien wird durch zwei neue Zentren bereichert: Das Projekt „Wien-Mitte" in unmittelbarer Nachbarschaft zur Innenstadt und die „Donau-City" zwischen Donaupark und UNO-Gebäude.

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Wien wird durch zwei neue Zentren bereichert: Das Projekt „Wien-Mitte" in unmittelbarer Nachbarschaft zur Innenstadt und die „Donau-City" zwischen Donaupark und UNO-Gebäude.

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„Grün bis zum Arbeitstisch, Grün bis zur Wohnungstür" verspricht das Projekt, das in direkter Nachbarschaft von UNO-City und Konferenzzentrum entsteht. Auf dem seit dem „Nein" zur EXPO ungenutzten Areal soll die Donau-City, ein multifunktionaler Gebäudekomplex mit zahlreichen Grünanlagen, das Gewicht der Bundeshauptstadt weiter in den O sten verlagern.

Geplant ist ein „Nutzungsmix", bei dem etwa 70 Prozent Büros, Hotels, Geschäfte und Gastronomie einnehmen, der restliche Platz wird für Wohnungen und Freizeiteinrichtungen bereitstehen.

Mit der großen Anzahl an öffentlichen Einrichtungen will man vermeiden, daß aus der Donau-City eine nachtleere Bürostadt und tagleere Schlafstadt entsteht. Wohnen aber wird im neuen „transdanu-bischen" Zentrum in jedem Fall eine teure Angelegenheit: Wie Helmut Reisenberger von der WED, der Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum, hervorhebt, wolle man „in Richtung Qualität" gehen. Aufgrund der hohen Grundstückspreise auf dem Areal würden die Wohnungen innerhalb der Dohau-City eher „elitär" werden. Die Wohnungsmiete wird voraussichtlich mit nicht weniger als 100 Schilling für den Quadratmeter veranschlagt, jene für Büroräumlichkeiten 200 Schilling betragen. Seitens der WED argumentiert man allerdings, daß die Mietbedingungen im internationalen Vergleich sehr günstig seien, vor allem in Hinblick auf die zentrale Lage und den „gleichzeitigen Erholungswert". Dennoch sei geplant, mittels Förderungen

auch Studenten und ältere Menschen unterzubringen.

Die Donau-City im 22. Wiener Gemeindebezirk liegt „strategisch" tatsächlich sehr günstig. In nur sieben Minuten ist man mit der Ul im „historischen Stadtzentrum", am Stephansplatz. Etwa doppelt so lange benötigt man mit dem Auto zum Flughafen nach Wien-Schwechat.

Ein besserer Anschluß zum Flugplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre auch ohne den Bau der Donau-City bereits vonnöten. Schnellbahnzüge, die nur alle dreißig Minuten zwischen Wien und Schwe-chat verkehren - und dies nur bis in die Abendstunden - verleihen der Bundeshauptstadt wohl kaum den Ruf einer „Welt-

stadt". In unmittelbarer Nähe des geplanten zweiten Zentrums befindet sich der Donaupark, und auch die Donauinsel - der größte Badestrand Wiens - grenzt an das Areal. Allerdings soll das Grün der Umgebung eines Tages nicht unmittelbar vor den Gebäuden enden. Die Planer wollen den zur Zeit noch brachliegenden Boden des „Fast-EXPO-Gelän-

Fünf neue Bürotürme werden in der Landstraße emporwachsen (Archiv)

des" als Basisebene für üppige Begrünung mit einbeziehen.

Wäre die EXPO zustandegekommen, hätte man die gesamte Fläche mit Platten abgedeckt und mit einem durchgehend geschlossenen Bauwerk versehen. Für die Nachnutzung - also nach dem Ende der Ausstellung -hätten die Betonmassen wieder abgerissen werden müssen. Pflanzen hät-

Semiramis hätte ihre Freude an der neuen „Donau-City"...(WED)

ten dann nur noch in Form einer „Betonkübelbegrünung" Platz gefunden, so Reisenberger von der WED. „Wir sind sehr froh, daß die EXPO nicht stattgefunden hat", erklärt er weiter. Sie wäre ohnedies unwirtschaftlich gewesen und hätte keinerlei Gewinn gebracht.

Nach dem klaren „Nein" der Wiener Bevölkerung zur Großausstellung soll der Boden nun „naturbelassen" bleiben, die Gebäude darüber werden auf Stützen errichtet. Wasserflächen, Biotope und hängende Gärten sollen den Eindruck einer Stadt im Grünen erwecken.

Als gänzlich „unmöglich" bezeichnet Franz Franke von der Grünen Alternative Donaustadt diesen Plan. Für viele Grünflächen ist seiner Ansicht nach nicht mehr Platz, wenn die „Kubatur" auf das Grundstück gestellt würde. Außerdem werde durch weitere Parkplätze das Grün „angeknabbert". Ein Problem sieht Franke weiters in der „Kapazität der U-Bahn". Wegen der Donau-City würden noch

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