7064166-1991_48_12.jpg
Digital In Arbeit

Die katholische Bastion im Mittelmeer

19451960198020002020

Nach den Türkenkriegen folgte* unter der Führung der Ritter eine neue kulturelle Blützeit in Malta. Diese prägt noch immer das Bild der Insel. Heute, so behaupten die Malteser, beherrscht italienisches Lebensgefühl gepaart mit britischem Humor das Eiland.

19451960198020002020

Nach den Türkenkriegen folgte* unter der Führung der Ritter eine neue kulturelle Blützeit in Malta. Diese prägt noch immer das Bild der Insel. Heute, so behaupten die Malteser, beherrscht italienisches Lebensgefühl gepaart mit britischem Humor das Eiland.

Werbung
Werbung
Werbung

Auf Malta, so heißt es, gibt es 365 Kirchen - für jeden Tag eine. Tatsache ist, daß man auf außerordentlich viele Gotteshäuser in dem zu 98 Prozent katholischen Land trifft. Auch das ein Erbe der Ritter, die sich allerdings im Laufe ihrer 268 Jahre dauernden Herrschaft immer mehr von ihren ursprünglichen Aufgaben und Zielen entfernten und deshalb in der Bevölkerung an Ansehen verloren.

So hatte Napoleon leichtes Spiel, als seine Flotte 1798 auf der Fahrt nach Ägypten zur Trinkwasseraufnahme auf Malta landen wollte. Ein Teil der Malteser und auch französische Ritter waren bereits auf seiner Seite, als der einzige deutsche Großmeister Ferdinand von Hompesch nur zwei Schiffe einlaufen lassen wollte. Verärgert besetzte Napoleon daraufhin die Insel -ohne Gegenwehr. Doch es war nur ein kurzes Gastspiel. Denn nach dem Sieg der Briten über die Franzosen bei Abukir, riefen die Malteser die siegreiche Flotte zu Hilfe. 1800 landeten die Briten auf Malta und entließen es erst 164 Jahre später in die Unabhängigkeit. 1974 tritt Malta auch aus dem Commonwealth aus und wird Republik.

Seither ist die Wehrhaftigkeit, die die vor zahlreichen Kirchen aufgestellten Mörser vortäuschen, nur mehr Erinnerung. Heute hat Malta so gut wie keine Armee. Die Gozitaner vertrauen lieber der Muttergottes, der sie die zum Nationalheiligtum erhobene Basilika von Ta'Pinu weihten. Viele Kirchen auf Malta und Gozo wurden mit Spenden der Gemeindemitglieder errichtet. So etwa die mit der viertgrößten Kuppel der Welt überspannte Marienkirche von Mosta- einer 8.000 Seelen Gemeinde in der Mitte Maltas. In der Sakristei kann man eine der drei Bomben sehen, die im Zweiten Weltkrieg die Kuppel durchschlugen, aber nicht explodierten. Es gibt aber noch andere „Wunder": etwa der Lottogewinn eines Pfarrers auf Gozo, der es ihm ermöglichte, seine Kirche fertigbauen zu lassen.

Sehenswert ist zweifellos die Kathedrale von Gozo innerhalb der von den Rittern erbauten Zitadelle in Victoria. Bei dieser von Lorenzo Gafa entworfenen und an der Wende vom 17. ins 18. Jahrhundert errichteten Kirche ging das Geld aus. Statt der geplanten Kuppel schuf der Maler Antonio Manuele ein Deckengemälde, das das flache Dach für den Betrachter als Kuppel erscheinen läßt. Ein anderer berühmter Baumeister Maltas, Gerolamo Cassar, erhielt genug Geld, um sowohl den sehenswerten Großmeisterpalast als auch die Co-Kathedrale des heiligen Johannes in Valetta errichten zu können. In dieser Kirche richten sich die Augen beim Eintritt zuerst auf den Boden statt zur Kuppel, weil die 400 aus farbigem Marmor bestehenden und reich geschmückten Grabplatten den Blick auf sich ziehen. Bekannt ist dieses Gotteshaus aber auch durch das im Oratorium des heiligen Johannes befindliche Gemälde „Die Enthauptung des heiligen Johannes" von Caravaggio.

Doch Malta und Gozo haben natürlich nicht nur viel Kultur, sondern auch Naturschönheiten zu bieten. Zu. diesen zählt zweifellos derFungus-Rock an der Westküste Go-zos. Dieser Felsen mit den berühmten pilzartigen Gewächsen (Fungus), denen man Heilkräfte zuschrieb, läßt nur eine schmale, tun-nelförmige Öffnung von der Dwerja-Bucht in die offene See frei. Hier wie bei der Blauen Grotte an der Südküste Maltas, die durch ihre Farbspiegelungen beeindruckt, finden sich zu jeder Tages- und Jahreszeit Taucher, für die die stillen Buchten ein Paradies sind.

Malta ist also durch seine Geschichte und Geografie ein ideales Reiseziel für aktive Urlauber. Doch weil Körper und Geist gerade auch in den Ferien Erholung brauchen, wurden und werden viele Hotels den gestiegenen Ansprüchen angepaßt. Und was die für das Wohlbefinden so "wichtige Küche betrifft, wird jeder Freund von Fischen und Meeresfrüchten auf seine Kosten kommen. Dazu ist maltesischer Wein durchaus empfehlenswert.

Aktuelles für Malta-Reisende Was die Briten neben dem Humor der Insel hinterlassen haben, ist der Linksverkehr. Mit den klapprigen englischen Autos geht es recht gemächlich auf Malta zu. Eine Besonderheit stellt der öffentliche Verkehr dar: Die Busse sind Privateigentum der Fahrer. Das hat den Vorteil, daß die Oldtimer noch immer bestens in Schuß sind, aber den Nachteil, daß es keine Fahrpläne gibt und man nie genau weiß, ob und wann ein Bus erscheint. Mit dem Umweltschutz ist es demgemäß noch nicht sehr weit her -hier herrscht, nicht nur was die Motorisierung betrifft, Nachholbedarf.

Im Winter, wo Malta noch Kapazitäten frei hat, wird nun verstärkt für Sprachferien geworben. Hier läßt es sich so angenehm, wie kaum woanders, Englisch lernen. Doch will man auf Malta nicht die Fehler anderer europäischer Urlaubsländer wiederholen und hat sich deshalb ein Limit von einer Million Touristen im Jahr gesteckt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung