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Die Kunstwerke gehen auf Wanderschaft

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Wer im Sommer nach Grado oder Jesolo unterwegs zu seinem Badeurlaub war, kannte sehr wohl den charakteristischen Turm von Venzone. Schon im Mittelalter führte dort die große Handelsstraße zwischen Venedig und Salzburg vorbei. Seit damals hat das Gebiet von Friaul sehr intensive Beziehungen zu seinen nördlichen, östlichen, südlichen und westlichen Nachbarn unterhalten, hat von überall aufgenommen und daraus eine Kultur entwickelt, die auf allen Ebenen künstlerisch wirksam wurde. Besonders mit Salzburg verbanden es enge Familienbande.

Gerade der Kirchturm von Venzone war so ein Wahrzeichen, das bis zum Erdbeben alle Vorüberfahrenden sahen. Professor Feuchtmüller hatte die Idee, dem Katastrophengebiet aüch kulturell zu helfen und dies vor allem durch den Wiederaufbau des Kirchturmes von Venzone zu manifestieren. Für diese Intention organisierte er die Ausstellung der Kunstwerke aus Friaul. Fürs erste war sie den Sommer über in Dürnstein zu sehen. Alle Beteiligten, von den Transport- bis zu den Versicherungsgesellschaften, arbeiteten unbezahlt. Studenten meldeten sich freiwillig als Aufsichtspersonen und führten fachkundig durch die Ausstellung. Der Eintritt war gratis. An die 50.000 Besucher wurden geschätzt. Der Reingewinn aus dem V erkauf von Bausteinen, sowie Spenden von Banken und di

Institutionen erreichte eine Million Schilling.

Doch was ist schon eine Million Schilling, wenn ein historisches Wahrzeichen wieder aufgebaut werden soll? Darum wird die Ausstellung auf Wanderschaft geschickt. Ihre nächste Station ist das Künstlerhaus in Wien, wo sie derzeit bis etwa 10. Jänner zu sehen ist. Die Wiener, die keine Gelegenheit hatten, nach Dürnstein zu fahren, können nun die Gelegenheit wahrnehmen, Friaul einmal von der einzigartigen kulturellen Seite her kennenzulernen, und mit einem Baustein dokumentieren, daß diese schwer mitgenommene Region auch heute, nach eineinhalb Jahren, nicht vergessen ist.

Als weitere Stationen sind Klagen-

furt, Bregenz und Salzburg während der Festspielzeit vorgesehen. Friaul wird dort in den Domoratorien gezeigt, in jenem Teil, der für diese Ausstellung neu adaptiert wird. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat ihr Interesse angemeldet doch steht im Moment nocht nicht fest, ob dies realisiert werden kann. Wegen der nachbarlichen Verbundenheit mit Friaul werden die Kunstwerke auch in Laibach gezeigt. Den Schlußpunkt wird eine ganz große Ausstellung, angereichert mit weiteren Exponaten aus dem Besitz der vatikanischen Sammlungen, im Oktober 1978 im Vatikan bü- den.

Diese Wanderausstellung der Kunst ist ein echtes Anliegen, das durch die Kunst für die Kunst wirbt. Sie soll allen ins Bewußtsein rufen, wie verletzlich das Erbe der kulturellen Vergangenheit ist, und daß mit ihm eine Verantwortung dafür auf die Nachwelt überkommen ist, der sie sich nicht entziehen sollte!

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