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Digital In Arbeit

Die Last des Urlaubs

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Ich bitte im voraus um Verzeihung, sollten meine Überlegungen heute etwas müde erscheinen — ich bin erst vor zwei Tagen aus dem Urlaub gekommen und habe mich noch nicht ganz erholt.

Ich weiß eigentlich nicht, wovon ich so müde bin — von dem Urlaub, oder davon, daß er zu Ende ist?

Warum sollte ich aber vom Urlaub müde sein? Alle meine Bekannten erzählen doch immer, wie schön sie sich in den Ferien erholt haben... Auch ich hatte in Israel sehr schöne Tage: Das Wetter war prima, um die 27 Grad, was die Israelis im Sommer für kühl halten; das Meer war blau, lau, ruhig und viel sauberer, als es in vorigen Jahren in Tel Aviv war... Dazu habe ich die erste Woche mit beruflicher Arbeit verbracht, was viel weniger anstrengt, als die Arbeit eines Urlaubers. Wovon soll man da müde werden?

Die Rückkehr war aber auch in Ordnung: Das Wetter hat sich am Abflugstag verschlechtert, denn das Thermometer kletterte auf dreißig Grad Daß ich kein

falsches Flugzeug bestiegen hatte, merkte ich gleich bei der Landung: Es regnete in Strömen, also war ich wirklich in Hamburg.

Ist es der Klimawechsel, der mich erholungsbedürftig macht? Vielleicht. Aber das schlechte Wetter zu Hause erhöht andererseits den Wert des Urlaubs; sollte hier die Sonne gestrahlt haben — womit soll man dann als Urlauber prahlen?

Und dann: Einige Wochen lang spazierte man halbnackt herum, und jetzt muß man wieder den Mantel aus dem Schrank holen, als ob es nicht reichte, daß man wieder an die Arbeit muß! Das ist eben das Problem, daß man den Moment des Urlaubs nie richtig wählen kann.

Diese verflixte Wetterfrage ist jedoch nicht die einzige, wenn man Urlaub machen will — auch die Dauer ist ein Problem. Eine Woche ist zuwenig und zu teuer. Zwei Wochen sind auch nicht viel — kaum hat man sich auf neue Lebensbedingungen eingestellt, muß man sich wieder umstellen.

In der dritten Woche fange ich an, mich zu langweilen, selbst in dem schönsten Urlaubsort.

Wenn man dagegen für vier oder mehr Wochen verreist, ist es kein Urlaub mehr, sondern ein Umzug — was ganz neue Probleme mit sich bringt.

Ich habe über den Zeitpunkt des Urlaubs fiachge-dacht: Soll man den Urlaub lieber vor dem Urlaub oder nach dem Urlaub machen? Der Urlaub vor dem Urlaub hätte den Vorteil, daß man noch nicht ganz erschöpft, nicht ganz urlaubsreif ist, also den Urlaub mehr genießen kann. Der Urlaub nach dem Urlaub gäbe uns dagegen die Möglichkeit, sich von dem Urlaub zu erholen...

Die Frage ist jedoch müßig, weil man den Urlaub immer dann machen muß, wenn man Urlaub macht. Dies ist die ungünstigste Lösung — man hat nämlich keine Wahl.

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