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Die letzte Reise des „alten Fritz" nach Potsdam

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Haben die Österreicher und die Deutschen doch mehr Gemeinsamkeiten, als vielen lieb und manchen recht ist? Trotz aller Unterschiede zwischen deutschen Johannisbeeren und österreichischen Ribiseln, es gibt auch Deckungsgleiches.

So haben sowohl die neuen Gesamtdeutschen als auch wir Restösterreicher ein Problem mit den jeweiligen Herrschern und ihren Häusern, den ehemaligen selbstverständlich.

Was uns Österreichern die Habsburger sind - oder waren -, das sind den nördlichen Geschwistern ihre Hohenzollern.

Vielleicht Anlaß, aber eigentlich kein Grund zur Schadenfreude. Jetzt sind wieder einmal „die Deutschen" dran. Am 17. August werden zwei preußische Könige „umgebettet". Es sind Vater und Sohn - und könnten doch ungleicher nicht gewesen sein: Friedrich Wilhelm I., verliebt in seine Armee und deren „lange Kerls", fanatisch fromm und dem feinen Leben fremd, reformerischer Absolutist und rücksichtsloses Arbeitstier, Friedrich IL, dessen gemaßregelter und geschurigelter Sohn, im Vergleich zum Vater ein aufgeklärter „Linker", Freund der Kunst und der Franzosen, begabter Flötist und - sehr zum Nachteil Österreichs - auch erfolgreicher Feldherr.

Vom despotischen Vater gefoltert, aber nicht gebrochen, erreichte der asketische Sohn, was seinem optisch überaus barocken Erzeuger trotz allen Eifers nicht gelang:

Er wurde „der Große". Zueinander kommen konnten die beiden erst im Tode. Gestorben und begraben in ihrer preußischen Residenzstadt, mußten die beiden sicherheitshalber - und wohl auch aus politischen Gründen - in den deutschen Südwesten ins familiäre Exil.

Nun sollen sie wiederum zurück nach Potsdam. Am Todestage Friedrichs, des Großen, sollen die beiden in einer preußisch schlichten Staatsaktion überführt werden. Was den einen, den Traditionalisten, historische Selbstverständ-lichlichkeit, ist den anderen, den

Progressisten, das Wetterleuchten des „Vierten Reiches". Die frustrierte Linke hat sich -wieder einmal - auf Helmut von der Pfalz eingeschossen. Der wird nämlich an der Staatsaktion teilnehmen.

Genau so wie der Ministerpräsident von Brandenburg, dessen Landeshauptstadt Potsdam heißt. Und hier liegt der Hase im Pfeffer:

Ministerpräsident Stolpe ist nicht nur hoher evangelischer Kirchenmann, er ist auch prominentes Mitglied der SPD.

Und deshalb wird der Streit um die Reise nach Potsdam wohl das bleiben, was er ja schon war und eigentlich ist: provinzielles Sommertheater.

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