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Die Machd der Machd loseu
Die Kirche in Österreich hat in den letzten Jahrzehnten viel von ihrer äußeren Macht verloren. Das sollte sie nicht mutlos machen, da sie doch aus ihrer eigenen Geschichte weiß, daß oft die Machtlosen die Stärkeren sind. Machtlos ist nicht harmlos. Ein Beispiel dafür ist Klemens Maria Hofbauer (1751-1820).
1808 kam er im Alter von 57 Jahren, gezeichnet von harten Schicksalsschlägen, arm und ohne Ansehen nach Wien. Die Kirche von Wien hat ihn nicht erwartet; eine Zeitlang ist er arbeitslos, dann wird er Hilfspriester an der italienischen Kirche (Minoritenkirche); von 1813 bis 1820 ist er Seelsorger der Ursulinen und Kirchenrektor der kleinen Kirche St. Ursula (in der Johannesgasse). Er hat im Gesamt der Kirche unscheinbare Aufgaben und keine einflußreiche Position. Zeitweise bekam er Predigtverbot. Er sollte auch aus Wien ausgewiesen werden. Machtlos kam er und blieb er.
Trotzdem wurde sein Leben und Wirken nicht nur für die Redemptoristen, deren weltweite Verbreitung er grundlegte, sondern auch für die Erneuerung der Kirche von Wien und Österreich von großer Bedeutung. Wie war dies möglich? Das Geheimnis seines Wirkens war die Kraft seiner vom Glauben geprägten Persönlichkeit. In einer rationalistischen Zeit, die Gott nur als eine Funktion des Menschen gelten ließ, ist für Klemens Gott die alles überragende Wirklichkeit und entscheidende Quelle auch menschlichen Lebens. Klemens hat im eigenen Leben erfahren, daß der Mensch erst voll Mensch wird, wenn er zu Gott findet, wenn er Gott als den Herrn seines Lebens anerkennt und sein Schicksal diesem Gott anvertraut. Das glaubte und wußte er nicht nur mit dem Verstand, sondern lebte es mit allen Kräften des Herzens und des Gemütes; und in einer überzeugenden Menschlichkeit.
Klemens Maria Hofbauer verstand es, dieses sein Wissen auch anderen Menschen, den Armen und den Reichen mitzuteilen. Auch den Gelehrten und Künstlern zeigte er den Weg zu einem lebendigen Glauben.
Was er selbst wollte, die Reform der Kirche - „Das Evangelium muß neu gepredigt werden“ - haben nach seinem Tod seine FYeunde und Schüler fortgesetzt.
Wenn heute Christen merken, daß die Kirche Macht und Einfluß verliert, wird sie dies nicht mutlos machen, sondern veranlassen, die eigenen, die genuin christlichen Kräfte zu entdecken.
P. Dr. Alois Kraxner CSsR ist Geistlicher Assistent des Österreichischen Katholikentages
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