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Die Männer neu erfinden?
„Neue Männer braucht das Land", stellte schon seinerzeit ebenso unzweideutig wie lautstark die deutsche Rocksängerin Ina Deter fest. Was aus der Forderung nach neuen Männern geworden ist, war ein Thema des internationalen Symposions „Test the West" - Geschlechterdemokratie und Gewalt, das Mitte November im Austria Center in Wien abgehalten wurde.
Juristische und politische Probleme wurden aufgeworfen aber auch die Frage, wie frauenfreundliche (profeministische) Männer mit Männergewalt gegenüber Frauen umgehen. Richtungsweisend scheint hier die amerikanische NOMAS-Bewe-gung zu sein. NOMAS, das ist die Abkürzung für National Organization for Men Against Sexism (Nationale Organisation für Männer gegen Sexismus), gleichzeitig aber auch ein Ausdruck aus dem Spanischen, der „nicht" beziehungsweise „nie mehr" bedeutet.
SprecherdieserOrganisation ist der New Yorker Soziologieprofessor Michael S. Kimmel. Er meint, die Gründe dafür erkannt zu haben, warum auch profeministische Männer immer noch schweigen zur Gewalt gegen Frauen, die Augen davor verschließen und so die Gewalttäter indirekt unterstützen. Es. sei die Angst, meint Kimmel, die profeministische Männer zu solchen Reaktionen beziehungsweise Nicht-Reaktionen veranlasse. Wer sich auf die Seite der Frauen stelle, liefe nämlich seinerseits Gefahr als weibisch denunziert und somit zum Feindbild gemacht zu werden.
Wer schweigt - und sei es aus Angst - erweckt aber den Eindruck, er billige Gewalt gegen Frauen. Und diesen Eindruck haben gewalttätige Männer dann ebenso wie Frauen. So kommt es zu einer Polarisierung unter den Geschlechtern, weil profeministische Männer nicht den Mut aufbringen, ihr Schweigen zu brechen. Kimmel sieht hier nur einen Ausweg aus dem Dilemma: sich zu organisieren und gemeinsam gegen Frauenfeindlichkeit aufzutreten.
Daß das funktionieren kann zeigt ein Beispiel aus Kanada. In der ersten Dezemberwoche wird heuer zum zweiten Mal die „White-Ribbon-Campaign" (Weiße-Band-Kampagne) durchgeführt, zur Erinnerung an das Montreal-Massaker. Bei diesem war ein Amokläufer in einen Universitätshörsaal eingedrungen, hatte Männer und Frauen in verschiedene Hälften des Raumes aufgeteilt und dann alle Studentinnen erschossen. Begründung: sie seien alle Feministinnen und müßten deshalb sterben.
Als Zeichen der Erinnerung und des Protestes trugen im Vorjahr kanadische Männer weiße Bänder am Revers,darunter Eishockeyspieler und Politiker. „Fernsehsprecher haben überlegt, ob sie ein weißes Band tragen sollten oder ob das eine unzulässige politische Meinungsäußerung sei", berichtet Kimmel. Einer von 20 Kanadiern trug ein weißes Band. Das kann - je nach persönlicher Einschätzung - als Erfolg oder als Schande betrachtet werden. Für heuer erwartet man, daß jeder siebte Kanadier ein weißes Band tragen wird.
Für den Zürcher Universitätsdozenten Alberto Godenzi sind weiße Bänder allein zu wenig. Er vermutet hinter männlichen Zugeständnissen an den Feminismus zumeist Strategien, um die aufmüpfigen Frauen zu besänftigen. Ihre Macht ernsthaft abgeben wollten die wenigsten, so meint er. Die Zahl der Schweizer Männer, die wirklich mit den Frauen solidarisch seien, schätzt er auf etwa 200. Alle anderen gäben bestenfalls vor, frauenfreundlich zu sein. Und auch für die Zukunft sieht Godenzi keine besonders ermutigenden Perspektiven. Denn: „Das .Unternehmen Mann' schreibt seit Jahrhunderten schwarze Zahlen. Warum es also ändern?"
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