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Die Metalle schwinden dahin

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Aktuelle Probleme verdrängen langfristige: Beim heutigen Verbrauch wird am Ende des nächsten Jahrtausends kaum ein wichtiger Rohstoff mehr vorhanden sein. Ausgedünnte Lagerstätten bedeuten aber energieaufwendige und umweltbelastende Förderung. Hanns W. Maull zeichnet in seinem Standardwerk „Strategische Rohstoffe - Risiken für die Wirtschaftliche Sicherheit des Westens" (R. Oldenbourg Verlag, München 1988,302 Seiten, öS 686,40) folgendes Bild der bekannten Reserven:

Eisen: 114 Jahre. Nichtenergetische Ressource mit dem höchsten Verbrauch.

Wolfram: 77 Jahre. Als Ersatz kommt Molybdän in Frage. Auf dem Weltmarkt ist Österreich mit elf Prozent ein Hauptabnehmer.

Titan: 183 Jahre. Verliert im Raumfahrt- und Flugsektor Bedeutung, doch wurden schon bisher 50 bis 60 Prozent der Weltproduktion für weiße Lacke, Anstriche und Papiere verbraucht. Bei extremen Beanspruchungen (Meerwasserentsalzung, Tiefseeanlagen, Chemie) zeichnen sich neue Verwendungen ab.

Kobalt: 259 Jahre. Steigender Verbrauch (Magnete, Werkzeug- und Spezialstähle, Katalysator bei der Rohöl-Entschwefelung).

Aluminium: Bauxitreserven für 264 Jahre. Tonerden stellen eine noch einmal so große Reserve dar, erfordern aber höheren Energieeinsatz. Die Rohaluminiumproduktion konkurriert durch ihren Energiebedarf mit dem Anliegen der C02-Vermeidung. Alu ist der zweitwicKtigste metallische Werkstoff. Während es im Flugzeugbau zurückgeht, stieg der Alu-Anteil des durchschnittlichen US-PKW von 30 Pfund 1955 auf 200 Pfund 1990. Der Abbau der brasilianischen Bauxitreserven würde mit der Rettung des Regenwaldes kollidieren. Von der US-Produktion 1986 verbrauchte die Verpackungsindustrie 29 Prozent!

Niob: 321 Jahre. Bedeutung nimmt zu. Erhöht Korrosionsfestigkeit und Zähigkeit der Spezialstähle für Pipelines und Tiebwerksschaufeln.

Mangan: 444 Jahre (ohne Tiefseeknollen, die auch Kobalt, Kupfer und Nickel enthalten). Stahl ohne Mangan gibt es nicht. Während Qualitätsstähle mit hohem Manganzusatz immer wichtiger werden, konnte der Anteil der Massenstähle dank japanischen Verfahren auf 3,5 Kilogramm pro Tonne gesenkt werden. Fürdie erwartete Verbrauchssteigerung von 1,1 Prozent Sorgen Schwellenländer wie Südkorea und Brasilien.

Vanadium: 579 Jahre. Fällt meist mit Uran, Eisen, Phosphor an. Diente für Tinten und als Färbemittel, erste industrielle Anwendung 1908 im „Ford T". Verbrauch stagniert.

Chrom: 682 Jahre. Die Stahlindustrie verbraucht 70 Prozent, den Rest die chemische Industrie für Pigmente, Gerbung und Hochofenziegel. Chromlegierungen sind besonders hart, korrosionsfest, widerstandsfähig. (Geschützläufe, Munition, Kfz-Teile wie Kurbelwellen und Getriebe, Energieproduktion, Brücken, Flugzeugtriebwerke, Hochgeschwindigkeitsgeleise, Tankzüge.) Zuwachsraten überproportional. Studien über die Folgen von Versorgungsengpässen führten zu dramatischen Ergebnissen: Während selbst eine Verdoppelung der Chrompreise keine nennenswerten volkswirtschaftlichen Auswirkungen hätte, könnte eine Verringerung der Chromzufuhr um 30 Prozent in der Bundesrepublik einen Rückgang der Industrieproduktion um 28 Prozent und Millionen Arbeitslose verursachen.

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