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Die Musik entschädigt

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Bei Neptun in der - Gott sei Dank -noch überdachten Salzburger Felsenreitschule dirigiert Seiji Ozawa Wolfgang Amadeus Mozarts „Idomeneo, Re di creta". Das 1781 üraufgeführte Auftragswerk des Münchner Kurfürsten zeigt Mozarts kompositorische Selbständigkeit im Genre der damals modischen Großen Opern. Seine Entstehung als „Work in progress" parallel mit der Probenarbeit zur Aufführung war auch von den Forderungen der Sänger der Hauptpartien geprägt. Als Musikdrama aus dem Geist der Aufklärung weist das Werk deutliche Bezüge zur französischen Oper auf, in der Chor und Ballett eine wesentliche Rolle spielten.

Nikolaus Lehnhoff, dessen Salzburger Inszenierung des Vorjahres wieder aufgenommen wurde, hat sich für eine optische Umsetzung jenseits der Historie entschieden; koffertragend betreten die gefangenen Trojaner die Szene, Idomeneo bittet Idia seinen Thron als Sitzgelegenheit an, Jung-Faschisten legen Kränze für die Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen nieder. Auch die heiklen Auftritte des alles verschlingenden Seeungeheuers, die Bodenakrobatik Schiffbrüchiger, reizen eher zum Lachen.

Die Wiener Philharmoniker, der Wiener Staatsopernchor und die Solisten entschädigen weitgehend für die szenische Hilflosigkeit. Susan Quittmeyer als Idamante, Sylvia Mc Nair als Idia und Cheryl Studer als Elettra beherrschen mit stimmlicher Durchschlagskraft und furiosem Temperament den übergroßen Bühnenraum, gegen sie setzen sich Anthony Rolfe Johnson als etwas müder Idomeneo, Douglas Johnson als Arbace und Hermann Winkler als Hoher Priester oft nur mit Mühe durch.

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