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DIE RESTE DER PUSSTA LANGFRISTIG SICHERN

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Die Idee eines Nationalparks Neusiedlersee besteht in Naturschutzkreisen schon seit langer Zeit und wurde wiederholt an die Oberfläche gebracht. Im Zuge der ersten Diskussionen der geplanten gemeinsamen Weltausstellung Wien-Budapest wurde dieser Gedanke auch von den politisch Verantwortlichen aufgegriffen. Es sollte ein grenzüberschreitendes Projekt mit Ungarn werden, gewissermaßen ein verbindendes Glied zwischen zwei verschiedenen Weltanschauungen.

Dieser Grundgedanke wurde zuerst von der politischen Entwicklung im früheren Osten rasant überholt und mittlerweile ist auch die Weltausstellung vom Tisch. Geblieben ist ein vor der Fertigstellung befindlicher Nationalpark Neusiedlersee auf ungarischer und österreichischer Seite.

Naturschutzziel dieses Nationalparks ist es, das Ökosystem des Neusiedlersees mit den umgebenden Lacken (kleine, seichte Sodaseen) und den verbliebenen Pußtaresten langfristig zu sichern.

In einem Gebiet mit kleinflächig strukturierter Landwirtschaft, wo jeder Quadratmeter einem gewissen Nutzungsdruck unterliegt (inklusive der Jagd- und Fischereirechte), war es von Haus aus kein leichtes Unterfangen, die nötigen Nationalparkflächen zu sichern.

Möglich war dies nur, weil ein über Parteigrenzen hinweg zusammengestelltes und gemeinsam auftretendes Planungsteam innerhalb der Burgen-ländischen Landesregierung unter ständiger Beiziehung von Fachleuten der Biologischen Station und Naturschutzorganisationen an die Sache heranging.

Ziel: ein echter Nationalpark

Von Beginn an waren zwei Dinge völlig klar: Es sollte nur ein Nationalpark entstehen, der die IUCN-Krite-rien für Nationalparks erfüllt und von einer großen Mehrheit der Bevölkerung voll inhaltlich mitgetragen wird.

In den Gemeinden der Region wurden Gesprächsplattformen gebildet, wo ohne jede Vorbedingung das Anliegen diskutiert wurde. Die Bauern haben sehr rasch erkannt, daß vor dem Hintergrund der bestehenden kritischen Einkommensituation in der Landwirtschaft das Produkt „Naturlandschaft” etwas ist, das durch den Nationalpark einen echten Marktwert bekommt und vor allem nicht importierbar ist.

Ausgehend von diesem Grundgedanken sind die verschiedenen Zonen durch Verträge gesichert worden, die kaum Unzufriedene hinterlassen.

Im einzelnen sind dies: Südlicher Seeteil (Neudeck) aus dem Besitz Esterhazy als Naturzone, gleichzeitig als Herz des Nationalparks. Es ist gepiant, diesen Teil (rund4.000 Hektar gemäß der IUCN-Kriterien) völlig außer Nutzung zu nehmen und der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Dazu heißt auch keine jagdliche Nutzung. Die Jagdrechte sind bereits an das Land übergegangen.

Weiters gibt es Bewahrungszonen:

1. Lange Lacke: 1.000 Hektar Lakken und Hutweidengebiete. 700 bis 800 Hektar im Gebiet zwischen Langer Lacke und Nationalpark-Kernzone stehen noch in Verhandlung.

2. Illmitz: rund 1.350 Hektar Lakken, Wiesen und Ackerflächen sind durch einen Vertrag gesichert.

3. Zitzmannsdorfer Wiesen: rund 500 Hektar Wiesen und Äcker sind vertraglich gesichert, weitere 150 Hektar (Seeraumzone) sind Gegenstand von Verhandlungen.

4. Hansag: 600 Hektar Wiesen und Äcker werden gerade verhandelt.

Wohl bald anerkannt

Das ergibt in etwa ein Verhältnis von Naturzone zu Bewahrungszone von 50 zu 50. Die IUCN-Vertreter haben dies grundsätzlich akzeptiert, jedoch angeregt, die Wasserflächen und Ufer der Lacken (Vollnaturschutzgebiete) in die Naturzone mit-einzubeziehen. Damit der Nationalpark Realität wird, bedarf es neben gesetzlichen Verankerungen durch ein Nationalparkgesetz vor allem der Schaffung einer schlagkräftigen Verwaltung und gebietsmäßiger Arrondierung.

Der ungarischer Teil ist seit Februar 1991 bereits als Nationalpark rechtsgültig. Mit dem Direktor Lasz-lo Karpaty, einem anerkannten Fachmann und Naturschützer, besteht seit Jahren ein guter Kontakt und auch jetzt ein angenehmes Arbeitsklima. Die ungarische Fläche beträgt rund 4.000 Hektar: Den ungarischen Teil des Neusiedlersees und angrenzende Hutweidenflächen. Der Autor ist Mitarbeiter der Abteilung Naturschutz des World Wildlife Fonds (WWF) in Wien.

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