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Die Scheidung der Geister

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FURCHE: Was versteht die Heilige Schrift unter Endzeit? BERNHARD PHILBERT: Betrachtet man die gefallene Welt und den alten Bund und dann das Erscheinen von Jesus Christus, dem wahren Menschen und wahren Gott, dann ist all das Geschehen seit Christus bis heute Endzeit.

Sieht man es aber in einer noch spezifischeren Form, dann ist Endzeit jene Periode, die auf die Unbewohnbarkeit des Planeten Bezug hat. In der End-Entscheidung, in der völligen Scheidung der Geister, des Bösen und des Guten, in dieser Trennung findet dann die Endzeit im engeren Sinn statt.

FURCHE: Ist das Ende der Völker auch das Ende des Universums?

PHILBERT: Das Ende der Völkerwelt wird sein, wenn auf der Erde geschieht, was in Apokalypse 20 beschrieben wird. Wir lesen dort, daß vor dem, der auf dem Thron sitzt, Himmel und Erde schwanden wie eine Buchrolle, die man zumacht, und es fand sich kein Raum mehr. Dieses Ende geht aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Unbewohnbar-Werden unseres Planeten einher. Ich glaube aber nicht, daß die Erde als solches verschwindet.

Sie wird aber mit Sicherheit vergehen, wenn die Sonne in etwa 13 Milliarden Jahren in den Zustand des roten Riesen übergeht. Dann wird die Erde verdampfen und in der Sonnen-Corona aufgehen. Das Ausbrennen der Sterne wird in 100 Milliarden Jahren stattfinden. All das ist aber heilsgeschichtlich nicht mehr von Bedeutung.

FURCHE: Nun zum Endzeitbegriff im engeren Sinn. Wird hier unsere Zeit beschrieben?

PHILBERT: Ja, und zwar insofern, als heute das erste Mal die Möglichkeit gegeben ist, die Erde unbewohnbar zu machen - technisch. Die beste Gewähr dafür, daß Leben weitergeht, ist dann gegeben, wenn man es nicht zerstören kann. Heute ist erstmals der Fortbestand des Lebens von sittlichen Kräften des Menschen abhängig geworden. Das ist ein absolutes Novum und ein besonderes Merkmal dieser besonderen Endzeit.

FURCHE: Können Sie das ausführen?

PHILBERT: Drei Gefahren machen die endzeitliche Gefährdung offensichtlich: die nukleare Bedrohung, die Immunschwächekrankheit Aids und drittens die genetische Degeneration und Manipulation.

FURCHE: Sind diese materiel-lenBedrohungen die eigentlich entscheidenden, oder geht es nicht vielmehr um geistige Fragen, um geistige Merkmale der Endzeit?

PHILBERT: Wenn ich das von der biblischen Prophetie her betrachte, dann ist ein Kennzeichen, daß Gott das auserwählte Volk wieder in das Land seiner Väter zurückführt. Weiters hat Christus gesagt, Erdbeben und Kriege sollten uns nicht aus der Fassung bringen. Das müsse zwar kommen, bedeute aber noch nicht das Ende. Erst müsse das Evangelium in der ganzen Welt verkündet werden. Beides ist geschehen.

Das bedeutet aber nicht, daß wir zwangsläufig den Entladungen apokalyptischer Art entgegen gehen. Denn so wie Ninive sich im Gefolge der Prophezeiungen des Jona bekehrt hat, so bin ich überzeugt, daß gleiches auch für unsere Zeit zutrifft.

Gerade die beiden Hauptgefahren, die nukleare und Aids, wären in kürzester Zeit verschwunden, wenn wir wirklich zu Gottes Geboten zurückkehrten.

FURCHE: Wie aber sehen Sie die Zukunft, wenn die Umkehr nicht stattfindet?

PHILBERT: Dann wird das auf uns zukommen, was uns in der Apokalypse angekündigt ist. Es wird zu einer Herrschaft des Antichristen kommen. Möglicherweise wird sie sich auch in zwei oder drei Machtblöcken äußern.

FURCHE: Auf welcher geistigen Basis würde diese Welt aufbauen?

PHILBERT: Dieses Konzept sieht in der Rebellion - oder sagen wir: in der Revolution ihr Existenzprinzip. Indem der Stärkere das Schwächere durch Eliminierung ausschaltet (also die bessere Firma die weniger tüchtige, die größere Bank die kleinere, der vitalere Mensch den weniger vitalen, der Intelligenzler den Dummen …), kommt es zu einem Fortschritt einfach dadurch, daß alles Schwache vernichtet wird.

Uberall wird voll Stolz auf Revolutionen geblickt: auf die sozialistische Revolution, auf die Französische Revolution, auf die sexuelle Revolution oder auf die feministische. Uberall landet man bei dem Ruf nach totaler Selbstbestimmung des Menschen. Alle diese Bewegungen enthalten implizit dasselbe Grundkonzept. Aus christlicher Sicht wird es als das Konzept des „Vaters der Lüge“ und des „Mörders von Anbeginn“ entlarvt.

Vordergründig sieht all das nach Pluralismus aus. Dieser Schein macht durch seine Relativierung die Leute dazu bereit, sich mit dem satanischen Grundkonzept der Rebellion anzufreunden.

FURCHE: Und die Kirche - wie steht sie in diesem Geschehen?

PHILBERT: Alle Mächte der Welt sind in dieses Geschehen hineingezogen. Die Kirche (voran die katholische, gleichsam als Stamm) ist von Gott eingerichtet. Sie ist heilig- aber nicht alle in ihr sind Heilige. Es gibt also auch die „Antikirche“, die das luziferische Prinzip der Rebellion dem der Hingabe, das in der Heiligen Kirche gilt, entgegenstellt.

Diese Antikirche ist als solche wesenhaft böse - nicht jedoch alle Menschen, die zu ihr zählen. Viele sind einfach fehlgeleitet.

Aber mehr und mehr werden sich die i Geister scheiden. Jene, die nicht dem Geiste Christi folgen, werden sich immer weniger in der Kirche halten können, zumal wenn die Kirche unter stärkere Verfolgung gerät.

Auf der anderen Seite werden die Suchenden und die Menschen guten Willens sich dem geistigen Raum der Antikirche entfremden. Denn das ist auch ein Kennzeichen der Endzeit: Es kommt zu einer endgültigen, in der letzten Phase nicht mehr widerrufbaren Ja-oder-Nein-Beziehung, zur Scheidung der Geister.

Bernhard Philbert ist Priester, Physiker, Inhaber zahlreicher Patente und Autor des Buches „Christliche Prophetie und Nuklear-energie“ (Christiana Verlag, Stein 1975).

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