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Die Schere wird größer

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Zuerst legte der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) seinen neuesten Jahresbericht vor (FURCHE 13/1983), nun zog auch der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) Bilanz.

Der FFF hat von 1968 bis einschließlich 1982 immerhin 4272 Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit einem Aufwand von rund 3,6 Milliarden Schilling gefördert. Diese Forschungen fallen weniger quantitativ — 1982 deckte die Fondsförderung nur 5,6 Prozent der gesamten industriell-gewerblichen Ausgaben für For-

schung und Entwicklung — als qualitativ ins Gewicht.

Haben diese wirtschaftsorientierten Forschungen wirklich positive Auswirkungen auf die Wirtschaft?

Um diese Frage zu beantworten, wurden die Ergebnisse der 230 im Jahr 1978 abgeschlossenen Projekte erhoben. Innerhalb von drei Jahren konnten immerhin 103 dieser Vorhaben (44,8 Prozent der Projektzahl; 50,4 Prozent der aufgewendeten Förderungsmittel)

wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt werden, als „Flops“ — und das vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen — erwiesen sich nur 40 Projekte (17,4 Prozent der Projektzahl; 15,3 Prozent der Mittel).

Nach Angaben der FFF-Füh- rung haben die 103 erfolgreichen Projekte zusätzliche Umsätze von 2,8 Milliarden Schilling erbracht und bestehende Umsätze von über 30 Milliarden gesichert. Außerdem wurden mehr als 1100 neue Arbeitsplätze geschaffen und über 80 Millionen Schilling an Energie-, Material- und sonstigen Kosten eingespart.

Grundsätzlich fördert der FFF nur bis zu einer maximalen Höhe von 50 Prozent der Projektkosten und zwar einerseits durch nicht rückzahlbare Beiträge und Kreditkostenzuschüsse, anderseits durch zinsverbilligte Darlehen. Den Rest der Kosten muß ein an der späteren Verwertung der Forschungsergebnisse interessiertes Unternehmen tragen.

Gegenwärtig liegen die größten Anteile der Förderung bei den Sektoren Chemie, Maschinen-, Stahl- und Eisenbau sowie Elektrotechnik. Schwerpunkte sind Energieforschung, Recycling und Mikroelektronik.

Für FFF-Präsident Julius Widtmann besteht noch ein großer Aufholbedarf für Österreichs wirtschaftsbezogene Forschung, wobei er sich eine großzügigere Steuergesetzgebung wünscht. Hauptwunsch des obersten

Fonds-Verantwortlichen: Daß auch über öffentliche Zuwendungen finanzierte Forschungsausgaben eines Betriebes von der Steuer abgesetzt werden können. Widtmann bedauert, daß der FFF aus finanziellen Gründen manche risikoreiche, aber interessante und innovationsträchtige Projekte nicht fördern kann.

So rechnet der Fonds für 1984 mit einem Antragsvolumen von etwa 1,1 Milliarden Schilling, davon rund 700 Millionen Schilling für vordringliche Projekte. Aus Darlehensrückflüssen und Zinsen stehen dem FFF rund 180 Millionen Schilling zur Verfügung, aus dem Bundesbudget sind kaum mehr als die 304 Millionen des Vorjahrs zu erwarten, erhofft wird wieder eine Kooperation mit der österreichischen Nationalbank, die 1982 rund 66 Millionen in Projekte zur Verbesserung der Leistungsbilanz steckte.

Eine Lücke von rund 150 Millionen Schilling dürfte bleiben. So wird die Schere zwischen den Forschungsideen und den Möglichkeiten ihrer Finanzierung leider immer größer. Wenn man weiß, daß ein Forschungsschilling in wenigen Jahren zwanzig Umsatzschilling ausmacht, muß man dies doppelt bedauern.

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