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Die Spaltung der Christdemokraten

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Am Wochenende gab es in mehreren Städten der Slowakei -neun Wochen vor den Wahlen -wenigstens sieben wichtige Parteitage. Der wohl interessanteste fand in Zvolen (Altsohl) statt, wo der Gründungskongreß der Slowakischen Christlichdemokratischen Bewegung stattfand.

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Am Wochenende gab es in mehreren Städten der Slowakei -neun Wochen vor den Wahlen -wenigstens sieben wichtige Parteitage. Der wohl interessanteste fand in Zvolen (Altsohl) statt, wo der Gründungskongreß der Slowakischen Christlichdemokratischen Bewegung stattfand.

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Bei dieser Bewegung handelt es sich um jene Gruppe von Jan Klepäc", die sich vor drei Wochen von der Christlich-Demokratischen Partei abgespaltet hat. Am Parteitag nahmen etwa 300 Delegierte aus der ganzen Slowakei teil. Das Programm, die Diskussion, das Enddokument unter dem Motto „Die Zeit ist reif, Slowakei" waren sorgfältig vorbereitet. Erwartungsgemäß wurde Jan Klepäc zum Vorsitzenden gewählt.

Er skizzierte in seiner Rede die drei Pfeiler seiner neuen Politik: Souveränität der Slowakei, eine Wirtschaftspolitik mit Respektierung der slowakischen Realitäten und Verbesserung der politischen Arbeit. Kompromisse hätten ihre Grenzen, betonte Klepäc, die Slowakei sollte endlich auch im Ausland präsent sein. Die neue Bewegung will christlich sein, aber nicht konfessionell, national, aber nicht nationalistisch. Die Wahlen wird die Bewegung wahrscheinlich in einer Koalition mit den Grünen bestreiten, denn auf sich allein gestellt haben die Grünen sehr wenig Chancen, ins Parlament zu kommen.

Wie groß die Anhängerschaft der abgespaltenen Slowakischen Christlich-Demokratischen Partei sein wird, ist noch nicht abzuschätzen. Ob das Adjektiv „Slowakisch" mehr Wähler von der Slowakischen Nationalpartei und den vielen kleineren nationalistischen Parteien zur christdemokratischen Bewegung locken wird, ist fraglich. Die Spaltung der Christdemokraten hat die Mitte der slowakischen politischen Szene sehr geschwächt und eher zu einer Polarisierung denn Stabilisierung geführt.

Zur selben Zeit tagte in Trnava (Tymau) die „Mutterpartei" der christlich-demokratischen Bewegung unter Ministerpräsident Jan Carnogurs-ky. Auf dem außerordentlichen Parteitag nahmen auch Gäste aus Österreich - Alois Mock und Erhard Busek - teil. Jan Carnogursky bezeichnete die christlich-demokratische Bewegung als „Garantie für Demokratie". Mittlerweile hat der slowakische Parlamentspräsident Frantisek Miklosko dem Vorsitzenden der Bürgerlich-Demokratischen Partei, Martin Porubjak, den Austritt aus dieser Partei bekanntgegeben. Miklosko will Camogurskys christdemokratischen Flügel unterstützen. Bis zu den Wahlen will er jedoch Parlamentspräsident in Preßburg bleiben.

Der föderale Parlamentspräsident Alexander Dubcek hat sich mittlerweile den slowakischen Sozialdemokraten unter ihrem Chef Zala zur Verfügung gestellt. Bei den Wahlen anfang Juni erwartet diese Partei jetzt 15 Prozent; symbolisch hat er diesen Wunsch mit 15 roten Rosen ausgedrückt, die Zala Dubcek bei dessen Parteieintritt überreichte. Ein historischer Moment, die Vereinigung der slowakischen Linken ist jedoch ausgeblieben. Die „Partei der Demokratischen Linken" (Neokommunisten) unter Peter Weiss marschiert getrennt.

Größte Chancen bei den slowakischen Wählern hat nach wie vor Vladimir Meäiar, der sich trotz der ihm nachgesagten Stasi-(StB)-Verbindungen prächtig in der Wählergunst halten kann.

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