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„Die Stimme der Stimmlosen”

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Ich komme als Friedensbote, ich möchte wie Christus die Friedliebenden ermutigen. Wahre Liebe ist Friede, und Friede ist absolut notwendig, wenn Afrika sich ganz den großen Aufgaben widmen will, die auf diesen Kontinent warten. Gemeinsam mit allen meinen afrikanischen Freunden wünsche ich, daß morgen jedes Kind dieses Erdteils Nahrung für den Körper und Nahrung für den Geist in einem Klima der Gerechtigkeit, der Sicherheit und der Eintracht finden kann.

In Kinshasa (Zaire) hei der Ankunft

Die Geisel des Rassismus zu bekämpfen heißt, einen wirksamen Beitrag zur Respektierung der Menschenrechte zu leisten. Unser Bestreben ist es, überall den Sinn für eine Achtung der Würde unserer afrikanischen Mitmenschen zu wecken . .. Leider ist es in unseren Tagen zur Übung geworden, den Versuch zu unternehmen, sich mit Gewalt durchzusetzen. Dies ist des Menschen nicht würdig. Ich werde mich hier wie anderswo zum unermüdlichen Boten eines Ideals machen, das die Gewalt ausschließt und auf Brüderlichkeit beruht. In Kinshasa vor Diplomaten

Eine atheistische Ideologie kann niemals eine Führungskraft bei der Hebung des Lebensstandards und bei der Entfaltung sozialer Gerechtigkeit sein, weil sie dem Menschen seine gottgegebene Freiheit, seine geistige Bestimmung und die Kraft zur notwendigen Bruderliebe raubt. . .

Keine gesellschaftliche Veränderung wird je zu einer echten und dauerhaften Bereicherung des Volkes führen, wenn dabei die höchsten geistigen Werte geopfert werden. Eine Entwicklung ist einseitig und zu wenig menschlich, wenn Materialismus, Profitgier oder selbstsüchtiges Streben nach Reichtum und Macht an die Stelle der Werte treten, die an der afrikanischen Gesellschaft so gerühmt werden: Sorge füreinander, Solidarität, das Bewußtsein der Gegenwart Gottes in allen Bereichen des Lebens...

Noch immer gibt es allzuviele Beispiele einer institutionalisierten Diskriminierung aus rassischen Gründen. Rassendiskriminierung ist ein Übel, gleichviel wie, von wem und warum sie ausgeübt wird.

In Nairobi (Kenia) vor Diplomaten .

Ich bin die Stimme jener, die keine Stimme haben: die Stimme der Unschuldigen, die sterben, weil sie kein Wasser und kein Brot besitzen.

In Wagadugu (Obervolta)

Als sich der Papst von Zaire, dem Giganten im Herzen Afrikas, verabschiedete, erklärte er: „Die Kirche ist gewachsen und steht in Blüte wie ein Baum, der in der Erde Zaires feste Wurzeln geschlagen hat. Ihr Lebenssaft ist der der universalen Kirche, denn es gibt nur einen Glauben, nur eine Taufe, nur einen Herrn, nur einen Geist, nur einen Gott und Vater aller (vgl. Eph. 4, 5,6). Aber die Früchte haben - und sollen auch haben - den Geschmack Afrikas, in besonderer Weise den Geschmack dieses Bodens und der hier lebenden Bevölkerung.”

Der Ökumenismus nahm in dieser Reise eine eher untergeordnete Stellung ein. Das liegt nicht daran, daß in einigen Besuchsländern, wie in Zaire und im Kongo, die Zahl nichtkatholi- j scher Christen gering ist, denn in Kenia leben doppelt so viele Protestanten (meist Anglikaner) wie Katholiken, und in Ghana dreimal so viele.

Gewiß, das Anliegen des Ökumenismus griff der Papst mehrmals auf, doch sprach er darüber in keiner der wirklich großen programmatischen Reden. Es fehlte auch nicht an vornehmen Gesten des Ökumenismus seitens der nichtkatholischen Kirchen und Gemeinschaften. In Kenia z. B. erklärte der anglikanische Präsident den zweiten Besuchstag des Papstes zum Nationalfeiertag. Es kam aber zu keinen besonderen Initiativen, auch nicht - soweit bisher bekannt ist - während der Begegnung mit dem Primas der anglikanischen Kirche, mit Erzbischof Robert Runcie, in Ghana.

Der eigentliche Grund für die relativ geringe Betonung ökumenischer Anliegen und Zielsetzungen dürfte vielmehr in der thematischen Grundausrichtung der Seelsorgsreise liegen. Als Volksmissionar großen Stils wollte Papst Wojtyla in seinen Predigten die jungen afrikanischen Kirchen festigen und ermutigen, indem er sich darauf beschränkte, ihnen die Grundwerte und Grundhaltungen christlichen Lebens zu verkünden und sie durch seine Anwesenheit als Nachfolger Petri in der kirchlichen Einheit mit der Weltkirche zu stärken.

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