Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Die Stümper macht kein U-Boot wett
Bis jüngst mochten launige Zeitgenossen die Außenpolitik der Regierung Reagan noch als Quelle des Amüsements über die Gehversuche von Cowboys in den Ballsälen der Hauptstadt betrachtet haben: Wir wissen, was sie meinen, und sie werden’s schon noch lernen …
Allmählich vergeht einem die Gemütlichkeit. Was allein innerhalb der letzten Tage passiert ist, macht Zweifel daran, ob so etwas auf Dauer gut gehen kann, unun- terdrückbar.
Da war einmal das „laute Denken“ Reagans an die Möglichkeit eines begrenzten Atomkriegs in Europa. So undenkbar, wie die großen Vereinfacher tun, ist ein solcher wirklich nicht. Aber statt dieses explosive Thema mit den Verbündeten offen und argumentativ zu erörtern, werden Seifenblasen in die Luft gepafft, die als befruchtender Regen auf die europäischen Nachrüstungsgegner fallen.
Der „festen“ Haltung der NATO-Regierungen gegenüber der neuen Friedensbewegung zollte Außenminister Haig zwar öffentlich Beifall, doch ist diese Haltung weder einheitlich fest noch die Friedensbewegung einheitlich moskaugesteuert.
So nebenbei trug Haig seinen Dauerstreit mit Reagans Sicherheitsberater Allen säuerlich wie bisher nie an die Öffentlichkeit, was wieder einmal zu gütigen Vaterworten des Präsidenten an die beiden bösen Buben führte. Als ob Weltsicherheit ein Kinderspiel wäre.
Unmittelbar darauf bestätigte der ansonsten differenzierter argumentierende Haig, daß für den Fall eines Zusammenbruchs der Regierung von San Salvador militärische Abblockmanöver der USA gegenüber Nikaragua und Kuba „erwogen“ würden. Weil die Aufplusterung vom Außenamt kam, beeilte sich diesmal das sonst viel martialischere Verteidigungsministerium mit der Versicherung, daß man davon nichts halte.
Viel hält die US-Regierung jetzt auf einmal von einer öffentlichen Verfechtung der Menschenrechte — ein Grundsatz, für den die Reagan-Leute Präsident Carter monatelang schallend ausgelacht haben.
Lächerlich unnotwendig erscheint dagegen der Regierung Reagan das Fulbright-Programm des Studenten- und Lehreraustausches: Es soll um die Hälfte gekürzt werden.
Schließlich kanzelte Haig seinen britischen Amtskollegen Carrington ab, weil dieser durch sein Wohlwollen für den Saudi-Nahostplan den Frieden von Camp David gefährde. Zur selben Stunde ließ Präsident Mubarak wissen, Ägypten sei für den Saudi- Plan und eine „Normalisierung“ mit Moskau.
Da müßten schon russische Atom-U-Boote in den Kriegshäfen sämtlicher NATO-Partner gleichzeitig stranden, um so viel Stümperhaftigkeit zu überdek- ken.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!